»rechtsextrem«

ist ein übersichtliches Nachschlagewerk, in dem auch versierte Antifas die eine oder andere Neuigkeit entdecken werden. Von Christian Diabl.

 

Oberösterreich ist eine Hochburg der rechtsextremen Szene. Die Schmieraktionen in Mauthausen und die Übergriffe bei der Befreiungsfeier in Ebensee sind nur die Spitze des Eisbergs. Organisationen wie BFJ und NVP sorgten in den vergangenen Jahren immer wieder für Wirbel und die Beinahe-Kandidatur der »Bunten« überschattete die Gemeinderatswahlen in Wels. Das Buch »rechtsextrem« – herausgegeben vom Mauthausen Komitee Österreich – versucht einen aktualisierten Überblick über die Szene von Blood & Honour bis zum RFJ zu geben. Der Schwerpunkt liegt auf Symbolen und Codes, die sich – ebenso wie das Auftreten der Gruppen – in den letzten Jahren stark verändert haben. Einerseits soll das Verbotsgesetz umgangen werden, andererseits wollen die Neonazis das Image des verstaubten Ewiggestrigen ablegen und als hippe, zeitgemäße Jugendkultur erscheinen. Der klassische Skinhead mit Springerstiefel, Bomberjacke und Glatze ist out. Auf ihrem ästhetischen Weg in die »coolen« – meist linken – Jugendkulturen übernehmen die rechten Recken nicht nur Outfits, sondern ebenso Musikstile und einstmals deklariert linke Symbolik. Bestes Beispiel für diese Entwicklung ist das Tragen eines sogenannten »Palästinenser-Tuches«. Nach dem Motto »der Feind meines Feindes ist mein Freund« solidarisieren sich Rechtsextremisten auf diese Weise mit den Palästinenserinnen und gegen Israel.

Mode ist überhaupt ein wichtiger Aspekt der neuen Rechten. Im Zweifel reicht auch lediglich das Tragen einer bestimmten Marke, um damit politische Botschaft en zu transportieren bzw. sich einer Gesinnungsgemeinschaft zuzuordnen. Labels wie »Consdaple« oder »Alpha Industries« haben die vor allem bei Skins beliebten Marken »Fred Perry« und »Lonsdale« längst abgelöst. Oberösterreich hat auch die zweifelhafte Ehre einen von zwei »Thor Steinar«-Läden des Landes zu beherbergen, und das ausgerechnet in Braunau.

Dieser Wandel macht es schwierig für Lehrerinnen, Sozialarbeiterinnen, Betriebsrätinnen usw. ein Abgleiten ihrer Schützlinge in den braunen Sumpf zu erkennen. Vor allem auch an sie richtet sich das Buch von Christa Bauer und Willi Mernyi.

»rechtsextrem« ist ein übersichtliches Nachschlagewerk mit umfangreichem Bildmaterial und auch versierte Antifas werden die eine oder andere Neuigkeit entdecken. Die zweite Auflage ist gerade im Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes erschienen.

Alle Informationen finden sich ebenfalls auf der Homepage www.rechtsextrem.at und werden dort laufend aktualisiert.

Christian Diabl, Politikwissenschafter und Kulturaktivist in Linz und Wien

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