Frauen und Politik – Nachrichten aus Demokratien

Nachrichten aus Demokratien hat Christine Schörkhuber erhalten.

 

Bei so manch Einer, aufgewachsen mit der Freiheit, sich auch als weibliches Wesen Beruf, Partner und Wohnort halbwegs nach Belieben wählen zu dürfen, und das Bier auch mal öffentlich aus der Flasche trinken zu dürfen, löst der Buchtitel „Frauen und Politik“ eventuell den Gedanken aus: Schon wieder? Ja, haben wir denn keine anderen Sorgen?

(Nicht nur) all jenen sei die Lektüre des Buches ans Herz gelegt. Hier werden defizitäre weibliche Positionen in der Entwicklung demokratischer Strukturen mit genauer Aufmerksamkeit bedacht und aus verschiedenen feministischen Ansätzen heraus formuliert. Jedoch bringt es auch unabhängig von einer geschlechterspezifischen Lesart eine Menge an Zusammenhängen und grundsätzlichen Fragestellungen zum Demokratiebegriff auf. Das Buch „Frauen und Politik – Nachrichten aus Demokratien“ entstand anlässlich einer Tagung des Vereins „Frauenhetz“ im Herbst 2006. Es beinhaltet 22 Beiträge unterschiedlicher Autorinnen. So entstand ein spannender Band, der sich von philosophischer wie ökonomischer, psychologischer wie historischer und kulturwissenschaftlicher Seite an das Thema Demokratie, Politik und Frauen annähert.

Der erste Teil beinhaltet grundsätzliche Überlegungen, im zweiten Kapitel werden historische Kontexte und interdisziplinäre Verknüpfungen erläutert. Das dritte Kapitel widmet sich verschiedenen, durchaus widersprüchlichen kritischen Standpunkten zur gegenwärtigen Situation, die dann im Endteil des Buches zu einer Skizzierung zukünftiger Problemstellungen, Möglichkeiten und Utopien führen. Müßig zu sagen, dass bei der Menge an Beiträgen nicht jeder ganz nachvollziehbar ist und meinen uneingeschränkten Beifall findet. Trotz des Versuchs, postkoloniale Standpunkte miteinzubeziehen, lässt sich der Überhang einer eurozentrischen Perspektive nicht bestreiten.

Aber in Summe für mich eine sehr anregende, abwechslungsreiche und mehrschichtige Leseerfahrung. Als Leitsatz zum Ende bleibt mir, Gerda Ambros zu zitieren: „Die Demokratie aber, wenn sie überhaupt ist, wenn es sie überhaupt geben kann, ist notwendig unvollendete Demokratie“

Christine Schörkhuber wirft regelmäßig Bilder an die Wand.

„Frauen und Politik – Nachrichten aus Demokratien“ Hg.: Birge Krondorfer, Miriam Wischer, Andrea Stutzmann. edition Frauenhetz – feministische Bildung, Kultur und Politik, Promedia Verlag, Wien 2008. 248 S., ca.19,90 Euro, ISBN 978-3-85371-280-1

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