Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

von Michaela Schoissengeier Obfrau des Vereins fiftitu 1. Akt:

 

Frühjahr ’98: die Idee ist geboren, wir machen eine frauen.kultur.woche in Frühjahr ’99. Grübel, grübel und studier, viele Gehirne zermartern sich. September ’98: alle Unterlagen sind beisammen für unser Vorhaben: frauen.kultur.woche fiftitu % vom 19.-.29.3.’99. Projektbeschreibungen, Finanzierungspläne und ein nettes Ansuchen um das nötige Geld werden in eine schöne Mappe mit farbigen Blättern verpackt und an alle möglichen GeldgeberInnen geschickt. Streß kam auf bei Herta und mir: sind wir zeitgerecht dabei, haben wir eh nichts vergessen, wurde alles bedacht? Fragen über Fragen; jedoch als unzählige Mappen auf der Post lagen und unmengen Telefonate geführt waren, lehnten wir uns kurze Zeit zurück. Ich glaubte, oh ich Unwissende!, das Schlimmste in Fragen Geld ist getan. Bald kam ich drauf, daß es jetzt erst losging – und wie!?!

2. Akt:

Oktober ’98: So, die Zeit war gekommen, im der wir unsere „Anstandsbesuche“ absolvierten. Mein erstes Erlebnis: der Besuch beim Herrn Landeshauptmann. Ich war dementsprechend nervös, so einer politischen Größe gegenüber zu sitzen – quasi Aug in Aug. Meine Erwartungen wurden vollends übertroffen, ich hätte nie geglaubt, daß frau so schnell abserviert werden kann, mit der wichtigen Information: was auf keinen Fall geht. Dank Uli, die mich begleitete, nahm ich diese wichtige Lebenserfahrung mit auf meine Wanderschaft von einem Büro zum anderen.

3. Akt:

Gespräch mit der Bundesabteilung II/8: das Land ist primärer Geldgeber, die müssen sagen, was sie her-geben, danach wird sich der Bund richten…… Gespräch mit dem Kulturamt: das Büro für Frauenfragen ist der primäre Geldgeber, die müssen sagen, was sie hergeben, danach wird sich das Kulturamt richten…… Gespräch mit dem Büro für Frauenfragen: das Kulturamt ist der primäre Geldgeber, die müssen sagen was sie hergeben, danach wird sich das Büro für Frauenfragen richten Gespräch mit dem Frauenministerium ……

4. Akt:

Viele Zetteln sind nachgereicht, Unmengen von Terminen sind absolviert, ein nettes Gespräch folgt dem anderen, und die Zeit vergeht bedrohlich rasch. Ein Stern am Horizont: die erste Förderzusage vom Land !

5. Akt:

Es gibt noch einige „harte Nüsse“ zum Knacken. Frauensolidarität ist gefragt! Die richtige Adresse ist hier sicher das Frauenministerium und die Frauenbeauftragte vom Land. Hier wurde noch einmal mein Durchhaltevermögen auf das empfindlichste geprüft.

6. Akt:

Januar ’99: der Großteil der Finanzierung ist noch nicht ge-sichert, was die meisten Politikerinnen nicht stark beeindruckt. Die letzten gemeinsamen Kräfte werden mobilisiert, der Sparstift wird angesetzt wo es nur geht. Klar ist für mich die frauen.kultur.woche findet statt!!! Wie, ist mir noch nicht ganz klar. Alle mitwirkenden Frauen geben noch richtig Gas.

7. und vorletzter Akt:

Mitte Februar: die Finazierung steht, der Kopf raucht, die Sohlen sind voll Blasen und eine tiefe Erleichterung kommt über mich. Jetzt ist Zeit für die Vorbereitung, allerhöchste Zeit – der März läßt grüßen!

8. und letzter Akt: Das große Geheimnis wird gelüftet: bei dieser Finanzierung geht es nicht um Milliarden, Trilliarden oder mehr. Ich spreche von einer knappen Million Schilling, für ein Frauenprojekt, das erstmalig in dieser Größenordnung in O. Ö. geplant ist. Die Eigenleistungen, die von den vielen Frauen gemacht werden, betragen ca. die Hälfte der Fördersumme, die von uns allen unentgeltlich geleistet werden. „Bravo, Bravo!“ oder typisch Frau?!?! das große finale:

frauen.kultur.woche FIFTITU% vom 19.3.-29.3.’99 in ganz Oberösterreich. Ein Fest für alle Sinne! (Verein Fiftitu% zur Förderung von Kunst und Kultur von Frauen.)

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