Es kann nur besser werden?

Als Y2K-Teenager las ich in der Unterstufe Gudrun Pausewangs Die Wolke. Die späten Ausläufer der Anti-AKW-Bewegung sozialisierten und traumatisierten mich gleichermaßen. In der HTL-Oberstufe wählte ich den ‹nachhaltigen› Holzbau-Schwerpunkt und führte erste Klimawandel-Diskussionen: natürlich oder doch menschengemacht? Heute nehme ich wahr, dass das ‹damals› (von 2005 bis 2010) Gelernte immer noch nicht Stand der Technik ist – etwa das Bauen mit nachwachsenden Ressourcen, die Lebenszyklusbetrachtung von Gebäuden, die Verhinderung von Flächenversiegelung.

Während meiner Zeit als Lehrerin war in den Klassenzimmern von Klimawandelleugnung keine Rede mehr. Die Klimakrise wirkte sich zunehmend auf Schüler*innen aus. Manche resignierten, andere engagierten sich und besuchten Fridays for Future-Demos. Im Schulforum verfolgte ich Debatten über Bio-Getränke-Automaten und Mülltrennung mit und unterstützte Jugendliche bei einer Kleidertausch-Party. Dann kam die Pandemie und wir hatten ‹andere› Sorgen, zwischendurch begann auch noch ein Krieg in Europa.

Nun sprechen wir von einer Gegenwart multipler Krisen. Diese Gegenwart ist die Zeit der Kindheit und Jugend von Schüler*innen. Und es stellt sich die Frage, auf welche Zukunft Erwachsene sie in der Gegenwart vorbereiten sollen – und wie wir das tun.

Programme zur Steigerung von Resilienz, also psychischer Widerstandsfähigkeit, stehen im Bildungsbereich hoch im Kurs. Ebenso die Förderung von Zukunftskompetenz: «Futures Literacy» soll auf Betreiben der UNESCO den Fokus weg vom defizitären Blick auf gegenwärtige Krisen hin zum Gestaltungspotenzial in der Zukunft lenken. Zukünftebildung soll neue Vorstellungskräfte ermöglichen.

Wie viel Zukunft lässt sich aber gestalten in einer immer heißer werdenden Welt, in der der Anstieg des Meeresspiegels den Lebensraum von Millionen Menschen vernichtet? Diese Entwicklung wird immerhin seit Jahrzehnten prognostiziert.
Ich halte mich nicht für eine Kulturpessimistin. Ich verstehe auch den bildungspolitischen Zweckoptimismus. Vielleicht lande ich dazwischen dann doch wieder beim Hedonismus: Hurra, die Welt geht unter!

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