Ein wenig könnte ja der Eindruck entstehen, dass sich die KUPF gerade darum bemüht, sich unbeliebt zu machen.
Denn wie kommt ein Dachverband freier, autonomer Kulturarbeit dazu – gerade im europäischen Jahr der Freiwilligenarbeit – faire Bezahlung für Kulturarbeit zu fordern? Dies nämlich angesichts der Tatsache, dass alle Statistiken darauf verweisen, dass im Kulturbereich der höchste Grad an Freiwilligentätigkeit zu finden ist. Was will dieKUPF denn damit? Will sie den unzähligen freiwillig Tätigen im Kulturbereich den Lustgewinn und Spaßfaktor an der eigenen Arbeit austreiben? Will sie sagen: »Ihr macht Arbeit! Diese darf keinen Spass machen! Lasst euch gefälligst bezahlen.« Ganz so ist es nicht. Genauso wenig, wie es so einfach ist, Kulturarbeit auf reinen Lustgewinn zu reduzieren. Zu divers ist das Kulturfeld. Zu vielschichtig die Antriebe, die Menschen dazu bewegen, im freien Kulturbereich tätig zu sein. Was soll das alles dann? Und wo bleibt das – gerade von der KUPF immer wieder proklamierte – politische Moment der Auseinandersetzung in der Kulturarbeit?
Die Kampagne »FAIR PAY für Kulturarbeit« (siehe auch Artikel Seite 8) wendet sich vorrangig an jene, die Kulturarbeit zum Brotberuf erwählt haben. An jene, die – zumeist prekär beschäftigt – mit Kulturarbeit an einer gesellschaftlich / politischen Veränderung der Rahmenbedingungen arbeiten. Ihnen – und das ist eine der Kernaussagen der Kampagne – steht für diese Arbeit ein gerechter Lohn zu. Was die Kampagne nicht impliziert, ist, dass jede Kulturarbeit bezahlt werden muss. Das kann auch gar nicht sein. Und die Kampagne verfolgt auch nicht das Ziel, den Spaßfaktor an der Kulturarbeit zu verdammen. Aber – und hier geht es um eine Bewusstwerdung sowohl auf politischer Seite als auch bei den Initiativen hier wird Arbeit verrichtet. Es ist unerheblich, ob diese bezahlt wird oder nicht. Arbeit ist es allemal. Arbeit an der Gesellschaft, Arbeit an den eigenen, kleinen Soziotopen, die gepflegt werden wollen. Arbeit für ein kulturinteressiertes Publikum.
Es mag durchaus sein, dass sich dieKUPF (und die anderen Landesinteressenvertretungen) hier in die Nesseln setzt. Es mag durchaus sein, dass durch die Ansage und Forderung nach fairer Bezahlung mehr Schrecken ausgelöst wird, als dass der Sache gedient wird. Aber glauben wollen wir das nicht. Denn, wenn Kultur als Zukunftssache gesehen wird, wenn Kulturarbeit als gesellschaftsveränderndes Moment begriffen wird, dann muss auch klar sein, dass sich diese Arbeit auch lohnen muss. Lohnen sowohl auf einer ideellen als auch auf einer monetären Ebene. Und hier kommt es wohl auch zu einem gesellschaftlichen Paradigma, welches im Zuge der Kampagne virulent wird: Arbeit darf keinen Spass machen. Arbeit hat mühselig zu sein, hat sich neoliberalen Verwertungslogiken zu unterwerfen. Kein Wunder, dass die von Frithjof Bergmann ausgerufene »Arbeit, die wir wirklich, wirklich wollen« unter »Neue Arbeit« firmiert. Die Kampagne sagt nämlich genau das. Werdet tätig, begreift Kultur als Zukunftssache. Ob ihr dies bezahlt oder nicht macht, ist zu einem Gutteil eure Entscheidung. Aber begreift eure Tätigkeit als Arbeit. Und wenn ihr dafür entlohnt werdet, dann soll diese Entlohnung gerecht sein.
Stefan Haslinger arbeitet in der Geschäftsführung der KUPF, zieht seinen Lustgewinn aber auch der Arbeit als freiwilliger Vorstand der IG Kultur, des Alten Schlachhof Wels und des KV waschaecht, Wels.