Die vergangenen Wochen haben für die Kulturplattform OÖ allerlei Merkwürdiges mit sich gebracht. Der KUPF Innovationstopf als Vorzeigemodell und wichtiges Förderinstrument für die freie Kulturarbeit kam zuerst ins politische Gerede und dann unter die behördlichen Räder. Mit Sicherheit wurde eine bis dato gut funktionierende Zusammenarbeit zwischen KUPF und Landeskulturdirektion (LK) einseitig gebrochen.
Was ist passiert? Die LK verwehrte erstmals seit 15 Jahren zwei KUPF Innovationstopf Projekten die Förderung, nämlich trotz erfolgter Juryempfehlung. Eine tief greifende Entscheidung, die von brisanten Entwicklungen begleitet wird. Erstens vermisste die stets gesprächsbereite KUPF jedwede Kommunikation. Erst zugespielte Unterlagen aus dem Landtag brachten Licht ins Dunkel. Zweitens setzen sich just beide abgelehnten Projekte kritisch mit der Linzer Stadtwache auseinander. Ein Zufall? Wohl kaum. Denn die Absage fällt auffällig nahe mit einer entsprechenden Landtagsanfrage der Freiheitlichen Partei zusammen. Drittens begründet die LK ihre Absage aufgrund mangelnder „künstlerischer und kultureller Inhalte“. So nebenbei wird also der Jury ihre kulturpolitische Expertise abgesprochen und die Definitionsmacht von Kunst- und Kultur in die öffentliche Hand gelegt. Genau gesagt in die Hände des zuständigen Beamten, der im späteren Verlauf von einer Fachjury Beistand erfahren haben soll. Aber hätte nicht selbst diese „Fachjury“ schon alleine auf Basis des OÖ Kulturleitbildes zwangsläufig zu einem positiven Förderentschluss kommen müssen? Jedenfalls war die KUPF nach erfolgter Recherche und Zusammenstellung all dieser Fakten mit einem Sammelsurium an vermessenen Kuriositäten und Widersprüchlichkeiten konfrontiert. Ein Skandal.
Doch wie in dieser Situation reagieren? Sich etwa an den Platz im Regen gewöhnen, im Wissen, dass dieses fadenscheinige und inakzeptable Abspeisen im viel zitierten „Kulturland OÖ“ und darüber hinaus Schule machen könnte? Mit Sicherheit nicht. Als ernstzunehmende Interessensvertretung für die oberösterreichischen Kulturvereine ist hier die KUPF in ihrer Kernaufgabe gefordert, bei all dem was auf dem Spiel steht. Darum hat sie entsprechende Schritte eingeleitet und dabei selbst neue Wege beschritten. Denn erstmals in ihrer Geschichte hat die KUPF eine „Petition für faire und transparente Fördergeldvergabe“ ins Leben gerufen, geknüpft an eine informative Homepage unter Verwendung neuer Medien. Mobilisieren, Vernetzen, Sensibilisierung war unter dem Kampagnenmotto „SO NICHT!“ vom 28. Juli – 16. August angesagter als je zuvor. Trotz kurzer Dauer und Urlaubszeit haben über 830 Personen diese Petition unterzeichnet, zahlreiche bekannte Persönlichkeiten aus dem Kulturbereich drückten ihre Solidarität mit einem Statement aus. Ein beeindruckendes Ergebnis, nicht zuletzt aufgrund zahlreicher Medienberichte.
Die Förderabsage der LK vermochte diese Kampagne allerdings nicht zu revidieren. Was wenig überraschend und trotzdem unbefriedigend ist. Folglich bleiben elementare Fragen offen. Jene nach dem Warum zum Beispiel. Warum dieses abgebrühte Versteckspiel, anstatt auf die funktionierende Gesprächsbasis zurückzukommen? Oder die Frage nach dem politisch verantwortlichen Landeskulturreferenten. Dieser verweilte auf Urlaub und ließ bloß ausrichten, dass err seinem Personal vertraue. Hat der Landeskulturreferent wirklich geglaubt, dass die KUPF diese Krot einfach schlucken würde? Davon ist nicht auszugehen. Aber der Schluss macht noch alarmierender. All dies wurde bewusst in Kauf genommen, das Aussitzen demokratischer Prozesse war Kalkül. Aber was soll mit dem Untergraben kulturpolitische Errungenschaften in diesem Land erreicht werden? Ein Paradigmenwechsel? Die KUPF hat jedenfalls mit dieser Kampagne ihre Schmerzgrenze abgesteckt und durch die breite Unterstützung der zeitgenössischen Kunst- und Kulturschaffenden ihre Position gestärkt. Wichtig, sollte der Schrecken ohne Ende bleiben.
Richard Schachinger ist Kultur- und Radioarbeiter aus Vöcklabruck und seit heuer im KUPF Vorstand