Haselnüsse und Punschkrapferl

Das herbstliche Wählen in Oberösterreich hat einen scharfen Rechtsruck hervorgebracht. Die Partei der endlosen Einzelfälle, die Ewiggestrigkeit und das Völkische haben sich fette Pfründe erobert. Ich fürchte nicht trotz, sondern wegen ihrer Fremdenfeindlichkeit. Die Abstiegsängste vermeintlich autochthoner ÖsterreicherInnen sind eng mit Xenophobie, Rassismus und Antimodernismus verknüpft: Wir wollen die nicht bei uns haben! Die Ausländischen, die Islamgläubigen, die Kopftuchtragenden und Fremdsprachigen! Und ihre G’schroppen auch nicht! Mir san mir! Die FPÖ scheint vielen genau dafür zu stehen.

Pühringer, Niessl, Luger argumentieren ihre guten Beziehungen zu den Rechtsextremen mit deren mehrheitsdemokratischer Legitimiertheit, mit Effekten der „Entzauberung“ und vor allem machtpolitischer Notwendigkeit. Sie negieren gegen besseres Wissen die historische Rolle des dritten Lagers und dessen Beitrag zur Katastrophe, sie verkennen die historische Bedeutung ihrer eiskalten Liebschaften. Wie Zauberlehrlinge versuchen sie mit einem Besen zu tanzen, dessen Dynamiken sich – die Geschichte könnte es uns lehren – nur sehr bedingt steuern lassen.

 Avantgarden, Randgruppen, Andersartige und Unberechenbare stehen traditionell recht weit oben auf den Feindlisten der Rechten. Nicht nur der Kulturbetrieb als solcher, sondern vor allem der progressive oder gar widerständige Teil dieses Betriebs wird die Machtergreifung der Rechten zu spüren bekommen.

Das Unbehagen und das Bewusstsein über die Bedrohung geistert durchaus durch die Köpfe der Freien Szene. Als zur Jahrtausendwende Schwarz-Blau auf Bundesebene die Macht übernahm, bäumte sich eine Zivilgesellschaft mit erstaunlicher Kreativität gegen dieses Ungemach auf. 2015 bewerten viele ProtagonistInnen die Situation offenbar grundlegend anders. Im besten Falle sind viele von uns mit der Bewältigung der Flüchtlingskrise eingespannt. Im schlimmsten Fall herrschen Zynismus, Resignation und Ohnmachtsgefühle vor. Dazwischen eine breite Grauzone mit durchaus begründeten Einwänden gegen eine möglicherweise verfrühte, alarmistische Kampagnisierung gegen die blauen Regierungsbeteiligungen.

Während ich diese Zeilen schreibe, ringt das KARTELL (loses Bündnis der Freien Szene in Linz) um eine Positionierung; in Wels bemühen sich potentiell Betroffene um neue Vernetzung und neue Austauschforen; die KUPF krempelt die Ärmel hoch. Da mag man vielleicht lamentieren – im Zweifel ist eine gut durchdachte Strategie mit langer Anlaufphase aber einem hastigen Hüftschuss vorzuziehen. Diese Kolumne jedoch muss glücklicherweise wenig Rücksicht nehmen. Diese Kolumne sieht die Gefahr eines freiheitlichen Kulturkampfs vor der Haustür stehen. Sie schreit: Hands off! The freaks are alright! Freie Szene bleibt! Und g’nackwatscht mit Entschlossenheit die neuen Machtverhältnisse.

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