Warum wir Emanzen brauchen

Jelena Gučanins Emanzenkolumne

Latzhose, Achselhaare, kein BH: So oder so ähnlich sieht eine „Emanze“ gemeinhin aus. Zumindest war das lange Zeit der (antifeministische) Tenor. Aber was ist eine Emanze eigentlich? Google schlägt mir folgende Definition vor: „selbstbewusste Frau, deren (Einsatz für die) Gleichberechtigung als übertrieben empfunden wird“. Was hängen bleibt, ist also: Der Einsatz für Frauenrechte wird von „hässlichen“ und „hysterischen“ Frauen angeführt. Dass beide Vorwürfe seit jeher als Machtinstrumente gebraucht werden, um Frauen zu kontrollieren, ist klar. Dass solche Wörter auch heute noch negativ besetzt sind und neu positioniert werden müssen, auch. Deshalb nenne ich diese Spalte bewusst „Emanzenkolumne“. Denn ich bin überzeugt: Wir brauchen mehr Emanzen auf dieser Welt, die für ihre Rechte aufstehen, laut sind und protestieren. Und zwar so übertrieben es geht. Sonst landen wir wieder dort, wo wir schon einmal weg wollten.

Dazu müssen wir nur einen kurzen Blick in die USA werfen: Millionen Frauen gingen und gehen gegen den neuen US-Präsidenten Donald Trump auf die Straße. Denn diese Frauen sind es auch, deren Rechte in Gefahr sind, deren Selbstbestimmung in Frage gestellt wird und deren Körper nicht mehr ihnen gehören, sobald konservative PolitikerInnen an der Macht sind. „Für das Leben“ zu sein bedeutet bei den immer lauter werdenden Abtreibungsgegnerinnen in der Realität nämlich genau das Gegenteil: Frauen in den Tod bringen, weil sie unter gefährlichen Umständen illegal abtreiben müssen. Der Verdacht liegt nahe, dass es den Mächtigen gar nicht ums Leben geht, sondern darum, weiße Kinder und BeitragszahlerInnen heranzuzüchten. Und auch da verfehlen sie ihr Ziel: Schließlich treffen solche Verbote vor allem unterprivilegierte und arme Frauen.

Das heißt: Die Doppelmoral und Widersprüchlichkeit rechtskonservativer westlicher Politik fällt auf alle zurück, die nicht weiß, männlich und hetero sind. Und sie tut es immer mehr, von den USA bis nach Österreich. Es gibt also noch viel zu tun und Ausruhen ist keine Option. Deshalb müssen wir uns organisieren, Kräfte bündeln und uns solidarisieren. Und das international. Denn der dringend notwendige Widerstand jetzt und in Zukunft wird vor allem von ihnen ausgehen: den bösen Emanzen.

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