Hinterwäldlertum

Thema der aktuellen Gnackwatsch´n ist im weitesten Sinne das Hinterwäldlertum. „Hinterwäldlertum“ umfasst Engstirnigkeit, geistige Kleinheit, Mangel an emphatischen Fähigkeiten und Konservativismus. „Hinterwälderlertum“ – die Assoziationen sind klar: Rednecks, Kameradschaftsbünde, KKK, inzestuöse Bergbauernfamilien und, richtig, die ÖVP.

Diese aufgrund eines Wählermissverständnisses auf Bundesebene abgewählte Partei hat nämlich im Hinterland (man beachte die sprachliche Nähe zum Hinterwald!), in Oberösterreich, einen gewaltigen Schritt nach hinten gemacht, um die gesellschaftliche Ordnung aufrecht zu erhalten. VP-Landesrat Franz Hiesl, eigentlich als Zubetonierer und Strassenbastler von grünen Gnaden bekannt, entpuppte sich auch als Familienlandesrat (Sachen gibt’s) und scheint in dieser Funktion vor allem Moralwächter, Anstandstante und oberster Neocon des Landes zu sein. Als solcher verhängte er zur Durchsetzung seiner moralischen Vorstellungen von „Vergnügen“ im frühen Sommer 2006 eine landesweite Sperrstunde – für Beisln, Discos und andere Lokalitäten heißt es seitdem um 4:00 Uhr zusperren. Vorwand waren die angeblichen „Exzesse“ und „Verbrechen“ in der Linzer Altstadt und die Forderung der Linzer Exekutive (um die es immer wieder Gerüchte von Misshandlungen und rassistischen Beschimpfungen in der Altstadt gibt) nach eben dieser restriktiven Sperrstundenregelung.

Der wahre Hintergrund scheint mir ein anderer: Hinterwäldler und Hinterwäldlerinnen können sich einfach nicht vorstellen, dass „anständige“ Menschen um vier in der Früh noch Party machen wollen. „Haben die keine Arbeit?“ fragen sich die HinterwäldlerInnen. „Müssen die nicht aufstehen?“ fragen sich die HinterwäldlerInnen. Hinterwäldlerpartys haben nämlich spätestens um 20:00 Uhr zu beginnen und wer um Mitternacht noch nicht besoffen im Bett liegt, der ist erstens selber schuld und zweitens grundsätzlich suspekt. Einzige Ausnahme: Zeltfeste der Freiwilligen Feuerwehr. Aber die sind glücklicherweise eh von der neuen Regelung des Herrn Hiesl ausgenommen. Zum Glück gibt es sie noch, die finsteren Spelunken im Land OÖ, in denen der Wirt nicht dann zusperrt, wenn der Herr Hiesl müde wird, sondern erst dann, wenn der letzte Gast heimwankt. Kriminalisierte Oasen der Freiheit, in denen freie Menschen selber entscheiden, wann es Schlafenszeit ist. Prost, Herr Hiesl, und eine Gnackwatsch´n dazu!

 

 

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