Kinderkultur in den Kulturinitiativen

 

Einen Blick in die Szene wagt Andi Liebl

Letztens war ich mit meinem Sohn auf einem Flohmarkt im Röd@, als Papa der halt auf sein Kind schaut, wenn es was macht. Auf diesen Flohmarkt war nicht das beladen der eigenen Taschen angesagt, sondern das Anbieten mitgebrachter Spielsachen; ein Kinderflohmarkt – von und für Kinder. Unter dem Motto „Setzt die Segel“ war dieser Flohmarkt der zweite von drei Tagen, die ein spezielles Angebot für Kinder stellen und somit auch ein Versuch, Kinder programmatisch an das Jugend- und Kulturhaus im alten Industrieviertel von Steyr zu binden. Mit Schachtelstadt, wo die Kleinen sich als ArchitektInnen erproben können, wird dieser kurzen Reihe ein Ende gesetzt.

Was im Röd@ eine noch sehr kurze Tradition hat, wird in der Local-Bühne Freistadt und im Kulturzentrum Akku – auch in Steyr, schon länger erprobt. Kinder finden dort Angebote wie Kindertheater und Kinderfilme. Vereinzelt aber auch Sachen zum Mitmachen wie Theaterworkshops, wie im Rahmen der Akku-Reihe Spielbrett und jetzt auch im Gugg Braunau mit dem Festival der Regionen-Projekt Theatro. Feine Sache, denk ich mir und Hedi von der Local-Bühne bestätigt mir, dass viele Eltern zu den Veranstaltungen kommen und das als willkommene Abwechslung sehen. So auch das Malatelier im Alten Kino St. Florian, als andere Zugangsmöglichkeit zum Thema Galerie.

Während sich die Kids in Farbe wälzen, bleibt den Alten ein wenig Luft, Bilder zu schauen. Doch auch abseits der steigenden Miteinbeziehung von Kindern in das Veranstaltungsangebot, prägen Kinder die Kulturinitiativen. Elfi Hackl vom Frauentreff Rohrbach setzt diesen Aspekten noch den der ungenügend ausgebauten kindergerechten Treffpunkte hinzu; ein wesentlicher Grund für den Erfolg ihrer Initiative. Während ein Café mit angesclossener Bibliothek und Internetzugänge für Frauen eine nichtkommerzielle Begegnungsstätte bilden, findet sich anbei eine bestens bestückte Spielstube.

So kommt es vereinzelt und verstreut in Kulturinitiativen immer öfters vor, dass Legoschachteln oder Dreiradler griffbereit stehen, wenn Kinder im Büro auftauchen. Nun ja, die KI’s sind älter geworden und deren ProtagonistInnen haben Kinder bekommen, denk ich mir. Und das bringt dann auch den dementsprechenden Einfluß. Unweigerlich muss ich mich jetzt an eine vor Jahren geführte Diskussion in meinem damaligen Verein erinnern. Zum Thema Kinderaktionen bezogen wir damals die Position, dem Staat doch nicht noch Arbeit und Aufgaben abzunehmen; das wäre also wirklich nicht unser Ziel!

Nun verknüpft sich dieser Gedanke mit einer Aussage von Frigga Haug (siehe Artikel Seite 13 ), in der sie sagt, wenn neoliberale Inhalte wie Selbstbestimmung im Kontext Arbeit und Flexibilisierung immer mehr auf den Menschen übertragen werden, dann müssen diese Menschen Selbstbestimmung auch weiterdenken und das Recht auf Selbstbestimmung im Politischen einfordern; und dafür auch den notwendigen zeitlichen Freiraum. Weitergeführt denk ich mir, dass Kulturinitiativen einen tollen Raum herstellen können, in dem Kinder wie Erwachsene ihr Bedürfnis nach sozialen Beziehungen pflegen und ich mich dort auch wohler fühle als an Orten, wo das normalerweise passiert.

Andi Liebl

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