Urlaub

Auf der Bühne: zwei Plastikstühle, A + B sitzen darauf, etwas abseits ein Stapel Plastikstühle

A stellt die Füße auf die Zehenspitzen, verlagert das Körpergewicht nach hinten, bis die vorderen Stuhlbeine in der Luft sind. A wackelt in kleinen Bewegungen mit dem Stuhl vor und zurück. Schweißtropfen rinnen an As Körper entlang, treffen auf das Plastik, gleiten dort weiter, bis sie auf dem sandigen, trockenen Boden landen.

B: Wann musst du zurück zur Arbeit?
A: Um 15 Uhr.
B (nickt): Ich auch.
A: Dass wir früher über Mittag arbeiten konnten.
B: Damals gab es kaum Hitzetage.
A: Dass das so schnell so viele geworden sind.
B: Siesta klang für mich immer nach Urlaub.
A (wischt mit einem Handtuch Schweißperlen ab).
B: Und nach faul sein.
A (hängt das Handtuch über die Lehne des Stuhls).
A: Wir haben früher im Sommer oft Urlaub in Österreich gemacht.
B: Ja?
A: Genau hier war ein kleiner See.
B (schaut sich um).
A: Damals sind wir viel weiter vorn gesessen, ganz nah am Zaun.
B: Wie lang habt ihr das Grundstück schon?
A: Meine Großeltern haben es gekauft.
B (steht auf, geht ein paar Schritte Richtung Zaun).
A: Die Plastikstühle sind auch von damals.
B (kommt zurück, stützt sich auf die Lehne des Stuhls).
B: Die halten ganz schön was aus.
A: Damals, als sie auf den Markt gekommen sind, hat der Opa gleich einen ganzen Stapel gekauft.
B: In unserem Kulturverein haben wir auch welche.
A: Das ist aber nicht so nachhaltig, wie ihr gerne wärt.
B: Neu kaufen würden wir die jetzt nicht mehr.
A: Immerhin werden die auch in Museen gezeigt. Vielleicht solltet ihr einmal eine Ausstellung machen.

A ist gerade wieder auf den Zehenspitzen, als das hintere Bein des Stuhls einknickt. Er bricht in sich zusammen.
A geht mit ihm zu Boden.

B hilft A auf. Sie sammeln die Reste des Stuhls ein und holen einen neuen.

Illustration: Theresia Emm

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