„Aus Ahnung wird Wissen, aus Wissen wird Ahnung. Aus Träumen werden Pläne, die Pläne gehen in Träume über. Ich sehne mich und mache mich auf den Weg, und gehend sehne ich mich.“ (Bert Brecht)
von Susanne Blaimschein
Am 19.3.1999 eröffneten die Worte von Hedi Hofstadler und Michaela Schoissengeier am Linzer Hauptplatz die frauen.kultur.woche. Im Anschluß daran wurde die begehbare Installation durchschritten. Nach Monaten der Vorbereitung (der jeweiligen Veranstaltungen, in Summe über 50, und der gemeinsamen Organisation) wurde – kaum lesbarer – von Frauen aus insgesamt 21 Kulturinitiativen und in Summe 100 Künstlerinnen öffentlich Platz genommen. Von einer kleinen Gruppe von Frauen ausgehend, die sich im Verein FIFITUTU% zusammengeschlossen haben, wurden viele und vieles in Bewegung gebracht.
Um es gleich vorweg zu sagen: Sie sind gelungen: Die Schritte, die gemeinsam begonnen und im Einzelnen vollzogen worden sind, die Schritte, mit denen scheinbar nur augenblicklich und für Momente Platz genommen und Orte geschaffen und genutzt wurden, Schritte, die jedoch verdeutlichen sollen, daß Frauen in Kulturbereichen ihre und ‚die kulturelle Gegenwart selbst‘ gestalten. Waren es nun die Geschlechterfrage in Kulturinitiativen, bei den Programmangeboten oder Arbeitsteilungen, das Geschlechterverhältnis in Jurys, Kulturförderungen oder schlichtes Selbstverständnis, welche die Triebfedern für dieses Festival waren, festgehalten werden kann, daß die Ideen und Aktionen der frauen.kultur.woche ein kulturpolitisches Zeichen gesetzt haben. Zu diesem Zeitpunkt differenziert und im Gesamten resümieren zu können ist illusorisch, photographisch Festgehaltenes wird ausschnittsmäßig gezeigt, Gedanken umrissen.
Die Resonanz zu den einzelnen Veranstaltungen und zu der Gesamtidee wird zumeist als überdurchschnittlich positiv beschrieben. Etwas „Neues“ anzubieten und das in der Betonung der Gesamtidee, wie es die Local-Bühne mit ihrem Ausstellungsparcour getan hat, barg ein Risiko in sich, wie Hedi Hofstadler formuliert, daß jedoch weder mit Fernbleiben noch mit Ablehnung beantwortet wurde, sondern mit gutbesuchten Ausstellungen, neuen BesucherInnen und: „Es konnte vermittelt werden, daß es Frauen gemacht haben.“ Zufriedenheit wird ebenso von Seiten der Veranstalterinnen der Insel, wie Margit Schödl, in Scharnstein und von Friederike Kautz, von der Alten Schule Gutau, rückgemeldet.
Im Fokus meiner momentanen Reflexionen steht die Frage des Umgangs mit der Differenz unter und zwischen Frauen. Damit ist die Differenz in der Ähnlichkeit, nicht in der Andersheit gemeint, die einen Dialog untereinander ermöglicht haben und weiters ermöglichen können, um so Bilder der Zukunft und Utopien entstehen zu lassen. Die Schwierigkeiten die Differenz unter und zwischen Frauen sehen zu können und gleichzeitig nicht ins ausschließlich Individuelle zu verfallen, sehe ich in Ausschnitten der Diskussion um die Veranstaltungen der frauen.kultur.woche. Auffällig war darin zunächst das Bekannte: Ähnlich der Diskussion um die Frage der Quoten, in der die Frage der Leistung als meistverwendetes Gegenargument beansprucht wird, schwebte in der Diskussion um die Vielfalt des Angebotes der frauen.kultur.woche, mit dem grundsätzlichen Anliegen der regionalen Kulturinitiativenbeteiligung, die Frage des „up to date“-Seins. Ein künstlich konstruierter Vergleich? Auch nach dem Ende der frauen.kultur.woche sollten die im Vorfeld aufgenommenen Diskussionsfäden weitergesponnen werden, vielleicht in Form eines öffentlichen Gedankenaustausches in der KUPF Zeitung?