0,1% Westring!

Vielleicht wundern Sie sich jetzt gerade! Vielleicht auch nicht! Hängt wohl mit Ihrem Leseverhalten und mentalen Erinnerungsspeicher zusammen! Ist auch egal! Ich sage es Ihnen ohnehin.

Üblicherweise würden Sie nämlich in der Dezemberausgabe der KUPFzeitung die Ausschreibung zum Innovationstopf finden, begleitet von erläuternden, kritischen Texten zum Thema. Das Thema gäbe es, aber die Ausschreibung nimmt trotzdem keinen Platz ein.

Die KUPF durfte nämlich erfahren, dass der Innovationstopf künftig nur mehr biennal ausgeschrieben werden wird, beginnend mit 2012. Die Reaktion auf diese Entscheidung, die ohne irgendeine Art von Einbindung der KUPF – immerhin die durchführende Organisation – getroffen wurde, ist in einem Brief an LH Pühringer auf Seite 18 nachzulesen.

Dass es mit der Kommunikation und der Einbindung in Sachen Innovationstopf Schwierigkeiten geben kann, weiß die KUPF seit Mai 2010. Erstmals in der Geschichte, ja der Erfolgsgeschichte des Innovationstopfs, wurde Projekten – die durch eine unabhängige Expertinnenjury ausgewählt wurden – die Förderungswürdigkeit durch die Landeskulturdirektion aberkannt. »Kein künstlerisch, kultureller Inhalt«, hieß es lapidar. Dass ausgewiesene Kunstexpertinnen in den Projekten sehr wohl jede Menge künstlerischen und kulturellen Inhalt vorfanden, ließ die Landeskulturdirektion unbeeindruckt, so wie es auch keines Kommentars für nötig befunden wurde, dass – nach einer Initiative der KUPF – 840 Personen eine Petition für faire Fördervergabe und Transparenz unterschrieben.

Politik funktioniert anscheinend so. Lasst sie protestieren, lasst sie lamentieren, wer am Geldhahn sitzt, dreht zu und auf, wie es beliebt. Wobei bei der Umstrukturierung des Innovationstopfs nicht einmal mehr mit Finanzkrise argumentiert wird. Wäre ja auch lächerlich. Mit 0,1% jener Summe, die das Land ÖÖ für den Westring bereit ist zu zahlen, lässt sich kein Budget sanieren.

Mit Finanzkrise im Kulturbereich zu argumentieren, fällt in Oberösterreich angesichts des Kulturbudgets ohnehin schwer. Keine Kürzung wie 2010 sondern eine Steigerung von 3,7% steht im Voranschlag. Wer sich jetzt wundert, warum gerade das »Orchideenfach« Kultur von Kürzungen verschont bleibt, tut gut daran, sich die Relationen anzusehen. Gerade einmal 3,3% Anteil hat das Kulturbudget am Landesbudget. Und von diesen 3,3% sind fast 88% der Mittel fix gebunden in Form von Pflichtausgaben. Was soll da noch gekürzt werden, wenn es noch einen Funken Willen gibt, die – so oft gepriesene – kulturelle Vielfalt in Oberösterreich zu erhalten. Um diesen Absatz auch mit einer Prozentzahl abzuschließen, sei noch erwähnt, dass die jährliche Fördersumme für Projekte aus dem Innovationstopf in Höhe von EUR 75.000,- einem Anteil von 0,05% am Kulturbudget entspricht.

Was also zu Jahresende bleibt, ist Ärger und Zorn vor allem über den Umgang mit der KUPF und den Projektträgerinnen. Was auch bleibt, ist die Tatsache, dass sich die KUPF nicht so einfach zufrieden stellen lässt mit der nun vorliegenden »Lösung«. Die KUPF kann nicht anders – im Interesse ihrer Mitglieder – als dieses Vorgehen zu kritisieren und aufzuzeigen, wie Fördervergabe passieren soll. Nämlich im Dialog zwischen Fördernehmerinnen, Politik und Verwaltung. Wenn aber eine Dialogpartnerin einfach ausgeklammert wird, dürfen sich die beiden anderen nicht wundern, wenn es zu einem Aufschrei kommt!

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