Die Braunen an den Unis

Doris Rögner hat das von der Hochschülerinnenschaft der Uni Wien verfasste WErk zum Thema „Völkische Verbindungen“ für Sie gelesen.

Vorab: Wie Sie sicher bereits bemerkt haben, wird in dieser Zeitung ausschließlich die weibliche Form verwendet. Dies soll grundsätzlich auch im folgenden Text so sein. Jedoch würde die konsequente Umset¬zung dieser Vorgabe zu einigen inhaltlichen Absurditäten führen. Daher wird an einigen Stellen die männliche Form verwendet, und es ist davon auszugehen, dass im speziellen Fall ausschließlich von Menschen männlichen Geschlechts die Rede ist. Die Hochschülerinnenschaft der Uni Wien hat ein mehr als 200 Seiten starkes Werk zum Thema „Völkische Verbindungen. Beiträge zum deutschnationalen Korporationsun¬wesen in Österreich” herausgegeben. Die Autorinnen der einzelnen Beiträge informie¬ren umfassend über die Korporierten und ihre Verbindungen, die vor allem innerhalb des rechten und rechtsradikalen Lagers, aber auch bis weit in die sogenannte Mitte der Gesellschaft wirken. Nun sind die Zusammen¬hänge zwischen FPÖ, Burschenschaften und rechtsradikalen Splitterorganisationen der einigermaßen informierten Bürgerin ja hin¬länglich bekannt, weshalb beim Lesen kaum je ein Überraschungseffekt eintritt. Einige der Beiträge sind daher eher zum Nachschlagen geeignet, als zur Sommerlektüre. Spannender, im Sinne von weniger bekannt, sind Beiträge zum Thema „Korporation und Geschlecht”, Aufsätze zu geschichtlichen Aspekten, sowie eine Abhandlung „zum verbindungsstu¬dentischen Liedgut”. Heribert Schiedl und Sophia Wollner beschreiben unter dem Titel „Phobie und Germanomanie. Funktionen des Männerbundes” die psychologischen Mechanismen der Burschenschaften. „Der Untertan” von Heinrich Mann als Idealtypus eines einschlägig Sozialisierten dient dabei zur Grundlage der Analyse des autoritären Charakters. Viel Adorno, viel Horkheimer und – nach meinem Geschmack etwas zuviel Kastrationsangst! Gegen die Verwässerung des Männerbundbegriffes wehrt sich Maria Grekova, die in frauenfeindlichen Prak¬tiken linker Organisationen einen Spiegel gesellschaftlicher patriarchaler Strukturen, jedoch keine ausreichenden Parallelen zu Männerbünden sieht. Leela Stein untersucht die Rolle von Damenverbindungen und übt gleichzeitig Kritik an der Art, wie über diese in sexistischer Art in den Mainstreammedien berichtet wird. Ein wesentliches Verdienst der Textsammlung, die es auch als download (www.burschenschaften.at) gibt, besteht schließlich in der Information darüber, wel¬che bis heute wirkenden Vorteile die schwarz¬blaue Regierungsphase für die Burschen¬schafter brachte. Auf jeden Fall lesenswert!

Doris Rögner lebt und schreibt in Niederneukirchen

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