Kunst Krise Subversion – Zur Politik der Ästhetik

Ein Sammelband, gelesen von Tanja Brandmayr. 

Man könnte sich beim Begriff Subversion fragen, ob dieser seine besten Tage nicht vielleicht schon hinter sich hat. Beziehungsweise könnte man fragen, wer jetzt subversiverweise nach und nach wen gefressen hat: der Markt die Subversion, die Krise die Politik, die Kunst uns alle – eventuell als subversive Strategie? Letzteres ist zwar Wunschdenken und sicher nicht der Fall, wäre aber vielleicht erwünschtes Ergebnis so mancher Strategie, die im Buch „Kunst Krise Subversion – Zur Politik der Ästhetik“ vorgestellt wird.

Wenn nur alles so einfach wäre: Vor dem Hintergrund der (Überraschung!) zunehmend krisenhaften Ökonomisierung der Lebensbereiche werden die kontingenten Wechselwirkungen von Kunst und Politischem neu aufgeworfen und in ihre mannigfaltigen Bestandteile zerlegt – auf praktische wie theoretische Weise. Es finden sich im klug geschriebenen Herausgeberinnen-Vorwort so schöne Zitate wie „[Das] zeugt vielleicht weniger von einem subversiven Instrument als einer möglichen Subversion der Perspektive, welche – einigen wir uns darauf – eine gänzlich ästhetische Weise darstellt, die Welt umzustürzen“; oder weiter, ganz schön Skeptisches zum Thema Wiederaneignung von Kunst und Leben: „Es gibt keinen Kunstskandal im Falschen“ (J. Grenzfurthner).

Generell und erwartungsgemäß erweist sich der Begriff der Subversion als nicht einfach: Sowohl manifestiert sich „das Bestehende“ in Kunst, Ästhetik und Politik in der Analyse als sehr unterschiedlich – und „das Bestehende“ will demzufolge in der Praxis auch auf unterschiedlichste Weise unterlaufen werden. Sieben Theoriepositionen und 17 Praxisbeispiele bieten jedenfalls Abhilfe – besonders hervorgehoben seien hier die beiden Beiträge über Dekoloniale Ästhetik von Walter Mignolo oder „Eine andere Art von Universalität“ von Jaques Ranciére. Beinahe selbstredend will der von Nina Bandi, Michael G. Kraft und Sebastian Lasinger herausgegebene Sammelband insgesamt „einen Beitrag leisten, Räume, Erfahrungen, Praktiken und Strategien aufzeigen, wie topoi des Widerstandes neu verhandelt werden können und welchen Beschränkungen und Gefahren man dabei ausgesetzt ist“.

Erfreulicherweise wird neben den vorgestellten Positionen auch mit Selbstreflexion hinsichtlich dem eigenen „diffusen Unbehagen in der Subversion“ nicht gespart – was die Auseinandersetzung mit Subversion, Krise und Politik aber erst wirklich glaubhaft macht: eben durch  die Darstellung der subversiven Macht UND ihrer kritischen Grenzen. Angebunden ist die Publikation an die Subversivmesse, die 2009 in Linz stattfand.

Nina Bandi, Michael G. Kraft, Sebastian Lasinger (Hg.): Kunst Krise Subversion – Zur Politik der Ästhetik

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