Salzburg – ein bisserl Berlin?

Graffiti ist heute eine der zugänglichsten Formen der Selbstdarstellung, eine Form der schnell wachsenden Street Art. Für die einen ist es Vandalismus, für die anderen quasi eine Form von ‚Kunst am Bau’. Von Olha Erdyv, Julia Vockenhuber und Alina Wörgötter.

Modernes Graffiti ist heute eine der zugänglichsten Kunstformen im öffentlichen Raum. Es ist Bestandteil urbaner Kulturen weltweit, zeitgenössische Kunst mit eigenen Stilen, Trends, und Sprayer*innen – Genies, die oftmals wahre Meisterwerke schaffen.

Es ist offensichtlich, dass eine solche Darstellung von dem Wunsch nach Kommunikation angetrieben wird. Kritische Motive, aber auch friedliche, schöne Bilder werden zum Mittel für Auseinandersetzungen mit unterschiedlichen gesellschaftsrelevanten Themen.

Und wie wird Graffiti in Salzburg wahrgenommen? Eine – nicht repräsentative – Umfrage der Autorinnen unter 20 zufällig ausgewählten Salzburger*innen zum Thema ergab überwiegend positive Reaktionen. Die Salzburger*innen verbinden vor allem die Begriffe ‘Kunst’ und ‘Kreativität’ mit dem Thema Graffiti. Nur einmal fielen abwertend gemeinte Begriffe wie ‘asozial’ oder ‘Vandalismus’.

Banksy und Schmiererei

Für die Befragten war es aber schwierig, Graffiti in eine Schublade zu stecken. Für viele kommt es auf das Kunstwerk selbst und auf den Ort des Kunstwerks an. Findet man Graffiti auf Autos oder Häuserfassaden wird dies oft als Vandalismus empfunden. Als Kunst wird es dann angesehen, wenn auf legalen Flächen gesprayt wird und es keine „Schmiererei“ ist. Graffiti Kunstwerke gefallen auch meistens, jedoch liegt für viele die Bedeutung des einzelnen Graffitis oftmals im Dunkeln.

Apropos Sprayer*innen: Graffiti-Künstler*innen sind in der Stadt großteils unbekannt. Nur zwei Namen fielen, Banksy und die Rip Off Crew (beides Street Art Künstler*innen bzw. Gruppen). Auch Workshops, Veranstaltungen oder Events zum Thema Graffiti kannten nur wenige. Hier besteht also ein Nachholbedarf. Eine entsprechende Anfrage im Büro von Landeskulturreferent Heinrich Schellhorn (Grüne) zum Thema blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Denn die Salzburger*innen sind sich einig, dass man diese Art von Kunst fördern sollte, um die Stadt bunter und moderner zu machen.

Location ist wichtig

Braucht die historische Mozartstadt nun das moderne Graffiti? Mehr als die Hälfte geben hier ein klares Ja ab. Jedoch mit dem Zusatz, dass es auf den Ort beziehungsweise den Stadtteil und das Motiv selbst ankommt.

Im gesamten Stadtgebiet Salzburgs sind bereits ein Dutzend Möglichkeiten für legale Graffiti-Malerei geschaffen worden. Berliner Flair verspürt man vor allem am Salzachkai in Mülln. Die East Side Gallery Salzburgs, die längste Graffitiwand der Stadt, mit über 800 Quadratmetern Gestaltungsfläche für die freie Graffiti-Szene wurde 2020 eröffnet. Die meisten legal gestaltbaren Wände können ohne schriftliche Genehmigung besprüht werden. Manche Kunstprojekte, etwa jene, die an der Unterführung am Rudolfskai im Stadtzentrum entstehen sollen, werden erst nach Absprache mit dem Jugendbüro genehmigt.

Workshops & Teambuilding 

Die Möglichkeiten für legales Graffiti sind also vorhanden, doch wie bekommen Interessierte nun Zugang zu Street Art in Salzburg? Durch Workshops. Zahlreiche Einrichtungen für Kinder und Jugendliche, Schulen und Jugendzentren bieten immer wieder kreative Angebote – meist für die jüngere Generation. Doch auch für Erwachsene gibt es die Chance, durch Workshops die Graffiti-Kunst zu entdecken. „Firmen malen“, ein Teambuilding-Konzept für Unternehmen, schafft die Möglichkeit, die Kreativität und Teamfähigkeit von Firmenmitarbeiter*innen unter der Leitung des deutschen Street Art-Künstlers Götz Friedewald zu stärken. Das Ergebnis – eine selbst gestaltete Graffiti-Wall mitten in Salzburg. Ein gutes Beispiel dafür, dass es sich in dieser Szene nicht um verrückte Straßenkünstler*innen oder vandalistische Akte handelt.

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