Zeitungsrubrik: Rezension
Spaces, Planning Unplanned & Free Spaces – gelesen und gesehen von Edith Huemer. SPACES bedeutet «Räume», im vorliegenden Fall ist es das Akronym für «Sustainable Public Areas for Culture in Eastern Countries», ein aus dem EU-Topf des Eastern Partnership Culture Programms gefördertes Projekt. Im Fokus standen künstlerische, politische und aktivistische…
Kulturpolitik in den Zeiten der Mangelwirtschaft
Die Zeit der kulturpolitischen Thesenpapiere, der Visionen («Kulturpolitik ist Gesellschaftspolitik» lautete das Credo) ist vorbei. Auch im kulturpolitischen «Diskurs» scheint man sich mit den «Rahmenbedingungen» abgefunden zu haben. «Gesellschaftspolitik » spielt da (vordergründig) keine Rolle. Den Blick in «eine» Zukunft wagt kaum wer. Unverschämte Forderungen sucht man vergeblich. …
Wussten Sie, dass …
… die Türschilder mit unseren Namen vor der Eingangstür der Wohnung oder des Hauses, in dem wir leben, eine Errungenschaft der genossenschaftlichen Arbeiter*innenbewegung war? Das Buch «Genossenschaftliches Wohnen. Auf den Spuren des Isidor Karl Theodor Demant» ist wohl viel mehr als eine Biografiedarstellung des sozialengagierten Linzer Architekten Demant. Die Autorinnen…
Es ist wieder „in“, ein Arschloch zu sein
Fuck You!, die Publikation zum Projekt Verletzende Sprache der IG Kultur Österreich, gelesen von Christian Diabl. Habt Ihr schon die neue Kolumne von Andi Wahl gelesen? Der entschuldigt sich in jeder Ausgabe der KUPFzeitung «eben» für etwas, nur um den Adressatinnen der Entschuldigung erst recht seine bitterböse Kritik reinzusemmeln. Was…
Neuerscheinungen von Kulturinitiativen und der KUPF
Aktuelle Buch-Veröffentlichungen aus dem KUPF-Netzwerk. Watsch’n gefällig? Gleich 60 davon gibt’s in der „Edition Gnackwatsch’n“. Eine vollständige Sammlung der etwas anderen Kolumne aus 15 Jahre KUPF- Zeitung, kommentiert von den AutorInnen, literarisch eingeordnet von Stephan Roiss. Manchmal böse, meistens lustig und garantiert respektlos. Ab 9. Dezember 2014…
Das konvivialistische Manifest – Für eine neue Kunst des Zusammenlebens
Die Welt liegt im Argen und wer einen Blick auf die Entwicklungen des menschlichen Zusammenlebens wirft, wird sofort mit dessen Krisen konfrontiert. Klimawandel, korrupte Regierungen, Kriege, Hunger und Vertreibung sind allgegenwärtige Realität. Durch das Wissen über die Missstände zeitgenössischer Gesellschaftsentwicklung nimmt eine Gruppe von etwa vierzig wissenschaftlicher und intellektueller Autor*innen…
Nachlesebühne
Seit 2009 bespaßt die Lesebühne «Original Linzer Worte» die düstergraue Stahlstadt. Hauptschauplatz des allmonatlichen Pointenfeuerwerks war bis zu dessen Exodus der Rothe Krebs, nun wird wohl das Salonschiff Florentine geentert werden. Die inoffizielle «Präsidentin» des «Satirekombinats» (treffliche Selbstbeschreibung) ist Dominika Meindl, ihres Zeichens Schreibkraft in allen Gassen. Der lang gediente…
Über die Lust am Transversalen – oder: Wir sind Wolke
Im Juli ist eine neue Zeitschrift namens «diekamion» erschienen. In der Nullnummer mit dem Titel «Der Aufstand der Verlegten» ist unter anderem zur Agonie der Publikationsindustrie zu lesen – und über das eigene Begehren, Zeitung zu machen. Im allgemeineren Sinn eines Redaktionscredos bedeutet diekamion: theoretisch-diskursive Beiträge, die sich mit «politischen…
Schlag nach bei IG Kultur Steiermark
Wieder einmal ein kulturpolitischer Reader, ein Kompendium, das den Versuch unternimmt die komplexe Materie zeitgemäßer Kulturpolitik und die sich daraus ableitenden Notwendigkeiten zusammenzufassen. Ein Unterfangen, dem das Scheitern von Anfang eingeschrieben zu sein scheint, teils aufgrund der Vielfältigkeit der Themenstellung aber vor allem aufgrund mutloser und unwilliger politischer Gegenüber. Trotzdem…
Jahrbuch für Kulturpolitik 2013. Thema: Kulturpolitik und Planung
Unumgänglich ist das aktuelle Jahrbuch für Kulturpolitik vom deutschen Institut für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft. Zahlreiche Aufsätze zu sämtlichen Themen der Kulturpolitik – von Regionalentwicklung bis Verfahrensgerechtigkeit, von internationalen Vergleichen bis zu den beliebtesten Kulturentwicklungsplänen, wir allerlei Aktuelles kritisch verhandelt, unter anderem von Ulrike Blumenreich oder Norbert Sievers. Institut…
Werkbegriff Nachhaltigkeit – Resonanzen eines Leitbildes
Seit einiger Zeit schon versuche ich die Motten in meinem Haushalt nachhaltig los zu werden. Mit «nachhaltig» meine ich in diesem speziellen Fall, dass ich diese Biester nicht mehr in meinem Speiseschrank sehen möchte und sie sollen sich auch künftig nie wieder bei mir blicken lassen. Hans Carl von Carlowitz,…
