Der Kulturmann der Kulturlosen

Gnackwatschn für Mailath-Pokorny – ein Mann für Kultur in einer Partei ohne Kultur.

Eine Unmuts-Zuwendung an den Wiener Stadtrat für Kultur und Wissenschaft, Dr. Andreas Mailath-Pokorny anlässlich des Geschehens um die Szene Wien. Die SPÖ ist mir näher als andere politische Vereine. Das hat damit zu tun, dass meine kulturelle Prägung, die Linzer Kapu, anfangs mit dem jungen Teil dieser Partei gut arbeitete und das hat damit zu tun, dass ich in Wien den Gürtel Night Walk als ein Beispiel erlebe, wie Politik vorhandene Potentiale und Ideen helfen kann umzusetzen, ihnen eine breitere Basis schafft.

Als Ende April ruchbar wurde, wie die Szene Wien unter neue Leitung gestellt wurde – greift mit Ende Juli – waren solche Sympathiepunkte wie weggewischt. Der Reihe nach: Seit 1983 wurde die Szene Wien im 11. Bezirk als offenes Kulturhaus geführt. Als Teil der Stadthalle und Wien Holding gelang es dem Team sich im ausdifferenzierten Wiener Veranstaltunsangebot zu positionieren. Neben einem Programm zwischen Indieund Weltmusik mit Wahrnehmung hiesiger Musik (etwa das Festival „Daneben“) war Platz für Theater oder Tanz sowie bezirksbezogene Aktivitäten. Die Sensation: Professionalität und Herzlichkeit für KünstlerInnen wie BesucherInnen waren Standard.

Die Bestellung des neuen Teams um Planet Music & Media Patriach Josef „Muff“ Sopper (dessen Planet Music abgerissen wird und der jetzt neben Gasometer, Donauinsel und der Geschäftsführung der Kulturplakat-Ges. m.b.h. die Szene Wien in sein Imperium eingliedert) wird mit mangelnder Auslastung argumentiert. Absurd, dass von Stadthallen-Direktor Gruber zuvor weniger Spieltage verordnet wurden.

Schaut man genauer hin, wird eine Jahrzehnte lange Geschichte roter Kulturund Stadtpolitik sichtbar. Ohne die Nähe Sopper´s zum SPÖ-Landesparteisekretär Harry Kopietz überzubewerten, bleiben die Fakten. Statt zweier Bühnen (Planet und Szene) nur mehr eine. Wenigstens 3500 UnterzeichnerInnen einer Petition auf http://www.szenebleibt.at sind der Meinung, dass Kulturbegriff und Menschenbild der wettbewerbsorientierten Planet Music-Crew mit der Szene Wien unvereinbar sind. Mailath-Pokorny schweigt. Nicht zuständig. Seltsam nur, dass Sopper zur MA7 bestellt wird, um ihn zur Einhaltung des Kulturauftrags der Szene Wien aufzufordern – wozu er, dessen veranstalterische Kompetenz immer wieder betont wird, händeringend Kuratoren sucht. Die Szene Wien ist der dritte Kulturfriedhof in Mailath-Pokorny´s Amtszeit (mit Birdland und Vindobona), fügt sich ins Bild einer aus mangelndem Kulturbegriff nicht gestalterisch wirken könnenden Wiener-SPÖ. Was sich auch im Verhau des neuen Prater-Verbaus und der Zueignung des Augarten-Spitzes an die Sängerknaben (!!!) manifestiert. Wo einst Kreisky den „Mann ohne Eigenschaften“ mit Genuß las, blättern die heutigen ProtagonistInnen der SP nur mehr die schmalen Bändchen ihrer gesammelten positiven Pressemeldungen durch.

Ein Bild des Jammers. Mailath-Pokorny malt mit – als ein Mann für Kultur in einer Partei ohne Kultur.

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