Woast, es tut sich was in der Gegend

Katja Haller zu Besuch beim Kulturverein Woast, im Wartberger Aisttal.

Das Telefon läutet und da habe ich ja gesagt. Alsdann: ein Portrait vom Kulturverein WOAST.
Zuallererst die Mühlviertel Panoramakarte aufgeschlagen: aha, unteres Mühlviertel, unweit von Linz, Wartberg ob der Aist. Hagenberg im Mühlkreis ein paar Kilometer nördlich. Pregarten liegt östlich dazwischen. Es ist Samstag. Ich treffe Martin Böhm, Obmann-Stellvertreter von WOAST. Rein ins Auto und noch bevor es dunkel wird raus aus Linz ins Wartberger Aisttal zur Jausenstation Kriemühle.

DER REGEN
Da richten sich schon auch mal die Bauern nach den Aktivisten von WOAST, denn wenn die Burschen das Open Air aufbauen, dann regnet es sicher. Und trotz Regen und Gewitter kommen jede Menge Leute zur Kriemühle. Von den sechs Open Airs, die bislang stattgefunden haben, hat es einmal nicht geregnet. Dem Wirt von der Kriemühle und seinem zehnjährigen Sohn taugt die klasse Stimmung. Der Wirt: ?Mich fasziniert es immer wieder, wie die Burschen das Open Air trotz Regen mit Mut und Ehrgeiz aufziehen.? Die Open Airs in der Kriemühle gehören in Wartberg einfach schon dazu.

 

 

 

DIE WURZELN
Dort wo alles begann: Im Gasthaus Stegfellner in Wartberg trafen sich die jungen Leute aus der Gegend. Es war langweilig am Land, immer dasselbe. Während Martin Böhm mir von den Wurzeln erzählt, kommt Robert Gstöttenbauer, Obmann von WOAST, zur Gaststube herein.
Eine zeitlang haben sie Bälle organisiert und statt der typischen Ballcombos andere Bands aufgetrieben. Später wurden in einem leerstehendem Haus in Wartberg Feste organisiert, die waren privat. Und irgendwann war es soweit. Zu dritt haben sie sich zusammengesetzt: Robert Gstöttenbauer, Martin Böhm und Nik Miesenberger mit der Idee, einen Kulturverein zu gründen.
Ein Jahr haben sie sich bei einem lokalen Verein engagiert, die Arbeit stieß auf großes Interesse und so wurde am 6. April 1998 eine Sitzung mit an die 20 Leute einberufen und der Kulturverein WOAST gegründet.
Unterstützung auf dem Weg der Vereinsgründung und der Förderansuchen bekam WOAST von den Gallensteinen, der Alten Schule Gutau und der KUPF – Kulturplattform OÖ. Seit 1999 ist WOAST Mitglied der KUPF und WOAST selber hat an die 120 Mitglieder. Sehr schnell ist WOAST bekannt geworden, besonders durch die Verwurzelung der Leute im Ort.

DIE ARBEIT

WOAST setzt zeitgenössische Kulturimpulse in der Gegend. WOAST definiert sich als unparteiisch, hat es sich zur Prämisse gemacht, die Jugendkultur im ländlichen Raum zu fördern. WOAST fördert unbekannte Bands und ist bestrebt, diese mit bekannteren Bands zu vernetzen. Der Arbeitsschwerpunkt liegt in der Musik, einmal im Jahr gibt es eine Lesung oder Kabarett.
Begonnen wurde mit Jazz/Blueskonzerten im Weinkeller vom Gasthaus Stegfellner.
Im Laufe der Zeit wurden die Gasthäuser für die Konzerte zu klein, WOAST weitete seine Konzertveranstaltungen in den Eiskeller in Hagenberg aus. HipHop Jam gab’s in der Sporthalle Wartberg. Mit backlab aus Freistadt wurde die Veranstaltungsreihe unmuted initiiert, ein elektronisches Wagnis ganz ohne live-act, das MühlviertlerInnen wie LinzerInnen hinterm Ofen hervorlockte.
Sechs Veranstaltungen im Jahr sind es, die die Leute von WOAST ehrenamtlich auf die Beine stellen. So hat sich über die Jahre die Programmlinie herauskristallisiert. Das Frühjahr beginnt schräg, experimentell. Fixpunkt im Sommer ist das Open Air in der Kriemühle, im Herbst wird’s mit backlab elektronisch. Eine Lesung oder Kabarett beendet das Jahr.
WOAST ist Teil von ?42xx?. In 42xx haben sich Kulturvereine aus dem Bezirk Freistadt zusammengeschlossen, um Veranstaltungstermine abzugleichen und gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit zu machen.
Initiiert von der Bruckmühle in Pregarten, gibt es die Plattform Kulturplatz, ein Treffen Kulturtreibender aus der Gegend. WOAST ist dabei, ein Konzept dafür zu entwickeln, wie Jugendkultur in die Bruckmühle gebracht werden kann.

