Danke für Nichts

Widerworte – Emanzenkolumne von Jelena Gučanin

Es ist diese eine, kleine Frage, die mir seit der Wahl im Kopf herumschwirrt: Warum nehmen Menschen, die nichts zu befürchten haben, jenen etwas weg, die nichts haben? Was für ein Gefühl der Superiorität steckt in denen, die sich daran erfreuen, dass die Mindestsicherung gekürzt wird? Wie viel Niederträchtigkeit steckt in manchen, denen es gefällt, dass Alleinerzieherinnen keinen fairen Unterhalt erhalten? Welche Art von Boshaftigkeit umgibt jene, die Opfern sexueller Belästigung keinen Glauben schenken?

Ich nenne sie jetzt einfach MenschenhasserInnen. Und nach der letzten Wahl ist klar: Es gibt sehr viele davon. Ihre Denkweise ist ähnlich: An ihrem Elend sind die Armen «selbst schuld», können im Sinne der kapitalistischen Leistungsgesellschaft ohnehin «alles erreichen», wenn sie sich nur genug anstrengen, und Frauen*, die belästigt werden, müssen sich vor allem selbst wehren – und sonst schweigen. So viel Ignoranz kann nur von Menschen kommen, denen gewisse Privilegien in die Wiege gelegt wurden. Von jenen, die sich aufgrund ihrer europäischen Verblendung für bessere Menschen halten. Und das ist nichts anderes als: ekelhaft.

Deshalb widme ich diese Kolumne euch, liebe MenschenhasserInnen: Schämt ihr euch nicht, dass ihr denen, die viel weniger haben, noch einmal etwas wegnehmt? Schämt ihr euch nicht dafür, dass ihr andere ins Verderben stürzt, nur um euren eigenen Kopf zu retten? Habt ihr kein menschliches und moralisches Empfinden dafür, was Gut und was Böse ist? Ihr versteckt euch hinter euren Anzügen, euren Gartenzäunen oder euren Bildschirmen. Ihr versteckt euren Menschenhass hinter Gleichgültigkeit und elitärem Gehabe. Aber ihr wisst ganz genau, was ihr da macht. Denn anstatt für Gerechtigkeit zu kämpfen, tut ihr alles, um diese Welt noch ein Stück weit ungerechter zu machen. Das kann nur ein #notme sein, das ihr eintippt, es kann nur ein blaues Kreuzerl am Wahlzettel sein, es kann bloß ein kleiner Satz sein, den ihr am Stammtisch in die Runde werft. Doch er zählt.

Eure Handlungen bedeuten etwas. Und viel zu oft bedeuten sie etwas Schlechtes – gerade wenn ihr die Macht hättet, etwas zu ändern. Nein, niemand ist frei von Schuld. Aber wir können uns dieser Schuld bewusst werden, können uns aktiv wehren, und nicht nur ausführen. Ihr seid zwar nur ein Rädchen im Wagen, aber ihr erhaltet das System. Ein System, das in den nächsten Jahren vor allem eins sein wird: menschen- und frauenfeindlich.

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