Katholischer Fundamentalismus

Manfred Berghammer zur Aufregung rund um Haderer und Haring.

 

„Ich vertraue auf die eingeschalteten Gerichte“.sagt der zum katholischen Fundamentalismus zurückgekehrte VP-Klubobmann Andreas Khol und schließt sich damit den KritikerInnen an Haderers Buch an. Der Bundeskanzler erklärt sich seit langem wieder einmal eindeutig und spricht von „Schund“.

Es scheint, als hätten unsere Damen und Herrn Politiker in Zeiten steigender Arbeitslosigkeit, Wirtschaftsflaute und Kriegsgräuel in der ganzen Welt, nichts anderes zu tun, als Bücher zu rezensieren (der Unbill um UHBP begann bei Redaktionsschluss dieser Zeitung). Natürlich muss Khol das Jesusbuch nicht mögen und er darf es auch kritisieren. Aber als einer der einflussreichsten Politiker des Landes unterstellt er mit dieser Aussage unabhängigen RichterInnen, ein Gottesurteil zu fällen. Damit stellt er sich selbst außerhalb seines vielzitierten Verfassungsbogens.

Fast hätte er dort den ebenfalls katholisch geprägten oberösterreichischen Landeshauptmann Pühringer getroffen. Dieser wird im Zusammenhang um den von Volksanwalt Ewald Stadler und wirklichkeitsfremder Gesinnungsfreunde breitgetretenen Wirbel um die Keith Haring-Ausstellung in der Neuen Galerie der Stadt Linz im Katholischen Internetmagazin kath.net wie folgt zitiert: „Ich kann ihre Empörung sehr gut verstehen und bin mir sicher, dass die dafür zuständigen Vollzugsorgane auf Grund ihrer Veranlassung die notwendigen Vorkehrungen treffen werden.“

Da fragte man sich, ob es schon ein SO-KO-KU, ein Sonderkommando-Kunst gibt und warum er sich als Kulturreferent nicht schützend vor die AusstellungsbetreiberInnen und Kunstschaffenden stellt, sondern „Vollzugsorgane“ beauftragt, um so die Kleingeister zu ermuntern, ihr Unwesen noch dreister zu treiben.

Später dürfte er dann einen kräftigen Zug Weihrauch genommen haben. Laut Bericht im Standard vom 5. April 2002 verteidigte er im Rahmen einer Anfrage der FPÖ im oberösterreichischen Landtag das Kunstvermittlungsprogramm der Ausstellung und erteilte Zensurgelüsten eine klare Absage.

Manfred Berghammer

Anmerkung des Autors: Das zeigt uns, dass Weihrauch doch nicht alles eindeutig sehen lässt. Ergo ist es Zeit, Cannabis zu legalisieren – was ja eigentlich der tiefere Sinn von Haderers Geschichte ist.

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