DAS GELD
WOAST finanziert sich hauptsächlich durch die Einnahmen bei den Veranstaltungen. Der Durchschnitt von 170 BesucherInnen pro Veranstaltung trägt die Finanzierung des Vereins.

Die positive Resonanz seitens der örtlichen PolitikerInnen auf die Arbeit des Kulturvereins WOAST hat sich in den Förderzahlen bislang nicht niedergeschlagen. Die Förderungen vom Land fallen ebenfalls gering aus.
Die Lustbarkeitsabgabe war oft höher als die von der Gemeinde zugesprochenen Förderbeträge.

?Das war ein langes Hin und Her, bis im Gemeinderat von Wartberg beschlossen wurde, daß wir keine Lustbarkeitsabgabe zahlen müssen. Wir haben ein bißchen eine politische Funktion für die ganzen Vereine in der Gemeinde gehabt, denn alle ehrenamtlich arbeitenden Vereine sind nun pauschal von der Lustbarkeitsabgabe befreit. Das war ganz witzig eigentlich, daß wir das für uns erkämpfen wollten und es für alle anderen auch geschafft haben?, erzählt Robert.

DIE ORTE
Immer wieder einmal taucht der Wunsch nach einem eigenen Büro und Veranstaltungsort auf. Ein Lager in Pregarten beherbergt die voriges Jahr angeschaffte Musikanlage. Angestrebt wird ein eigenes Büro, ein eigenes Haus zur Zeit nicht, denn dafür müsste der Verein seine Struktur ändern. Es bräuchte jemand, der die Arbeit im Verein beruflich macht und mehr als sechs Veranstaltungen im Jahr, damit sich eine eigener Veranstaltungsort rechnet und um Förderungen argumentieren zu können.
?In die Bruckmühle in Pregarten, die mit dem Anspruch einer Kulturinstitution eine große Rolle in der Gegend spielt, investiert das Land. Da wird ein paar Kilometer weiter nichts finanziert, keine Räumlichkeiten für einen Verein mit Nischenprogramm Jugendkultur?, so Robert.
Die Vorteile der verschiedenen Veranstaltungsorte sehen die Leute von WOAST darin, daß sie Bands und Orte aufeinander abstimmen können. Bei den einzelnen Veranstaltungen herrscht eine familiäre Atmosphäre und die wird von den BesucherInnen sehr geschätzt.

?Mit 120, 150 Leuten Stammpublikum können wir immer rechnen, die Mundpropaganda funktioniert sehr gut und es kommen immer wieder neue Leute. Würden wir die Struktur ändern, würden wir einige Sachen verlieren, die jetzt für uns stimmen?, so Martin.
Wenn es sich ergibt, so würde WOAST einem Schritt Richtung Professionalisierung nicht im Wege stehen. Robert: ?Es wird wichtig sein, junge Leute reinzubringen, schauen ob?s da wen gibt, der die Arbeit im Verein beruflich machen möchte. Dann kann man WOAST auf professionellere Beine stellen, sonst muss man sich einen Weg suchen.?

DIE FRAUEN
Mit den Frauen hingegen ist das so eine Sache. WOAST ist sehr männerlastig. Im Jahr 2000 hat es eine Frau in den 13 köpfigen Vorstand geschafft und mittlerweile sind es zwei.

DAS RADIO
WOAST hält Gesellschaftsanteile am Freien Radio Freistadt, das im Frühjahr 2005 on air gehen wird. Eine Gruppe junger Burschen, Djs allesamt, hat sich bereits zum WOAST Radioteam formiert.

Für Robert Gstöttenbauer soll der Radiobetrieb über Veranstaltungsübertragungen hinaus hauptsächlich eine Vermittlerrolle haben. Es soll Treffpunkt für Kulturvereine sein, eine Möglichkeit, sich terminmäßig abzusprechen, ein Mittel zusätzlicher Vernetzung und Kooperationen unter den Kulturvereinen.

DIE GEGEND
?In den 6 Jahren hat sich sehr viel getan. Auch den Leuten näher zu bringen, was es heißt Kulturarbeit zu machen. Das war ein wichtiger Teil für die Belebung der Gegend?, sagt Martin und Robert: ?Mittlerweile gibt es eine DJ-Community in Wartberg, die vor und nach Veranstaltungen von WOAST auflegen, die Djs kommen so in Kontakt mit anderen Musikern, bekommen dadurch eine irrsinnige Motivation. Wir haben junge Leute, die Visuals machen. Das freut mich sehr, weg vom reinen Veranstaltungsanbieter WOAST tut sich was in der Gegend.?

Dank an Robert Gstöttenbauer und Martin Böhm für den Ausflug und das Gespräch.

Katja Haller

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