Sie ham an Damm baut…

Zarte Gnackwatsch’n für die Kurzsichtigkeit und gestalterische Einfallslosigkeit in Linz.

Eigentlich sollte die Gnackwatsch’n diesmal dem Hochwasser-Schutzdamm für Alt-Urfahr-West verliehen werden. Weil er ein bauliches Unding ist, das den Blick auf die – zwar nur in lokalpatriotischen Liedern blaue – Donau verstellt und damit Horizonte begrenzt, statt zu erweitern. Weil er den innerstädtischen Strand zerstört, an dem früher Menschen baden gehen konnten, denen die städtischen Bäder zu laut, zu voll und zu teuer waren, die ihre Hunde mitnehmen wollten oder mussten, die sich nicht um Öffnungszeiten kümmerten und gerne bis in die Nacht hinein noch bei einem Bier am Wasser zusammen saßen. Weil er jene öffentlichen Räume durchkreuzt, an denen das Autonome Frauenzentrum einmal im Jahr so etwas Archaisches wie ein Frauenfeuer veranstaltet hat und spontane Grillereien öfter mal veranstaltet wurden. Weil er Linz endgültig die Chance nimmt, zu einer Stadt mit einem Fluss oder Strom oder welches nun immer die richtige Bezeichnung für ein fließendes Gewässer diesen Ausmaßes ist, zu werden. Stattdessen bleibt Linz, was es war: Stadt an der Donau, der es bislang nicht gelungen ist, die Donau in das Stadtgeschehen zu integrieren. Dafür wird sie nun zivilisiert, domestiziert und kanalisiert. 940 Meter Beton sorgen künftig dafür, dass das Wasser bleibt, wo es ist. Unübersehbar, trotz geplanter Teilbegrünung und Aufschüttung von Steinen an der Donauseite.

Diese neu geschaffene Kurzsichtigkeit und gestalterische Einfallslosigkeit verdient eigentlich eine Gnackwatsch’n. Aber weil natürlich der Schutz der AnrainerInnen vor Überschwemmungen ein hehres Ziel ist und es gerade in dem Moment, in dem diese Zeilen geschrieben werden, wie aus Kübeln gießt, fällt es ein bisschen schwer, zum finalen Schlag auszuholen. Vor allem, wenn man beim Jahrhunderthochwasser 2002 selbst bis zu den Knien im Schlamm gestanden ist, Dreck weggeschaufelt und Besitztümer entsorgt hat. Für den Verlust von Naherholungs- und sozialem Raum, für den Bau von Mauern, wo sie andernorts eingerissen werden, gibt es also eine Ohrfeige. Aus den eben genannten Gründen aber nur eine leichte.

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