Regionalförderungen für Kulturprojekte

Die Politik muß durch die Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen der Kultur als wichtigem Faktor regionaler Entwicklung Rechnung tragen

 

von Sylvia Amann

Die KUPF setzt sich für eine Verbesserung der Finanzierungssituation regionaler Kulturinitiativen und eine zuMutbare Kulturpolitik ein. Seit dem EU-Beitritt Österreichs stehen nun auch neue Fördermöglichkeiten für den kulturellen Bereich zur Verfügung, und die Auseinandersetzung mit Kulturpolitik auf europäischer Ebene ist notwendig.

Hier gibt es aber große Defizite: Informationsdefizite, wie die geeignete Förderschiene gefunden werden kann. Zuständigkeiten in der Verwaltung und komplexe, politische Entscheidungsabläufe sind Außenstehenden oft unklar. Es bestehen aber auch Informationsmankos über die Bedürfnisse des kulturellen Sektors, Unklarheit wie eine sinnvolle Zusammenarbeit funktionieren kann oder Ignoranz. Ziel der KUPF – Kulturplattform Oberösterreich ist es, hier Verbesserungen herbeizuführen.

 

was ist aber auf politischer ebne zu tun, damit regionale kulturvereine von diesen fördertöpfen wirklich profitieren können?

Erfahrungen aus zahlreichen Mitgliedsländern der EU, wie besonders auch aus Großbritannien und Finnland zeigen, daß kulturelle Projekte gute Chancen haben im Rahmen der Regionalförderungen der EU (sog. Strukturfonds) unterstützt zu werden.

Über 80 % der EU-Ausgaben für Kulturprojekte kommen aus diesen Fördertöpfen. Überraschenderweise trägt die Europäische Kommission in ihrem Vorschlag zur Reform der Strukturfonds trotz anderslautender Diskussionsbeiträge diesem Statusquo praktisch in keiner Weise Rechnung. Diese Reform steckt den Rahmen für die Regionalförderungen der Union für den Zeitraum von 2000 bis 2006 ab. Die politischen Verhandlungen sowie Vorbereitungsarbeiten zur Umsetzung der Strukturfondsreform in den einzelnen Regionen sind derzeit bereits voll im Gang.

Voraussetzung für die soziale und wirtschaftliche Kohäsion kann aber nur eine ganzheitliche Regionalentwicklung unter Einbeziehung des kulturellen Sektors in dieselbe sein. Kooperationen zwischen regional zuständiger Verwaltung und Politik auf der einen Seite und den VertreterInnen der regionalen Kulturszene auf der anderen Seite sind dafür unerläßlich (Informations-Austausch, besondere technische Assistenz für den Kulturbereich, Mitarbeit bei der Programmerstellung, Besetzung der zuständigen Gremien in Vorbereitung, Abwicklung und Evaluierung der Förder-Programme, Projektbegleitung, etc.). Der kulturelle Sektor fordert in diesem Kontext „Miteinbeziehung einer Kulturschiene in jedes Regionalförderprogramm“.

Bereits auf Ebene der entscheidenden Gremien der EU muß die Kultur vergleichbar dem Umweltbereich in die Zielkataloge des EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung), des ESF (Europäischer Sozialfonds) und des EAGFL (Europäischer Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft) sowie in der allgemeinen Verordnung aufgenommen werden. Diese Neugewichtung des kulturellen Sektors muß sich dann auf nationaler und regionaler Ebene im Rahmen der Ausarbeitung der Förder-Programme fortsetzen.

auf welcher basis kann die strukturfondsreform (2000 – 2006) aufbauen?

Beispiele für mit EU-Mitteln kofinanzierte Projekte sind u. a. der Umbau eines Bauernhofes in ein Kulturzentrum, die Unterstützung von Absolventen von Kunsthochschulen beim Einstieg ins Berufsleben oder der Aufbau von Multimediaeinrichtungen in städtischen Problemregionen. Auch in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit können Kooperationsprojekte im Kulturbereich unterstützt werden.

Regionalfördertöpfe sind aber nicht nur für größere Projekte da: Von 1996 bis 1999 konnten beispielsweise ebenfalls 11 Kulturprojekte in Oberösterreich von einer LEADER-Mitfinanzierung profitieren, deren Fördervolumen bereits bei 60.000 Schilling beginnt.

Und dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus einer Vielzahl realisierter Kulturprojekte, die insgesamt schon 3 %, der zur Verfügung stehenden Strukturfondsmittel ausmachen.

Die KUPF – Kulturplatttform Oberösterreich arbeitet aufgrund dieser Erfahrungen derzeit mit ihren europäischen PartnerInnen (EFAH, ERAB, etc.) intensiv an einer Verbesserung der Situation für Kulturprojekte innerhalb der Regionalförderungen der Europäischen Union.

 

Im zweiten Band ihrer Studienreihe „Lieda? Wir machen …“ widmet sich die KUPF der Thematik EU-Förderung für Kulturprojekte. Sowohl Kultur- als auch die weit vielversprechenderen Regionalförderung der Europäischen Union werden detailliert behandelt, mit Beispielen, Erfahrungsberichten und Expertendiskussionen aufgelockert und mit Hintergrundinformationen, Basiswissen sowie einer kleinen Institutionenkunde angereichert. Zielgruppe der Studie sind neben Kunst- und Kulturschaffenden aller Sparten aber auch Politik und Verwaltung. Erfahrungsberichte und konkrete Verbesserungsvorschläge sollen eine praxisgerechte Umsetzung für die kommende Förderperiode 2000 bis 2006 ermöglichen und die Möglichkeiten für den kulturellen Bereich besonders im Rahmen der Regionalförderungen der Europäischen Union ausweiten.“

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