Parallax Error #146

Wer Gelegenheit dazu findet, sei im Juni der Besuch des «Identities Queer Film Festival» in Wien wärmstens empfohlen. Im Rahmen des Festivalschwerpunkts «Black Queer Identities» ist unter anderem ein Meilenstein der schwulen Filmgeschichte wieder zu entdecken: «Tongues Untied», der experimentelle Doku-Film des afroamerikanischen Filmemachers Marlon Riggs von 1989. Riggs analysiert darin die Folgen der weißen Dominanz und des Rassismus innerhalb der «Gay Liberation Movement» und formuliert «mit befreiter Zunge» den Anspruch auf eine autonome schwarze schwule Identität – mit jeder Menge Verve und begleitet von Street Poetry, Rap, Voguing-Einlagen oder den Lyrics afroamerikanischer, schwuler Dichter. Wie sehr «Black Gay Identities» …

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Was bringt’s?

Kulturelle Nahversorgung ist eine der herausragendsten Leistungen regionaler Kulturinitiativen und natürlich ein wichtiges Thema in der KUPF-Arbeit. Doch ländliche Initiativen sehen sich oft den Begehrlichkeiten und dem Rechtfertigungsdruck der Tourismuswirtschaft ausgesetzt. Dabei könnte es doch auch genau umgekehrt sein, meint Martin Fritz. Tourismus und kulturelle Nahversorgung. Logische Allianz oder Gegensatz? «Wie viele Nächtigungen bringt das?», war die erste Frage des Bürgermeisters von Windischgarsten nach der Präsentation der Idee, einen zentralen Platz für die Dauer des Festival der Regionen 2007 mit einer etwas brachialen «Betonskulptur» zu belegen.Ich bin immer noch zufrieden damit, mit «Nicht viele!» geantwortet zu haben, um das Festival …

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Über Deutungshoheiten, Leuchttürme und die Biodiversität der Kulturförderung

Im Umfeld Museum und bildender Kunst hat Peter Assmann in vielen Bereichen gearbeitet. Ende März 2013 hat er die Oberösterreichischen Landesmuseen als Direktor verlassen. Sein Weggang hat unter anderem auf Leerstellen innerhalb des Museumssystems und der Kulturpolitik gezeigt. Welche Aufgaben hat ein Museum und welche Unterschiede treten hier zwischen privaten und einem öffentlichen Museen auf? Es gibt vier, vielleicht fünf Begrifflichkeiten, die sehr präzise benennen, was ein Museum tut: sammeln, bewahren, forschen, vermitteln/ausstellen. Ohne einen dieser Begriffe kann man sehr schwer von einem Museum sprechen. Das große Problem, aber auch die große Faszination der Institution Museum liegt darin, dass diese Begriffe …

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Willkür in die Schranken weisen

Ab die Post! Die meisten Kulturinitiativen haben inzwischen ihre diesjährigen Förderanträge abgeschickt. Hinter diesem tendenziell unliebsamen Bürokratie-Akt verbirgt sich mit der Kulturfördervergabe eine normative und administrative Herausforderung. Wie uns aktuell vor Augen geführt wird, sind ohne dieser Förderstandards Willkür und parteipolitischer Einflussnahme Tür und Tor geöffnet. Fördermöglichkeiten gibt es viele. Selbst wenn ihr Volumen schrumpft, sind jene der öffentlichen Hand zweifellos am wichtigsten. Die Kulturfördervergabe ist sowohl auf Bundes-, als auch auf Landesebene gesetzlich verankert. Dahinter steckt die banale Einsicht, dass der Staat und seine Einrichtungen den kulturellen Auftrag ohne das vielfältige und hinterfragende Schaffen von Künstlerinnen und Kulturarbeiterinnen nicht …

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Welser Einfalt – Welser Vielfalt

