Ein subjektives Gefühl der Sicherheit

Udo Danielcyk interviewt Josef Ecker, den neuen Chef der Landeskulturförderung.

Seit Juli 2003 ist Josef Ecker, seit über 12 Jahren in der oö. Landeskulturdirektion zuständig für die Förderung von Kulturinitiativen, Leiter des „Instituts für Kunst und Volkskultur“. Grund genug für die KUPF, ihn zum Interview zu bitten.

KUPF: Herr Mag. Ecker, Sie sind seit gut 12 Jahren in der Landeskulturdirektion zuständig für die Förderung von Kulturinitiativen im Bereich der Zeitkultur. Was waren im Rückblick für Sie die wichtigsten Entwicklungen und Veränderungen im Feld der Kulturarbeit.?
Mag. Ecker: Die größte Entwicklung war eigentlich die massive Erhöhung des Budgets für Kulturvereine und Kulturinitiativen in Oberösterreich. 1992 war ein Budget von ca. 360.000 Euro zur Verfügung, heute sind wir bei einem Budget von ca. 2,125 Millionen Euro. Somit kann man sagen, dass die Entwicklung hier massiv war.

 

 

 

Welche Veränderungen inhaltlicher Art, in der Arbeitsweise der Kulturinitiativen, in der Schwerpunktsetzung haben Sie festgestellt?
In der Arbeit der Kulturvereine war in den letzten Jahren eine große Professionalisierung festzustellen. Viele Vereine haben sich in den Gemeinden bereits etabliert, auch gegen anfängliche Bedenken gegenüber diesem Trend der alternativen Zeitkultur. Die Gemeinden sind sehr froh, dass dieser Bereich für die Jugend und für jene, die an Zeitkultur interessiert sind, abgedeckt wird.

Welche Veränderungen haben sich durch diese Entwicklungen für die Landeskulturdirektion ergeben?
Veränderung in dem Sinn, dass dieser Bereich jetzt auch in unserer Abteilung etabliert ist. Die Ressentiments, die am Anfang da waren, haben sich weitgehend gelegt. Im Gegenteil: die Zeitkultur ist ein Hauptbestandteil unserer Förderung, und wir sind bemüht, in diesem Bereich das Land Oberösterreich regional weitgehend abzudecken. Wir schauen, dass dieser Bereich stark gefördert wird, damit die Kulturvereine in ihrer Arbeit bestmöglich unterstützt werden.

Was für Herausforderungen sehen Sie jetzt für sich als Leiter des Institutes für Kunstförderung insgesamt und als zuständiger Sachbearbeiter für die Förderung von Kulturinitiativen?
Ganz wichtig wird es sein, in Zukunft budgetmäßig diese Entwicklungen rechtzeitig abzusichern, damit wir auch für neue Strömungen gewappnet sind. Ein Hauptbestandteil wird sein, dass die Struktur- und die Basisförderung für diese Vereine gesichert ist. Viele Vereine haben in den letzten Jahren ein konstantes Jahresprogramm hingelegt, in etwa 80% der Vereine bleiben bei ihrer Programmschiene. Es ist ganz wichtig, dass dieser Teil abgesichert wird. Wir müssen allerdings auch offen sein für neue Projekte, neue Ideen. Hier muss Offenheit bestehen und der Mut zum Risiko von Seiten der Förderstelle muss gegeben sein.

Im scharz-grünen Arbeitsübereinkommen finden sich in einigen Bereichen Punkte mit grüner Handschrift, die man sich früher von einer ÖVP-Kulturpolitik nicht unbedingt erwartet hätte, wie z.B. die Förderung nicht-kommerzieller Medien oder die Wiedereinführung des Förderberichtes. Im Bereich Kultur bleibt es bei der etwas schwammigen Aussage, „die stabile Entwicklung der Förderung freier, privater Kultureinrichtungen“ müsse gesichert werden. Kann man jetzt ihre Aussage dahingehend sehen, dass es mittelfristige Finanzierungszusagen geben wird?
Vorweg meine ich persönlich, dass beide Parteien, Grüne und ÖVP, gerade im Kulturbereich große Ähnlichkeiten haben, besonders diesen beiden Gruppierungen ist es sehr wichtig, dass sich in Oberösterreich ein reges Kulturleben entwickeln kann.
Was mittelfristige Förderzusagen anbelangt: Das ist meines Erachtens ein rechtliches Problem. In der praktischen Abwicklung gibt es sicher Möglichkeiten wie in den letzten Jahren, dass Vereine, die eine mittelfristige Förderzusage benötigen, diese auch bekommen werden. Wenn die Regierung stabil ist, werden diese Zusagen auch 100-prozentig halten.

