Der Mitgliedsverein KomA aus Ottensheim auf der Suche nach Raum. Von Tanja Brandmayr
Der Ottensheimer Kulturverein KomA trägt den Wanderzirkus sowie sein Hauptproblem im Vereinsnamen: Der Umstand, ohne momentane, ohne eigene Ansiedlung zu sein, betrifft viele oberösterreichische Kulturinitiativen.
Andreas Fuchshuber, Magdalena Stadlbauer und Wolfgang Heller vom KomA-Vorstand umreißen im Interview die Situation. Grundidee von KomA war im Gründungsjahr 2007 eine Plattform zu haben, „wo was passiert“. KomA war aber von Beginn an „auch ein bewusster Auftrag, einen Raum zu installieren“. Dementsprechend logische Konsequenz war, Raum für die kulturelle Tätigkeit zu suchen. Neben temporären Veranstaltungsorten vom Gasthof zur Post bis zur Rodlbudl oder der Fähre blieb aber Konsequenz, die Vereinstätigkeit im Sinne der Abkürzung KomA zu verstehen, die da eben bedeutet: Kultur ohne momentane Ansiedlung.
KomA besteht aus zehn Leuten im Vorstand, etwa zehn weitere Personen sind im näheren Umfeld aktiv. KomA bildet für die selbst aktiven Musikerinnen des Vereins eine Plattform, versteht sich aber auch als offene Plattform für Tarock oder Jodelworkshops. Insgesamt möchte man „dem nachgehen, was einem taugt, einem gewissen Egoismus folgen, einem kulturellen Eigeninteresse abseits des Mainstreams“.
Auch wenn es zum Teil reizvoll sein mag, ohne eigenes Lokal zu veranstalten, geht es dem Verein in erster Linie um Raum – um abseits des Veranstaltungsbetriebes „zusammenzukommen, der Kommunikation und der Vernetzung wegen, darum, dass sich Leute und kulturelle Aktivitäten nicht verlaufen“. Da zuerst kein passendes Gebäude zu finden war, war zu Beginn Gründungsidee, ein Schiff haben zu wollen. Allerdings blieben weitere Schritte aus – zu hoch wären allein die Anschaffungskosten für einen Freiwilligenverein, der ohnehin von Seiten der Fördergeber mit wenigen Ressourcen gesegnet ist. Man nehme nur das Stichwort 4000 Stunden ehrenamtliche Arbeit pro Jahr, um überhaupt den bisherigen Betrieb am Laufen zu halten: Diesbezüglich kann man sich die „professionellere Ebene mit fixem Raum und laufendem, organisatorischen Betrieb“ nur als Wunschtraum erhalten. Eine andere Konstante, die sich durch die bisherige Vereinsaktivität zieht, ist das Lärmproblem: So scheiterte auch gleich zu Beginn eine Idee, das Atelier von Obmann Wodo Grat räumlich umzuwidmen an der Dünnwandigkeit zum Nachbargebäude –der Lärmpegel stellt im besiedelten Gebiet von Ottensheim die Hauptschwierigkeit bei der Suche nach einem geeigneten Raum dar. Noise-Konzerte etwa wurden gleich gänzlich von der Veranstaltungsliste gestrichen.
Dabei ist von Seiten der Gemeinde durchaus Rückhalt zu spüren: „Man ist dezidiert froh, dass es was gibt“. Die Wertschätzung in Ottensheim selbst besteht für KomA in einem „informativen, stärkenden Rückhalt“ der Gemeinde. Und mit Bürgermeisterin Ulli Böker hat Ottensheim wohl eine besonders kulturaffine Ortsvorsteherin ausgefasst, im Gegensatz zu so manch momentaner Düsternis im oberen Mühlviertel. Auch was das Bewusstsein von Leerständen anbelangt, klingen zunächst Gemeinde-Aktivitäten wie Lokale Agenda 21 oder Leerstandprojekt hoffnungsfroh: Dabei geht es unter anderem um Raumsuche für einen mehrfach nutzbaren Veranstaltungssaal oder generell, ob der vielen Leerstände, um Zentrumsbelebung. Klingt doch nach guten Voraussetzungen? Der erwähnte Veranstaltungsraum erweist sich allerdings als zu sehr im „Mehrzweck“ verhaftet, und außerdem wurden die Ausbaupläne wegen der obligaten Geldnot vorerst sowieso auf Eis gelegt. Bei der Zentrumsbelebung geht es hauptsächlich um Wohn- und Geschäftsraum, also um eine wirtschaftliche Nutzung im Sinne der Kreativwirtschaft, die sehr stark von Gemeinde und Bürgermeisterin Ulli Böker verfolgt wird. „Es gibt hier kaum Berührungspunkte, Einbindung ja, aber es passt nicht wirklich was. Bei der Gemeinde ist deponiert, dass KomA einen Raum sucht, der Kontakt ist da, aber es ist mehr eine emotionale Unterstützung – die Gemeinde hat kein Geld. Es ist schon zach, dass es nicht wirklich einen passenden Raum geben soll“, so Wolfgang Heller.
So gibt es einstweilen Ambitionen, den Saal vom Gasthof zur Post fix für KomA auszugliedern. Als zweite Möglichkeit soll „Herbert“ in Zukunft im öffentlichen Raum stehen, ein Bauwagen, der als mobile Bühne genutzt werden kann. Zusammenfassung: Auch im gar nicht kultur-komatösen Ottensheim bleibt das Raumproblem bestehen – und auch hier wird es wohl noch länger dauern, bis Noise-Konzerte unter Kreativwirtschaft fallen werden.
Tanja Brandmayr ist freie Kunst- und Kulturschaffende.