Sanft im Ton, hart in der Sache.

Andi Wahl über den scheidenden KUPF Geschäftsführer Udo Daniekzcyk.

 

Nach einigen Jahren im Vorstand und fünf Jahren als Geschäftsführer scheidet Udo Danielczyk aus der KUPF aus. Da Udo nach wie vor einer der aktivsten Kulturpolitiker im Lande bleiben wird, ist hier kein Nachruf auf diese bemerkenswerte Persönlichkeit angebracht. Andi Wahl nimmt daher den Abschied von Udo zum Anlass, um (ein wenig sentimental und wohl auch ein bisschen geschichtsglättend) auf 10 Jahre mit Udo Danielczyk zurückzublicken.

Eines gleich vorweg: Udo hat mir noch nie einen guten Witz erzählt. Ich glaube sogar, er hat mir noch nie irgendeinen Witz erzählt, und wenn er es einmal versucht haben sollte, so habe ich es nicht bemerkt. Udo singt auch nicht freiwillig, und wenn man ihn dazu zwingt, so ist ihm nichts als ein dumpfes Brummen zu entlocken. Aber dennoch ist mir mit Udo noch nie langweilig geworden (und ich habe in den letzten 10 Jahren einige Zeit mit ihm verbracht).

Ganz im Gegenteil. Udo ist einer der facettenreichsten Menschen, die ich kenne. Unterhält man sich mit ihm, so ist es, als ob man in ein wohlbestelltes Haus kommt, und ein Zimmer nach dem anderen durchschreitet. Jedes Zimmer weist einige Türen auf, die in weitere Zimmer führen, in deren Wände wieder eine Reihe von Türen eingelassen sind, durch die man abermals in Zimmer mit Türen gelangt. Dabei gleicht kein Raum dem anderen, und von jedem geht eine eigene, zwingende Faszination aus.

Aber, und dies sei allen ins Stammbuch geschrieben, die es in Hinkunft mit Udo zu tun bekommen, der Zauber dieser vielseitigen Persönlichkeit erschließt sich einem nicht sofort. Dieser Genuss will erarbeitet werden. Denn Udo ist ein zurückhaltender, distanzierter Mensch, dem es niemals einfiele, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, oder seine Befindlichkeiten wie einen Bauchladen vor sich her zu tragen. Er hat etwas angenehm Zugeknöpftes, eine Reserviertheit, die an Noblesse grenzt. Dazu passt auch, dass sich vieles im Leben von Udo sehr gut zur Mythenbildung, ja zu wilden Spekulationen eignet. So ist nicht ganz klar, wie Udo nun mit Anna Nachovsky verwandt ist. Jener geschichtenumrankten Frau, die angeblich einige uneheliche Kinder von Kaiser Franz Josef hatte und enge Kontakte zu Alban Berg pflegte (Leider schweigt sich Anna Nachovsky auch in ihrer Autobiographie über ihren Verwandtschaftsgrad zu Udo aus.).

Doch bei aller Noblesse, großbürgerlicher Kinderstube und Kosmopolitismus, habe ich Udo zuerst als wilden Streiter in Sachen Meinungsfreiheit kennen gelernt (eben auch eine bürgerliche Tugend). Zuerst als Mitinitiator der unabhängigen Monatsschrift HILLINGER, herausgegeben von der KAPU-Linz (deren Obmann Udo von 1992 bis 1998 war) und später in einem KUPF-internen Streit um den Kulturverein Kanal in Schwertberg. Damals (um ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern) wollte der KUPF-Vorstand den Mitgliedsverein KANAL ausschließen, weil dieser sich mit scharfen Texten gegen die Kulturpolitik der FPÖ wandte. (Der KUPF-Vorstand und die Geschäftsführung verfolgten damals noch die Strategie eines Dialoges mit den Freiheitlichen).

Udo wurde seinerzeit als Vertreter der KAPU in eine Art Weisenrat berufen, um über das weitere Vorgehen im Konflikt KUPF-Kanal zu beraten und brach dort einige Lanzen für den vom Ausschluss bedrohten Kulturverein. Die ganze Sache entwickelte sich zu einer veritablen Krise, die erst beendet werden konnte, als die Mitgliedsvereine den KUPF-Vorstand bei einer eigens einberufenen außerordentlichen Generalversammlung zur Ordnung riefen, und Obmann, Geschäftsführer und dessen designierter Nachfolger abtreten mussten. Auch bei dieser Veranstaltung trat Udo als scharfer Gegner des eingeschlagenen Kuschelkurses auf.

Von da an war Udo klar, dass er sich persönlich engagieren muss, um ein nochmaliges Abdriften der KUPF in prinzipienlose Kooperation mit dem herrschenden (politischen) System zu verhindern. Aus dieser Analyse heraus ging er in den KUPF-Vorstand. Die Übernahme der Geschäftsführung 1999 geschah hingegen aus Loyalität. Wieder war die KUPF nach einem langen und schmerzhaften Trennungsprozess von der damaligen Geschäftsführerin Sylvia Amann in einer Krise. Udo sollte die Geschäftsführung bis zur Findung einer personellen Lösung interimistisch übernehmen. Mit dem Antritt der Regierung Schüssel I geriet die KUPF allerdings wieder in eine exponiertere Situation, und es war schnell klar, dass Udo noch längere Zeit auf diesem Posten würde ausharren müssen.

Der 4. Februar 2000 (Regierungsangelobung) war für Udo im Übrigen ein persönlicher Lostag. An diesem Tag hat er beschlossen, sich verstärkt in politische Dinge einzumischen. Als erste Aktion (und individuelle Sanktion gegen Schwarz-Blau) ging er in den Vorstand der bundesweiten Vertretung IG-Kultur. In dieser Funktion wird er auch nach seinem Ausscheiden aus der KUPF verbleiben. Das ist es auch, was für Udo nach über 5 Jahren KUPF- Geschäftsführung bleibt: Eine ungemeine Lust am Politischen.

Andi Wahl ist ehemaliges KUPF Vorstandsmitglied und studiert derzeit Geschichte in Salzburg.

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