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Ein Blick auf „noch nicht ganz“ 1000 Plateaus experimenteller Kunst- und Kulturarbeit des Kulturverein qujOchÖ.

 

Von Stefan Haslinger

Vorerst einmal sei eine Lanze gebrochen. Eine Lanze für den ungeliebtesten Buchstaben des Alphabetes, das ?q?. Niemand liebt es, weil es nahezu unbrauchbar ist. Doch qujOchÖ ermöglicht ? mit dem Mittel der Überaffirmation ? eine gewisse Vorliebe für diesen Letter zu gewinnen. Ein paar Beispiele: q_#, q_musik, q_aktion, quecke, quitch usw. Das ?q? (sprich ku bzw. kwe) übernimmt als Konstante den Wiedererkennungswert.

Begonnen hat alles im Kulturreferat der ÖH auf der Linzer Kepler-Universität. Dort wurde experimentiert und die diversen Hörsäle, Mensen und deren BesucherInnen mit uni-unüblichen Sounds konfrontiert. Nach einem unrühmlichen Ende (ein grausliches ÖH-Politikum) entstand ? wie Phönix aus der Asche ? ein Kulturverein, dem von Anfang an ins Gesicht geschrieben stand: ?Experiment? Ja! Theorie? Ja! Fun? Aber doppelt ja!“

qujOchÖ betreibt ? laut Selbstbeschreibung ? den Versuch, ausgehend von einem Generalthema und vermittels mannigfaltiger Methoden rhizomatische Plateaus an den Schnittstellen Gesellschaft/Politik ? Wissenschaft ? Kunst/Kultur zu konstruieren. Aber hallo! Aufgrund so einer Selbstbeschreibung wird schnell mal das Prädikat ?studentisch? verliehen. Doch qujOchÖ nimmt es gelassen. Sicher, es gibt den theoretischen Überbau der sich an Deleuze/Guattari orientiert, auf der anderen Seite ist aber der Umgang mit den gewählten Themen keinesfalls ?studentisch?, sondern eher im aktionistischen Feld angesiedelt. So wurde beim Generalthema ?Ordnung? u.a. eine Sauna okkupiert, und dem schwitzenden Publikum erstens ein Vortrag von Urs Jaeggi, und später ein ?q_#? (so etwas wie die Versuchsanordnung einer audio-visuellen Improvisation) kredenzt. So funktioniert das bei denen.

qujOchÖ belässt es jedoch nicht beim Organisieren von Veranstaltungen, sondern zieht in den Kampf für die gerechte Sache. So scheiterte die ?q_aktion? ?Oberösterreich fordert Kärnten. Kärnten fördert Oberösterreich? nur an der offensichtlichen Feigheit der Kärntner Bevölkerung. qujOchÖ wollte ? ausgehend von einer Ausschreibung der Kärntner Landesregierung zum Thema Heimat ? den endgültigen Beweis erbringen, welches Volk mehr Heimatliebe zeigt, und forderte Kärnten zum Kampf in der Mitte, einer Halle in Knittelfeld, auf. Kärnten verweigerte, Oberösterreich ist Sieger. Generation Fun also, oder was? Nein, das wäre zu einfach. qujOchÖ hat Humor, und das ist gut und wichtig. Ob sich dieser nun in der Wahl der Veranstaltungsorte (Linzer Grottenbahn, Sauna, Oö. Landesbibliothek) oder im Design der Flyer (Schmelzkäse, Disketten, Briefmarken) zeigt, ist egal. Bei qujOchÖ ist das politische ihrer Kulturarbeit eben auch noch humorvoll, und das soll nicht das Schlechteste sein.

Ein einziger Tipp sein ihnen noch auf den Weg gegeben. Vielen Menschen mag es nicht sehr angenehm erscheinen, an ein ?ulcus? (lat. Geschwür) zu schreiben, weil man ja nie weiß, ob es einmal aufbricht. Aber mail-adressen sind änderbar.

Stefan Haslinger

P. S. Seit kurzem betreibt qujOchÖ auch ein vierräumiges bureau_atelier_labor mit dem deleuzianischen Namen „quitch“ an der Unteren Donaulände 10. Vorteil der Adresse: niedrige Stromkosten, da das gegenüber liegende Kunstmuseum LENTOS genügend Licht am Abend und in der Nacht spendet.

 

Alle Infos und umfassende Dokumentation zu qujOchÖ auf http://www.qujochoe.org mailto:ulcus@qujochoe.org

 

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