Richard Wagner ist das neue Liebkind der Welser Kulturpolitik. Zumindest der von Schwarz-Blau. Wagner ist aber irgendwie auch Ausdruck eines neuen politischen Klimas, das sich im Umgang mit der Förderpolitik und der Kritik daran deutlich zeigt. Angesichts der Strafaktion mittels Subventionsentzug gegen Schl8hof und Waschaecht sollten alle Alarmglocken läuten. Zwei Tannhäuser Zweimal hat es Wagners Tannhäuser diesen Frühling in die Schlagzeilen heimischer Tageszeitungen geschafft. Da war einmal die Inszenierung an der Düsseldorfer Oper, die sich provokant und kritisch mit Wagners Antisemitismus und seiner Verehrung im Dritten Reich auseinandergesetzt hat und aufgrund der teils heftigen Zuschauerinnenreaktionen von einem mutlosen Intendanten schon …

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Freiraum kreativer Solidarität

Gedanken zu innovativem Engagement in der Entwicklungszusammenarbeit auf Grassroot-Level. Als vor vier Jahren die wenig abwegige und eigentlich nicht unübliche Idee für eine Benefizveranstaltung für Projekte in Afrika «vom Himmel fiel», ahnte noch keiner der Beteiligten, dass sich diese zu einem dynamischen und kreativen Projekt mit unterschiedlichsten Ansprüchen entwickeln würde. Das BongoFlavour Kollektiv wurde aus entwicklungspolitischer Motivation heraus zu einem langsam wachsenden Sinnbild für Kooperation – nicht zuletzt für die Lebenswelten der Involvierten. Was sind die Motive für freiwillige und ehrenamtliche Arbeit? Selbstverwirklichung, Ausgleich, Mitgestaltung, Ansehen, Leidenschaft, Networking, prägende Erlebnisse, Kreativität, Sinnsuche, Schuldgefühle, Zusammenhalt, Weiterbildung, Altruismus? Je nach Reflexionsgrad und …

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Wenn wir Wissen teilen, haben alle mehr davon

Am 14. Mai fand im Linzer Wissensturm der zweite Open Commons Kongress der Open Commons Region Linz & Upper Austria statt. Dazu hatten sich die Veranstalter nationale und internationale Vortragende eingeladen, um über (Open) Commons im Umfeld von Bildung & Wissenschaft, Wirtschaft & Verwaltung sowie Gesellschaft & Kultur zu diskutieren. Die Keynote kam von Silke Helfrich, Mitbegründerin der Commons Strategies Group, die im Anschluss an ihren Vortrag Wolfgang Gumpelmaier in einem Interview Rede und Antwort stand. Wolfgang Gumpelmaier: Sie haben in Ihrer Keynote über den Begriff der «Commons» gesprochen. Was verstehen Sie darunter? Silke Helfrich: Es gibt Dinge im Leben, …

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G`nackwatsch’n: Für alle Beleidigten

Eigentlich ist es kaum zu fassen: Auf Zuruf von in Österreich lebenden ungarischen Nationalistinnen, die noch dazu der rechtsextremen und wirklich grauslichen Jobbik-Partei nahestehen, entfernt und zerstört die Linzer Polizei provokante Collagen der Wiener Künstlerin Marika Schmiedt. Womöglich sogar auf Anweisung des Verfassungsschutzes. Der Grund: Einzelpersonen fühlten sich, ihr Land, ihren Premier und ihr Volk durch die Kunstaktion beleidigt. Rassistisch beleidigt wohlgemerkt. Eine Begründung, die an Dreistigkeit wohl kaum zu übertreffen ist, denn die Künstlerin hatte mit der Ausstellung in der Altstadt die allgegenwärtige Diskriminierung der Roma in Europa und auch in Ungarn thematisiert. Ein Anruf einer ungarnnationalen Anwältin beim …

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Autobahn ins Nirgendwo

Ein Stück Autobahn liegt quer am Ende der Straße. Eine Horizontale aus Asphalt. Daumen mal Pi sind das etwa 500 m² Brache mitten im Stadtraum. Es ist quasi ein lost Highway mit ruralem Gewächs rundherum und Fahrbahnmarkierungen mit Vorankündigungspfeilen; es gibt auf dieser vergessenen Autobahn zudem erheiternde Flick- und Ausbesserungsarbeiten, doch passiert dort niemals, nie ein Verkehrsunfall. Zwar liegen dort also die Pfeile in Autobahn-Gelb, doch es ist ein ruhiger Ort, der auf irgendeine Nutzung wartet. Nur der Verkehrslärm der Umgebung sagt einem, dass dieser Ort, so überraschend er anmutet, auch wirklich ist.Wen Stadtspaziergänge nicht interessieren, die Horizontale aber schon, kann …

