Den neuen KUPF Mitgliedsverein Musentempel stellt Tanja Brandmayr vor.
Der neue KUPF-Mitgliedsverein Musentempel bespielt im Juli neun Tage lang die Tabakfabrik – mit der hauseigenen Mischung von Antike bis Trash, mit Künstlerinnen aller Sparten und Kulturpolitik im Hintergrund.
Gestartet hat der Kulturverein Musentempel sozusagen spielend: Als im November 2008 zum Eröffnungsfest im Apothekerhaus am Hofberg geladen wurde, waren die Initiatorinnen Judith Richter und Lisa Fuchs neugierig auf die Stadt und ihre Leute. Unter dem Generalmotto »Künstler [sic!] aller Sparten vereinigt euch« waren die Musensöhne und –Töchter der Stadt aufgerufen, die Salons mit ihren Talenten zu bereichern. Es ging anfangs zwar auch darum, »die langweiligen Linzer Montage« etwas aufregender zu gestalten, allerdings ist die Initiative zu Beginn vor allem aus einer Müdigkeit der Streitereien im Vorfeld des Kulturhauptstadtjahres entstanden, wo »jenseits aller Finanz-, Prestige- und Imagefragen ein Raum geschaffen werden sollte, in dem lustvoll gespielt werden kann«; und auch anderen ein Platz zum Spielen und Ausprobieren gegeben werden sollte. Insofern hat Linz09 hier über den Widerstand neue Impulse gesetzt. »Nur mit Kreativität, ohne Kohle und in Leerständen« – in einer sehr offenen Form hat der Musentempel nach und nach ein buntes Völkchen um sich geschart, das die Kunstauffassung und den Idealismus der beiden teilte: An den monatlich stattfindenden Salon-Abenden gab es Antiken- Trash und experimentelles Heimatlied, Party, Performance und Posing – und es waren in der Folge zig Musikerinnen, Schauspielerinnen, Tänzerinnen, Kampfkünstlerinnen, bildende Künstlerinnen, Modeschöpferinnen und Literatinnen aktiv mitwirkend zu Gast. Aus dieser Dynamik heraus entwickelte sich der »Dichterwettstreit « [sic!]: Eine Ausschreibung für junge Theaterautorinnen im deutschsprachigen Raum, deren Stücke innerhalb der Salons vorgestellt wurden. Der Gewinnerin winkte eine Koproduktion mit dem Theater Phönix, die im Herbst 2010 auch ihre Umsetzung fand. Als Eigenproduktionen des Musentempels gab es außerdem zwei Sommertheater- Produktionen im Parkbad – und 2010 das Stationentheater »Die Blutgräfin« im Linzer Stadtkeller, das Ort und Zeitgeschichte inszenierte.
Nun, bereits im vierten Jahr seines Bestehens, möchte der Kulturverein Musentempel seine der Antike entlehnten Idee des Agons, des kreativen Wettstreits, auf ein Linzerisches Sommer-Dionysien ausweiten und von 11. – 20. Juli die Tabakfabrik mit einem neuntägigem Fest bespielen. Geplant sind hier in einem offenen Konzept eigene (Theater) Stücke, aufgerufen sind jedoch wieder sämtliche Sparten und Kunstschaffende, sich bereits jetzt im Vorfeld einzubringen und den zur Verfügung gestellten Raum zu nutzen. Entstehen soll mit dem eingangs erwähnten Motto »Künstler aller Sparten
vereinigt euch« eine Open Air-Oase, die, wie Judith Richter anmerkt, das griechische Dionysien »der ungezügelten, ekstatischen und entfesselten Energie« als Vorbildfolie heranzieht. Und apropos Vorbildfolie: Diese Theater- und Festtage hatten bereits im alten Griechenland eine Funktion ähnlich des Faschings, nämlich vor allem nach den Festtagen eine staatsstabilisierende Funktion. Deshalb sei es damals für die Stadt eine Ehre gewesen, das dionysische Fest zu finanzieren – bis hin zu einem Dienstausfallsgeld fürs Publikum. Heutzutage ist das natürlich alles anders. Bei den Vorbereitungen spießt es sich derzeit an dem Umstand, dass man im vierten Jahr des Bestehens »nur mit Kreativität und ganz ohne Kohle« nicht allzu große Sprünge machen kann. Das betrifft einerseits eine Aufwandsentschädigung für die teilnehmenden Künstlerinnen, die hauptsächlich auf Tausch und Austauschhinausläuft. Vor allem betrifft das aber denLeerstand Tabakfabrik selbst, bzw. die realenNutzungsmöglichkeiten, was Miete undFinanzierung anbelangt. Hat man, sozusagenfast dionysien-like, die Miete für dasOpen Air-Areal in der Tabakfabrik erlassenbekommen, stellen im Gegensatz dazu dieSicherheitsauflagen eine große Hürde in derUmsetzung dar – wenn etwa Unsummenan Geld in die Bezahlung von geeignetem(Brand)Schutzpersonal, sprich die gewährteUnterstützung der öffentlichen Hand in dieBezahlung von Überstunden des Sicherheitspersonalsfließen sollen. Zweifelsohneein paradoxes Problem für die veranstaltendenKünstlerinnen. Ein Problem, an demübrigens auch bereits die diesjährige LangeNacht der Bühnen gescheitert ist. Und dieTabakfabrik als potentiellen Spielort fürfreie Kunstproduktionen nicht eben besondersattraktiv macht. Beim Musentempelsieht man sich hier allerdings als kleinererVerein mit offenen Gestaltungsmöglichkeitenim Vorteil: »Im Falle des Falles werdenwir verkleinern. Davor haben wir abernoch alternative Vorschläge, was die Bestellungdes Sicherheitspersonal selbst betrifft«,so Judith Richter. Derzeit ist das dionysischeFest in Vorbereitung. Nähere Informationenfür eine Teilnahme: