EDITORIAL #80

Zukunftsaussichten

Warnend blickt Mayreder in die Zukunft:

„Alle wirtschaftlichen Errungenschaften würden sehr wenig an dem innerlichen Verhältnis der Geschlechter ändern, und der selbständige Erwerb wäre nur eine neue Form der Abhängigkeit der Frau, wenn nicht ganz andere Entwicklungseinflüsse zu ihren Gunsten wirken werden…….man wird erst wissen, was die Frauen sind, wenn ihnen nicht mehr vorgeschrieben wird was sie sein sollen“ Rosa Mayreder (1858)

Die Zukunft, von der Rosa Mayreder schreibt, ist die Gegenwart von heute – was hat sich geändert?

Frauen schreiben, Frauen bauen, Frauen werden Politikerinnen, Frauen erobern die Chefinnenetagen, Frauen bilden Netzwerke, Frauen treten aus dem Hintergrund hervor und Frauen zeichnen für die Entwicklung, Organisation und Um- setzung der erstmals in OÖ. stattfindenden frauen.kultur.woche verantwortlich.

Aber wie sind die Bedingungen dafür? Ich als alleiner- ziehende Frau mit Kindern organisiere mich, benütze die öffentlichen Einrichtungen, nütze verwandtschaftliche Verhältnisse, um diesen Weg des Mitgestaltens in unserer Gesellschaft, sei es in der Gemeindepolitik, in der Kulturpolitik, bei der neuen Initiative der Frauenvernetzung oder auf dem Feld der Erwerbsarbeit begehen zu können. Wir sind noch weit weg von einem System, das uns mit den Männern (es gibt wenige Ausnahmen) und ihren in diesem Bereich geebneten Wege gleichstellt. Das Gleichgewicht – eine 50 % Frauenquote – kann nur mit dementsprechenden begleitenden (gesetzlichen) Maßnahmen sinnvoll erreicht werden. Es ginge hier in einem Editorial in einer nur von Frauen geschriebenen KUPF-Zeitung zu weit, noch weiter darauf einzugehen, doch ist es für mich aus der Sichtweise einer Frau mit vier Kindern ein Bedürfnis, dieses Thema kurz anzureißen. Sind die Kinder ein Problem, die einen Teil dieser Gesellschaft daran hindert ihren Bedürfnissen, ihren Neigungen, ihren Talenten, ihrem Können nachzugehen, oder muß der andere Teil dieser Gesellschaft endlich begreifen, hier von seinem spezifischen Rollenverhalten (wobei auch die Frau ihr Rollenverhalten noch genauer überprüfen muß) herabzusteigen und die Reproduktionsarbeiten gleichwertig mitzuübernehmen.

Themen dieser nur von Frauen geschriebenen KUPF-Zeitung sind Frauen und Film, Frauenförderung, Medienkonferenz-Linz , Frauenquote in linken Medien, Innovationstopf – ’99, Freies Radio Frauen, Netz.Kulur, Imagewandel von Linz, Rezension des Buches „Klimawechsel“, Struktur- politik in der EU, 42XX Terminbörse, Anthropophagie und Akkulturation, Gastatelier – eine Fristenlösung, KUPF ’99 und last but not least die Präsentation der vom 19. – 29. März stattfindenden frauen.kultur.woche.

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