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Es mag wie Sisyphosarbeit ausgesehen haben, war aber viel zu nützlich

Gaspoltshofen liegt mitten im Hausruckviertel. Und der Kulturverein spielraum liegt mitten in Gaspoltshofen. Und dieser Artikel liegt mitten im Kulturverein spielraum. Auf, auf. Kråmer für Herz & Hirn Eine Plackerei ist es, so einen Kulturverein zu etablieren, davon können die Damen und Herren von der KUPFmitgliedsinitiative spielraum gaspoltshofen Geschichten erzählen, dass einem die Ohren schlackern. Geklappt hat’s trotzdem, die haben halt auch nicht locker gelassen. Und jetzt werken sie mittlerweile schon seit 25 Jahren als hausruckviertler KulturnahversorgerIn. Aber im Frühling 2013 wird es plötzlich eng, der Vermieter des Gebäudes, in dem sich der spielraum befindet, will nicht mehr vermieten, sondern …

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Bilder aus Ungarn

Ich suche den Untergang, sagte Anikó, als es zu dämmern begann. Untergang, wiederholte sie und lachte, ich bin wirklich schon müde, lass uns schauen, wo man hier nach unten kommt. Die ersten Pflanzen blühten am Burgberg in Budapest, die Bäume begannen wieder, grün zu tragen. Es gibt keinen Frühling mehr, hatte jemand zuvor gesagt, wir haben nur noch Sommer oder Winter hier. Mit Sommerkleidung hatte der Tag begonnen. Ich sah ein Pärchen im Gastgarten auf der Andrássy út sitzen, kurzärmelig mit Sonnenbrillen, zwei Bier vor sich, Gösser Radler und Becks. In beiden Flaschen steckten Ungarnfähnchen. Die Fahnen wurden mehr, je …

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16 Zwanzixtl + 1

Wer hinter dem Titel des Buches hohe Algebra vermutet, darf sich getrost entspannen. Dieses Buch analysiert keinen mathematischen Term, sondern beleuchtet die bisherige Geschichte eines Festivals. Irgendeines Festivals? Ha! Das Open Air Ottensheim ist «– mit Sicherheit im österreichischen, im europäischen Vergleich wahrscheinlich – eine Ausnahmesituation, ein Ausnahmezustand». So beschreibt es Stefan Haslinger, einer von vier Gastautoren, die zu diesem Buch einleitende Worte gefunden haben. Während Haslinger in seinem Text Erklärungsansätze für die soziokulturelle Vitalität dieses «Boll-werk[s] des Understatements» bereit stellt, verortet Wolfgang Almer das Open Air in Vergangenheit und Gegenwart der österreichischen Festivalszene. Anatol Bogendorfer untersucht in essayistischer Manier …

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Holzfällen und Niedermetzeln

Ob man Thomas Bernhards «Holzfällen» heute noch mit Gewinn oder gar Genuss lesen kann? Immerhin machte einen Teil der Attraktion dieses Schlüsselromans das hemmungslose Waschen von Schmutzwäsche aus. Curt Cuisine, der unter diesem Pseudonym das verdienstvolle Wiener Satiremagazin «Hydra» herausgibt, hat es gereizt, das Geschimpfe Bernhards durch das Gemetzel der Zombieliteratur zu ergänzen: «Ebenso wie das Schimpfen hat das Abschlachten etwas sehr Kathartisches». Und so mosert und hackt sich der Erzähler nun durch Wien. «Im Gegenteil, ich bin der schwächste Mensch und der schwächste Charakter und mehr oder weniger allen Vampiren, allen Zombies und allen Werwölfen hilflos ausgeliefert.» Er entpuppt …

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