Wussten Sie, dass …

… die Türschilder mit unseren Namen vor der Eingangstür der Wohnung oder des Hauses, in dem wir leben, eine Errungenschaft der genossenschaftlichen Arbeiter*innenbewegung war?

Das Buch «Genossenschaftliches Wohnen. Auf den Spuren des Isidor Karl Theodor Demant» ist wohl viel mehr als eine Biografiedarstellung des sozialengagierten Linzer Architekten Demant. Die Autorinnen Pamela Neuwirth und Tanja Brandmayr, die übrigens langjährige Freundinnen und Mitarbeiterinnen der KUPF und ihrer Redaktion sind, arbeiten mit ihrem heuer erschienen Buch gleich die ganze Vergangenheit der genossenschaftlichen (Arbeiter*innen)Bewegung in Österreich auf. Anhand der Lebensgeschichte Isidor Demants und seinen Lebenszeitgenoss*innen, werden eindrucksvoll die sozialen Utopien österreichischer Frühsozialist*innen und deren Schaffen skizziert. Dabei wird die ursprüngliche Idee des Genossenschaftswesens – beruhend auf der gemeinschaftlichen Organisation und Solidarität – genau beleuchtet und der Verfall der genossenschaftlichen Kultur beschrieben.

So wird die Entstehungsgeschichte der Kleinsiedlerbewegungen und Wohnbaugenossenschaften «unter schwierigsten gesellschaftspolitischen Bedingungen» geschildert, welche eine selbstorganisierte «Alternative zu Markt und Staat» erlaubte. Dadurch konnten in den 1920er Jahren «beeindruckende vom Kapitalismus abgekoppelte Wohnprojekte» entstehen, welche kurz darauf vom Austrofaschismus befehligt, von den Nazis instrumentalisiert und dann doch noch vom Kapitalismus geschluckt wurden.

Mit seinen historischen und sozio-kulturellen Einblicken liefert das Buch viele Antworten auf die Entwicklung österreichischer Wohnbaupolitik und setzt einen direkten Bezug auf die zeitgenössischen Bedarfslagen von heute. Dadurch werden ebenso Ausblicke gewagt, welche sich vernetzt mit den Ebenen und verpflichtenden sozialen sowie kulturellen Tatbeständen der Wohnraumschaffung auseinandersetzen.
Die Autor*innen haben mit dem von ihnen gewählten Thema den Nerv der Zeit erfasst. Im Hintergrund der Wirtschaftskrisen und «der zunehmenden verbreiteten Abstiegsangst der Mittelschicht», zeigt sich ein breites Aufflammen des Bedürfnisses selbst tätig zu werden. Dadurch wird das Buch nicht nur für Soziolog*innen, Historiker*innen und Architekt*innen zu einem Muss, sondern auch für alle jene, welche sich für Wohnautonomie und dessen nachhaltige Gestaltung interessieren.

Passend zum Buch ergibt sich brandaktuell die erneute Möglichkeit  mit dem – aus dem habiTAT geschlüpften – Hausprojekt Willy-Fred im Herzen von Linz die ursprüngliche Idee des genossenschaftlichen Wohnens wieder aufleben zu lassen. Dazu mehr in einer der nächsten Ausgaben der KUPFzeitung.
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Pamela Neuwirth/Tanja Brandmayr, Genossenschaftliches Wohnen. Auf den Spuren des Isidor Karl Theodor Demant. Wien 2015. ISBN 978-3-85371-392-1
 

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