Jesus

Diesmal muss Bundeskanzler Wolfgang Schüssel zur Strafe antreten.

Es ist unglaublich, was sich um das jüngst erschienene Jesus-Buch von Gerhard Haderer zusammengebraut hat. Den Startschuss zu massiven Anfeindungen des Karikaturisten gab Kardinal Schönborn.

Über einen Gastkommentar in der Tageszeitung „Die Presse“ ließ er den Karikaturisten wissen, er solle sich dafür entschuldigen, dass „er die religiösen Überzeugungen seiner Mitmenschen dermaßen mit Füßen tritt“. Seither will die Hetze gegen den Künstler nicht mehr abreißen. Bei der Staatsanwaltschaft wurden gegen das Haderer-Buch bereits mehrere Anzeigen eingebracht. In Oberösterreich werden von einer Initiative Flugblätter verteilt, in denen dem Karikaturisten nahe gelegt wird, sich einen anderen Aufenthaltsort zu suchen, denn so einer hätte im freien Österreich nichts zu suchen.

Man mag zu dem Buch stehen wie man will, doch dass es der ranghöchste Kirchenvertreter für notwendig erachtet, den Karikaturisten zum öffentlichen Bußgang aufzufordern, erstaunt. Erstaunlich auch die Aussage von Weihbischof Laun, der in einem Profil-Interview die katholische Kirche, die nach wie vor zu den machtvollsten Institutionen in diesem Land zählt, aufgrund dieses kleinen satirischen Büchleins nahe der Verfolgung sieht.

Angesichts dieser geballten Anfeindungen wollte auch Bundeskanzler Schüssel nicht zurück stehen und bezeichnete Haderers Zeichnungen als Schund. Tapfer gebrüllt Herr Bundeskanzler! Immerhin ist Ihnen als Bundeskanzler die Kunstsektion direkt unterstellt. Da ist es nunmal Ihre verdammte Christenpflicht, darauf zu achten, dass da nichts aus dem Ruder läuft in der Kunst.
Mit Ihrer Regierungswallfahrt nach Aufhebung der EU-Sanktionen, haben Sie das klarste Bekenntnis zur katholischen Kirche seit Schuschnigg abgegeben. Da dürfen Sie nun nicht wanken und müssen selbst die kleinsten Verfehlungen streng ahnden, sonst kommt womöglich wieder Ewald Stadler von der FPÖ mit seinem „wehrhaften Christentum“ und macht Ihnen den Rang als „Gottes-Mann fürs Grobe“ streitig. Dass Sie als Bundeskanzler auch Verfassungsgarant sein sollten und die Freiheit der Kunst zu verteidigen hätten, muss da eben ein wenig zurücktreten. Man kann nicht alles haben.

Soweit wir wissen hängt in Ihrer Parteizentrale ja auch noch ein prächtiges Gemälde des Klerikalfaschisten Dollfuß. Knien Sie nieder und danken Sie ihm, dass er Ihnen die Kraft gibt, gegen die Ungläubigen vorzugehen. Dann sind Sie auch gleich in der richtigen Position, um die mehr als verdiente Gnackwatschn der KUPF zu empfangen.

Gehe hin und sündige nicht mehr, kleiner Wolfi.

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