Die rechtlichen Probleme scheinen in einigen anderen Bundesländern schon gelöst zu sein. Gibt es diesbezüglich Kontakte und Erfahrungsaustausch mit anderen Landeskulturdirektionen?
Ich weiß von einem Bundesland, wo die rechtliche Absicherung genauso wenig wie bei uns gegeben ist. Es gibt dort allerdings Verträge mit den Förderwerbern, rechtlich sind diese genauso wenig oder gut haltbar wie die Vorgangsweise bei uns. In erster Linie geht es darum, den Förderwerbern, die ein längerfristiges Programm aufweisen, mit solchen Fördervereinbarungen das subjektive Gefühl der Sicherheit zu geben.

Eine andere Forderung der KUPF war immer die Einführung von Förderkriterien und Förderbeiräten, eventuell in Form eines Kriterienbeirates, der die Kriterien mit entwickelt und überprüft. Wie ist hier die Position des Institutes für Kunst und Volkskultur?

Ich glaube, dass es nicht zweckmäßig ist, exakte Förderkriterien auszuarbeiten. Es gibt grundsätzliche Förderungskriterien, die hier angewandt werden. Jedoch auf Punkt und Beistrich Kriterien auszuarbeiten, finde ich nicht gut. Gerade im Kulturbereich ist es notwendig, dass man hier eine große Flexibilität an den Tag legt. Fixierte Förderkriterien würden diese Flexibilität sicherlich einschränken.

Da ist die KUPF anderer Meinung und glaubt, dass Förderkriterien auch so flexibel sein können, dass sie gerade und bewusst eben Neues zulassen und fördern, wie Sie schon vorher angesprochen haben. Das heißt, in dieser Richtung wird sich seitens der offiziellen Politik nichts ändern?
Von unserer Seite her nicht. Es ist – wie gesagt – nicht sehr sinnvoll, Einschränkungen gibt es in diesem Sinn nicht. Es ist nicht unbedingt von Vorteil, Förderkriterien, die so offen sind, dass sie keine Einschränkungen haben, im Detail auszuarbeiten.

Eine Frage aus den Niederungen der täglichen Kulturarbeit: Es gibt immer wieder Beanstandungen und Rückmeldungen, dass die Dauer der Behandlung von Förderansuchen zu lang wäre, oder dass es lange Abstände gäbe zwischen Ansuchen und Auszahlungstermin. Welche Maßnahmen kann da das Institut für Kunst setzen?
Ich glaube, dass die Bearbeitung grundsätzlich nicht lange dauert. Es gibt gewisse Rahmenbedingungen, die Auszahlungen vielleicht einschränken – etwa die Quartalssperren. Aber grundsätzlich erfolgen die Bearbeitungen der gesamten Förderanträge in allen Bereichen relativ rasch. Natürlich hört man nur jene heraus, die sich dann beschweren, und die sind, glaube ich, sehr wenig an der Zahl.
Hier kann ich vielleicht einiges zurückgeben: Wir müssen sehr oft Unterlagen anfordern; die Abrechnungstermine, die wir vorgeben, werden nicht eingehalten. Wenn alle Unterlagen, die notwendig sind zur Entscheidung, bei uns da sind, wird auch die Förderung so schnell wie möglich bearbeitet. Das geschieht oft in ein paar Tagen oder in ein, zwei Wochen.

Eine abschließende Frage: In der Landeskulturdirektion wurde letzten Sommer umstrukturiert und die vorher getrennten Abteilungen der Kulturförderung und der Volkskultur zusammengelegt. Was waren die Hintergründe dieser Zusammenlegung, was für Effekte erwartet sich die Landeskulturdirektion?
Da gibt es ein kleines Missverständnis: Die Abteilung hieß vorher „Institut für Kulturförderung“, innerhalb dieses Institutes gab es das „Institut für Volkskultur“.
Organisatorisch ist eigentlich alles beim gleichen geblieben, nur der Name wurde geändert. Das Institut für Volkskultur gibt es in diesem Wortlaut nicht mehr. Dafür wurde der Name Volkskultur in den Hauptnamen des „Institutes für Kunst und Volkskultur“ aufgenommen.

Danke für das Interview.

Mag. Josef Ecker
Studium der BWL in Linz;

seit ‘87 im Landesdienst in verschiedenen Abteilungen;
seit ‘92 in der Landeskulturdirektion zuständig für die Förderung von Kulturinitiativen;
seit Juli ‘03 Leiter des „Institutes für Kunst und Volkskultur“, der Kulturförderabteilung des Landes Oberösterreich;
leitete über 10 Jahre lang den Kulturverein „Gegenlicht“ in Haibach/Donau.

Udo Danielczyk

http://www.ooe.gv.at

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