Wenn einem das Leben schwer fällt…
Otto Tremetzberger schickt in seinem ersten Buch «Nelson Mandela hatte vielleicht eine schöne Zeit auf Robben Island» den Erzähler, einen Museumsangestellten, in einen Alltag, der ihn langsam zerdrückt. Er fährt in die Schweiz, um einen Vortrag zu halten, er kommt zurück und geht zur Arbeit. Alles, was er tut, geschieht…
Ein Hörlehrstück
Ein Hörstück will gehört werden, bin ich streng mit mir. Und ignoriere vorerst das feine Büchlein, entnehme nur die erste der beiden CDs und lege diese in mein Abspielgerät. Ohne näheres darüber zu wissen, begegne ich ganz unterschiedlichen Stimmen, knisternden Musik- und Geräuschflächen. Die Stimmen, die ich zu hören bekomme,…
Die Erfindung der Kreativität
Mit dem Förderprogramm „Kreatives Europa“ will die Europäische Kommission strukturell den Ausbau eines Kultur- und Kreativsektors stärken. Ein Europa, das sich zunehmend über kulturelle und kreative Leistungen definiert, kann mit Andreas Reckwitz als Symptom für das von ihm herausgearbeitete Kreativitätspositiv einer postmodernen Gesellschaft gelesen werden, einer Gesellschaft, in der jede_r…
Kommunale Intelligenz. Potenzialentfaltung in Städten und Gemeinden
Eines gleich vorweg: Der Titel des Buches verspricht mehr als es hält und ich bin nicht ganz sicher, was der «Hirnforscher» Gerald Hüther eigentlich sagen will. Aber ich versuche mal, es zu beschreiben: Für Hüther sind Kommunen heute das, was früher einmal die Großfamilien waren, nämlich Erfahrungsräume, in denen Kinder,…
„I would prefer not to“
Idiot, idios, bedeutet ursprünglich «Privatmann» und ist eine Referenz des Autors ziemlich am Ende des Buchs – und eine Art Anleitung, was dem Unbehagen in der Gesellschaft entgegengesetzt werden kann. Die Anleitung zur Frage: Was tun im Maschinenzeitalter, gelingt Dany mit dem Text selbst. Er erklärt die Kybernetik der Kybernetik…
Das Geschäft mit der Musik. Ein Insiderbericht
Berthold Seliger ist Verfechter einer höchst skurrilen, weil unzeitgemäßen Idee. Der Idee nämlich, dass es im Musikbetrieb in erster Linie um Musik gehen sollte – und nicht um den Betrieb. Und diese Idee verficht er als einer, der selbst (noch) Teil des Betriebes ist: Der Konzertagent und Tourveranstalter hat in…
Quo vadis Europa?
Ich muss zugeben, das Buch der Solidar-Werkstatt Österreich war harte Kost. Vielleicht deshalb, weil ich unmittelbar davor Robert Menasses „Der europäische Landbote“ gelesen habe und mich sein glühendes Plädoyer für die Europäische Einigung nachhaltig beeindruckt hat. Menasse sieht in der EU die historische Chance, das konfliktreiche Zeitalter der Nationalstaaten zu…
Rock ’n’ Roll
Die Welt, wie sie Harry Gebhartl in seinem Romandebüt „Fett“, zeichnet, ist gefährlich. Ein unwirtlicher Ort. Ein fürchterlicher Ort. Swar kalt, swar Nacht, swar nass, swar Regen. Der in seinem ersten Leben schwer gebeutelte Salbenspezialist Gelatina di Frutta sieht sich einer ausserirdischen Verschwörung auf der Spur. Menschenjäger und Menschenfresser in…
Stadt der Commonisten
Das Landleben hat – zumindest in der Theorie – Hochkonjunktur und bricht mit Zeitschriften wie der „Landlust“ Auflagenrekorde. Auf die Seite der Stadtbewohner schlägt sich nun das Buch „Stadt der Commonisten“, das seinen Leserinnen und Lesern die „neuen urbanen Räume des Do it yourself“ näher bringt und dabei Lebenslust mit…
Genderismus und Menschinnen
Die Gender Studies als wissenschaftliche Disziplin haben in den letzten 20 Jahren eine gewaltige Leistung vollbracht – sowohl betreffend Forschung und Erkenntnis als auch hinsichtlich der Institutionalisierung an den Universitäten. Die Gender Studies sind zur etablierten Disziplin erwachsen – soweit so gut. Dennoch müssen sie sich in den letzten Jahren…
Holzfällen und Niedermetzeln
Ob man Thomas Bernhards «Holzfällen» heute noch mit Gewinn oder gar Genuss lesen kann? Immerhin machte einen Teil der Attraktion dieses Schlüsselromans das hemmungslose Waschen von Schmutzwäsche aus. Curt Cuisine, der unter diesem Pseudonym das verdienstvolle Wiener Satiremagazin «Hydra» herausgibt, hat es gereizt, das Geschimpfe Bernhards durch das Gemetzel der…
16 Zwanzixtl + 1
Wer hinter dem Titel des Buches hohe Algebra vermutet, darf sich getrost entspannen. Dieses Buch analysiert keinen mathematischen Term, sondern beleuchtet die bisherige Geschichte eines Festivals. Irgendeines Festivals? Ha! Das Open Air Ottensheim ist «– mit Sicherheit im österreichischen, im europäischen Vergleich wahrscheinlich – eine Ausnahmesituation, ein Ausnahmezustand». So beschreibt…