Netter Tropfen, verpasste Chance

Um das Kulturland zu retten, hat die KUPF 2,4 Mio € mehr für zeitgenössische Kultur im kommenden Jahr gefordert. Geworden sind es 200.000 €.

Der Voranschlag 2019 ist eine Chance gewesen: Eine Gelegenheit, zu zeigen, dass man aus dem Protest des Vorjahres gelernt hat. Eine Chance, zu zeigen, dass man jene mehr als 17.000 Menschen ernst nimmt, die die Petition zur Rettung des Kulturlands OÖ unterzeichnet haben. Eine Möglichkeit, zum Höhepunkt der wirtschaftlichen Entwicklung einen großen Schritt auf die Kulturszene zuzugehen.

Kurz schien dies auch denkbar, als der Landeshauptmann und Kulturreferent bei der Eröffnung des Brucknerfestes ankündigte, dass das Kulturbudget wieder wachsen solle. Der vorliegende Voranschlag 2019 zeigt aber leider ein altbekanntes Bild: Der Großteil der Erhöhung geht wie gewohnt an öffentliche Einrichtungen. Insbesondere die Landesmusikschulen erweisen sich mit einem Plus von 4,2 Mio € (+ 4,5 %) einmal mehr als Kostentreiber: Mit 96 Millionen geht erstmals die Hälfte des gesamten Kulturbudgets des Landes OÖ in den Bildungsbereich. Auch Landestheater, Musiktheater (zusammen + 1,6 Mio € / + 4,0 %) und das Kulturquartier (+ 0,8 Mio € / + 8,1 %) wachsen überdurchschnittlich.

Neben diesen Millionenbeträgen muten die minimalen Erhöhungen für zeitgenössische Kultur lächerlich an: Oberösterreichs gesamte Musikszene darf sich über ein Plus von 20.000 € freuen. Die Literatur darf, nach der Kürzung im Adalbert Stifter Gedenkjahr, nächstes Jahr 30.000 € mehr auf den Putz hauen. Die darstellende Kunst bekommt 80.000 € mehr, die bildende Kunst geht leer aus. Und die hunderten regionalen Kulturinitiativen? Die teilen sich brav ein Plus von 100.000 €. Ein netter Tropfen auf dem heißen Stein, nicht mehr und nicht weniger.
Die Förderabteilung des Landes hat übrigens seit November einen neuen Leiter. Wie in der Herbstausgabe der KUPFzeitung prognostiziert, hat Johannes Nußbaumer das Rennen gemacht. Ob die monatelange Verschleppung der Förderanträge jetzt ein Ende hat, wird sich zeigen. Im Jahr 2017 wurden trotz vieler Förderabsagen “aus budgetären Gründen” in Summe 486.276 € an zeitgenössischen Förderungen nicht ausbezahlt. Diese sollten als als budgetäre Übertragsmittel heuer ausgeschüttet werden – was Informationen der KUPF nach aber noch nicht geschah. Mit diesem Geld hätte man die heurigen Kürzungen deutlich abdämpfen können, eine weitere verpasste Chance.

Die Baustellen im Kulturbereich sind nicht weniger geworden. Auf die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung kommt jede Menge Arbeit zu. Und wir werden wohl anfangen müssen, die nächste Kampagne zu organisieren.

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