Was tun?

„Kulturkampf von rechts“, gelesen von Thomas Rammerstorfer

Der von Helmut Kellershohn und Wolfgang Kastrup herausgegebene Sammelband fasst den Kulturbegriff weit und am ehesten wohl im Sinne des marxistischen Philosophen Antonio Gramscis: Kulturelle Hegemonie als die Produktion und Verbreitung zustimmungs-, womöglich mehrheitsfähiger, Ideen.

Die Rechts-Partei „Alternative für Deutschland“ wird als Speerspitze eines „autoritären Kulturkampfes“ erkannt. Hinter dieser Spitze stehen soziale Bewegungen wie Pegida, elitären Gruppen wie die „Identitären“ und Ideologen wie Götz Kubitschek.

Den Rechtspopulismus im Allgemeinen sieht man als „neoliberales Krisenprodukt der fordistischen Epoche“ an. Aber auch als Reaktion auf die „gesellschaftspolitische Modernisierung“, wie Richard Gebhardt in seinem Beitrag schreibt: „Die bürgerlichen Lebensentwürfe der Rechtsliberalen und Konservativen sind ins Schwanken geraten“.

Rechtspopulistische Parteien sind „catch-all“ Parteien, sie sprechen die Ängstlichen, die VerliererInnen und Enttäuschten aller Klassen und Lager an, vor allem aber jener, die sich nicht mehr von der Sozialdemokratie vertreten fühlen. So der Grundtenor der Publikation.

Die einzelnen – mitunter brillanten – Beiträge widmen sich neben den schon genannten neuen ProponentInnen rechter Ideen u. a. noch den geschlechter- und familienspezifischen Positionen der AfD (sehr FPÖ-ähnlich), dem Pegida-Feindbild-Konstrukt „Lügenpresse“, der Rezeption von Pegida in Wissenschaft und Medien, dem antimuslimischen Rassismus und enden unweigerlich bei der Frage: Was tun? Mit Merkel, Juncker und Van der Bellen solidarisieren, weil sie zwar nicht für eine bessere Welt, aber zumindest gegen eine deutlich schlechtere kämpfen? Aufs Ganze gehen? Meint Marvin Chlada und beantwortet „Was tun?“ mit „den Kapitalismus abschaffen.“ Weil: „Fortdauernde Existenzängste bereiten immer wieder aufs Neue den Boden, auf dem Rassismus und Antisemitismus gedeihen.“ Na dann. Gut, dass wir das geklärt haben.

Kellershohn/Kastrup (Hg.): Kulturkampf von rechts – AfD, Pegida und die Neue Rechte, Unrast 2016.

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