Wenn Küken flügge werden…

…ziehen sie aus und bauen ihre eigenen Nester.

Caro Asen über das Radionest Vöcklabruck

Am 8. Mai war der Tag der offenen Tür im Radionest. Brutstätte für neue Sendungsformate und artverwandte Kulturtäterinnen. Die Radiomacherinnen aus Vöcklabruck und Umgebung haben eine Bleibe gefunden. Das Außenstudio des FRS (Freie Radio Salzkammergut) hat in der alten Musikschule in Vöcklabruck gemeinsam mit dem OTELO (Offenes Technologie Labor) einen Raum gefunden. Der Weg dorthin war lang, allerdings wurde er für Vöcklabrucker Verhältnisse dann doch in Lichtgeschwindigkeit zurückgelegt. Alles begann im Jahre 2006 beim 2. Bock Ma’s, dem Benefizfestival zugunsten des Projektes von Ute Bock. Oliver Walenta, seines Zeichens Religionslehrer und Radiomacher beim FRS lud in seine Livesendung »Familienradio« einen Teil der Bock Ma’s Crew ein.

Dieses war der erste Streich, die zweite Annährung ans FRS geschah im Folgejahr, als Mario Friedwagner, ebenfalls FRS Ritter, eine Presseakkreditierung für das Bock Ma’s Festival anforderte. Da sich die Einstellungen der lieben Leute vom FRS und vom Freiwerk, die Organisatoren des Bock Ma’s, doch, na sagen wir mal ziemlich zu 100% decken, war es klar, dass die einzige richtige Lösung ein Infostand war, wo die Kolleginnen vom FRS Ihre Sache unters Volk bringen konnten – eine »win win« Situation. Es wurden Jingles produziert und gespielt, Interviews geführt, Konzert Mitschnitte gesendet. Die freien Radios sind seit dem fixer Bestandteil vom Bock Ma’s und die Kooperationen der einzelnen Kulturinitativen blühen. Durch den freundschaftlichen Kontakt zu den FRSinnen, entstand die Idee eine eigene Freiwerk Sendung zu gestalten. Einige Berufene machten zu diesem Zwecke den Grundkurs fürs Radiomachen bei den Ischler »Radionistas«. Im November 2008 ging die erste Freiwerk Radiosendung »Radio Tacheles « on Air. »Radio Tacheles« ist eine Sendung über Kulturpolitik im Raum Vöcklabruck. Der Ehrgeiz ist geweckt. Die beiden Regauerinnen Johanna Ramacher und Richard Schachinger denken weiter, streben nach lokaler Unabhängigkeit, Unabhängigkeit vom Freiwerk und eigenem Equipment. Da die Welt der freien Kultur- und Medienarbeiterinnen klein ist, stolpert mensch über kurz oder lang schnell über Gleichgesinnte in der Szene, so auch in diesem Falle. Es entwickeln sich Kontakte zu zwei weiteren Radiomachenden aus der Region und der Wunsch nach einem eigenen Raum in Vöcklabruck wird laut. Mittlerweile hat sich die »Infobox« dazugesellt, das erste gemeinsame Sendeformat der Aktiven, um insgesamt die Berichterstattung aus Vöcklabruck auszubauen. Die Emanzipation vom Freiwerk geht vonstatten. Zuerst war die Radiostation im Konzept des natürlich nicht realisierten und auf unbestimmte Zeit verschobene Kunst- und Kulturhauses eingebettet.

Nach Scheitern des Projekts begibt sich die Außenstudio Crew auf Raumsuche. Die finanziellen Grenzen ob der Immobilienpreise wurden gesprengt, Räumlichkeiten ohne Förderungen waren schlicht unleistbar. Richard Schachinger, geübt in der Vernetzungs- und Pressearbeit, jagt gemeinsam mit Johanna Ramacher eine Mail an die bestehenden 8 Radiomacherinnen raus. Die Nachfrage nach einem Außenstudio ist groß, allein wegen der relativ weiten geographischen Distanz zu Bad Ischl und dem brachliegendem Potential. Weil eben nicht alle die Lust verspüren nach Bad Ischl zu gondeln oder schlichtweg aus Zeitmangel diese Reise ein Problem darstellt. Nach ersten Treffen in der wachsenden Runde schickt das FRS eine Presseaussendung aus in der es bekundet, dass die Crew als mittelfristiges Ziel ein Außenstudio in den nächsten Jahren haben wird. Ein Infoabend folgt kurz darauf und lockt 14 Interessierte an, Pläne werden weiter ausgefeilt, ein Raum tut Not. Ein bisschen Glück und Hartnäckigkeit sowie Kampfgeist nicht zu resignieren legt dann die Weichen wieder in Richtung OTELO. Das Projekt OTELO bekommt Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt und das Radionest wird mit an Board geholt. Wie so oft wäre es schon wieder am nötigen Kleingeld gescheitert. OTELO bekommt doch weniger als nichts an Förderungen für die Ausstattung und somit sitzt auch das Radionest ohne Fixequipment da. Nicht doch, alles wird gut. Das FRS übernimmt die Ausstattung und hilft somit den Vögeln aus Vöcklabruck und Umgebung flügge zu werden. Diese Erfolgsgeschichte eines unabhängigen Außenstudios eines Freien Radios im Sinne einer Kooperation, Interesse, Unterstützung und Engagement der Beteiligten auf allen Seiten ist doch ziemlich einzigartig in der österreichischen freien Radiolandschaft. Impressive!

www.facebook.com/radionestvb www.otelo.or.at , www.freiesradio.at

Caroline Asen ist in Wien lebende Vöcklabrucker Grafikerin, Mitglied beim Freiwerk und momentan ein sehr glücklicher Mensch.

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