Arbeitswelten der Zukunft?

Sara Weber, Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten? 240 Seiten, Kiepenheuer & Witsch 2023.

«Wenn ihr müde und überarbeitet seid, dann ist das ein systemisches Problem. Ihr seid damit nicht alleine. Wir sind damit nicht alleine! Es ist total normal, deshalb keine Lust mehr auf Arbeit zu haben – weil das Konzept Arbeit kaputt ist», schreibt die deutsch-amerikanische Journalistin Sara Weber und beleuchtet unterschiedliche Problemherde der Arbeitswelt: Pflegenotstand, Fachkräftemangel, prekäres Arbeiten. Sie stellt außerdem die wichtige Frage, wie wir das, was wir durch die Pandemie gelernt haben (und eigentlich schon davor lernen hätten müssen), dauerhaft ins Arbeitsleben implementieren können. Wie ist Homeoffice optimierbar und was ist mit jenen, deren Arbeit sich dafür nicht eignet? Die Autorin denkt weiter: Wie die Pflegekrise lösen, wie die Diskriminierung von Frauen, queeren Personen, BiPoC und Menschen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt?

Wie ein kollektives Burn-Out verhindern?

Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten fasst kompakt und intersektional denkend Missstände zusammen, hält aber nicht, was der Titel suggeriert. Wer eine fundierte Auseinandersetzung mit Gefühlen erwartet, wird enttäuscht. Dabei wäre iese Fragestellung am Puls der Zeit: Wie geht es uns, wenn wir für eine ungewisse Zukunft Geld verdienen müssen, während die Gegenwart immer mehr aus den Fugen gerät? Im letzten Kapitel werden zwar die Einflüsse der Arbeitswelt auf die Erderhitzung gezeigt und Beispiele genannt, wie große Unternehmen durch den Einsatz von Betriebsstätten und Gewerkschaften hinsichtlich ihrer Emissionen in die Verantwortung genommen werden könnten und sollten, aber eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Einfluss von Zukunftsängsten auf das Individuum und damit die Arbeitswelt fehlt. Nichtsdestotrotz ein lesenswertes Buch, denn die Themen sind komprimiert und sinnvoll kontextualisiert. Ein Buch, das vor allem jene, die Führungspositionen innehaben, lesen sollten. Besonders da Kapitel über barrierefreies Arbeiten und die gegenwärtige Un-Vereinbarkeit von Arbeit und chronischer Krankheit ist wichtig. Nicht nur, aber auch, weil wir durch (Long) Covid daran erinnert werden, wie fragil Gesundheit ist. Und freie Arbeitsausübung eben doch ein Menschenrecht ist.

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