Verschiebung von Verhältnissen

Andi Liebl porträtiert Veronika Leiner, die neue Geschäftsführerin von Radio FRO.

 

Veronika Leiner übernahm mit Ende Mai 2004 die Agenden des Richtung Freistadt scheidenden ehemaligen Geschäftsführers der Freien Rundfunk Oberösterreich G.m.b.H. Otto Tremetzberger. Welche Wege sie nach Linz führten und welche Herausforderungen der neue Job für sie birgt erzählte sie der KUPF.

Vor eineinhalb Jahren folgte Veronika der nach Berlin ziehenden Barbara Wildberger als Programm- & Projektverantwortliche bei Radio FRO. Als Neuling in der Stadt machte sie sich daran, die Geschichte von FRO zu erfahren und die HeldInnen und Nicht-HeldInnengeschichten der Organisation kennenzulernen. Offiziell standen die Reorganisation der FROzine, dem redaktionellen Teil von Radio FRO, und der FRO Beitrag zum Festival der Regionen auf der Arbeitsliste. Beide Topics haben sich bestens entwicklet und in der jüngsten Generalversammlung der Gesellschaft wurden die Karten neu gemischt. Die Personalrochade Tremetzberger / Leiner wurde abgesegnet, womit der Aufbau des freien Radios in Freistadt einen Namen hat (Otto) und Radio FRO eine neue Geschäftsführung erhält (Veronika).

Dabei hätte es auch anders kommen können, denn noch vor wenigen Jahren spekulierte Veronika mit einer beruflichen Laufbahn im Ausland. Als studierte Germanistin (in Kombination mit Spanisch) schienen Aufgaben als Lektorin oder Lehrerin in Chile verlockend, noch dazu waren erste Erfahrungen mit dem Leben im Ausland durch ein Studienjahr in Spanien schon gesammelt. Die ins Auge gefassten Möglichkeiten haben sich jedoch zerschlagen, und so blieb vorerst Salzburg Aktionsraum der jungen Medienfrau.

Die letzte Etappe vor Linz war die Vorstands-tätigkeit in der Radiofabrik Salzburg, als Konsequenz aus längerem Programmmachen für das örtliche Literaturhaus auf der freien Frequenz der Radiofabrik und davor, als es noch Literatursendungen auf Radio Salzburg gab, eben dort. Grundkenntnisse dazu gewann sie in einem zweisemestrigen Radio- und Kulturjournalismusseminar, das über das Germanistikinstitut angeboten wurde und ihre Aufmerksamkeit an dem Medium Radio weckte. „Ich war fasziniert von dem einfachen Medium Radio“ erzählt Veronika Leiner, „Allerdings war das auch viel Arbeit. Gearbeitet wurde abends, wenn die Studios im ORF Salzburg frei waren, von 24 TeilnehmerInnen blieb eine Gruppe von vier Frauen über.“ Die Aktivitäten der Piratenszene waren ihr damals nur vom Hörensagen bekannt, das war Mitte der 90er des letzten Jahrhundert.

Das zentrale Interesse galt bis dorthin, und ist auch heute noch, ein wichtiger Aspekt ihres Lebens: das Lesen von Büchern, die Auseinandersetzung mit Literatur. Bevor ihr Lebensweg in Salzburg Halt machte durchlief sie alle notwendigen Schulstufen bis zur Matura in dem damals kleinsten Gymnasium Österreichs in Bad Hofgastein, wo schon damals in den 80ern fleißig mittels Projektarbeit unterrichtet wurde. Reisen und Sprachen waren weitere frühe Eindrücke, die einer befreundeten Familie des eher konservativen und auf jeden Fall religiösen Elternhauses zu verdanken sind. Gepaart mit der Anforderung klar und ausdauernd gegen ihren Vater aufzutreten um Gehör zu finden ergab sich Diplomatin als Berufswunsch in jungen Jahren.

Daraus wurde bis heute mal nichts und das ist gut so. Ausgestattet mit einem Erfahrungsschatz aus vielerlei Projektarbeiten und reichhaltiger sozialer Kompetenz markiert ihr Einstieg in die Geschäftsführung den Abschluss der professionellen Aufbauarbeit von Radio FRO und verschiebt die Verhältnisse in der Zusammensetzung des Teams, das in Zukunft aus fünf Frauen und zwei Männern bestehen wird. Als Herausforderung gilt der Gestaltungsspielraum dieser Position und die Verantwortung über die Weiterentwicklung von Inhalten, MitarbeiterInnen und Finanzen. Die vorhandenen Potentiale nutzen, den partizipativen Zugang zu Radio FRO ausbauen, gesellschaftliche Entwicklungen rechtzeitig erkennen und in die Organisationsstrategie einzubringen, nennt Veronika als wichtigste persönliche Ziele in der neuen Arbeit. Auf die Frage, wie ihrem Verständnis nach ein politischer und feministischer Anspruch in dieser Arbeit umzusetzen sei, sagt sie: „In unserer Arbeit geht’s ständig um Politik, auch wenn das nicht immer explizit so genannt wird. Das ergibt sich aus dem Ansatz des offenen Zugangs, niederschwellige Angebote zu setzen und den Leuten zu sagen, dass sie eine Stimme haben, dass es ihr Recht ist, etwas zu sagen. Ich glaube aber nicht, dass es genug ist, die Plattform, das Angebot „Freies Radio“ einfach nur zur Verfügung zu stellen.

Sehr stark geht es da sicher auch darum, Anstöße zur Kommunikation und zur Diskussion zu geben, und das müssen wir von FRO aktiv tun. Wenn es um das Anzetteln von Austausch zwischen den ProgrammmacherInnen geht, genauso, wie wenn wir zum Beispiel mit der FROzine auch politische Diskussionen anregen oder Musik-Projekte verwirklichen.“

www.fro.at

Liebl Andi ist Mitarbeiter der KUPF und Vorstandsmitglied des KV Röda.

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