Was Medien verschweigen

Im Vergleich zu us-amerikanischen Medien berichten europäische Medien kritischer zum Krieg gegen den Irak und lassen KriegsgegnerInnen zu Wort kommen. Eine Analyse

 

von Andrea Mayer-Edoloeyi .

NEWS titelt mit einem am ganzen Körper verbrannten Kind, verletzt in einem Bombenangriff im Irak. Der Drang zu mehr Auflage und ökonomischem Nutzen ist offensichtlich: Auf Kosten der Opfer, die durch eine solche Medienberichterstattung noch einmal zum Opfer werden.

Im Vergleich zu us-amerikanischen Medien berichten europäische Medien kritischer zum Krieg gegen den Irak und lassen KriegsgegnerInnen zu Wort kommen. In österreichischen Mainstream-Medien wird über das Thema „Medien und Krieg“ diskutiert: „embedded journalists“, vom Militär bequem für JournalistInnen produzierte bewegte Bilder, Zensur durch die Kriegsparteien, … Doch bleiben die fixen Sendeformate, der Zwang zur Quote und die Orientierung an unterschiedlichen Zielgruppen: Friedensjournalismus kann diese Berichterstattung nicht genannt werden.

„Friedensjournalismus darf sich nicht auf die Nachrichten der Militärs einengen lassen. Denn diese dienen der Propaganda, auch in demokratischen Staaten. Seitdem man im zweiten Golfkrieg die Bilder des amerikanischen Militärs sah, die wie Videospiele wirkten, und die Opfer nicht zeigten, weiß man, dass die Militärs aus dem Vietnamkrieg gelernt haben ( … ). Friedensjournalismus darf den Konflikt nicht nur wie einen Wettbewerb darstellen. Er sollte das gemeinsame der Konfliktparteien darstellen. Er darf Beteiligte nicht verteufeln und Opfer nicht bemitleiden. Allerdings sollte er die Hintergründe des Konflikts beleuchten und die berechtigten Ansprüche aller Konfliktbeteiligten darstellen. Wenn man keine eigenen Bilder hat, dann sollte man die Bilder der Militärs weglassen. ( … ) Friedensjournalismus sollte nach den Hintergründen des Konflikts fragen, und die militärische Konfliktaustragung hinterfragen. ( … ) Friedensjournalismus sollte sich solidarisch mit den Opfern auf beiden Seiten des Krieges erklären. Friedensjournalismus sollte auch deeskalierend wirken und den Konflikt nicht noch anheizen.“ 1

Die Frage, warum die Berichterstattung über diesen Irak-Krieg kritischer ist als über andere Kriege, z.B. den Golfkrieg 1991 oder die Kriege gegen Jugoslawien (1999) und Afghanistan (2001), drängt sich auf. Warum ist die „Kriegspropaganda an der Heimatfront“ diesmal nicht ganz so schrecklich wie in den letzten Jahren? Warum kommt die Friedensbewegung in Mainstream-Medien mehr zu Wort? Aber was verschweigen die Medien? Welche Interessen stecken dahinter?
 

Die Eliten in Frankreich und Deutschland haben kein Interesse an einer offensiven Unterstützung des Irak-Kriegs. Neben ökonomischen Ursachen z.B. bestehenden Öl-Lieferverträgen mit Saddam Hussein, geht es dabei stark um eine ideologische Auseinandersetzung, die ihren Kern wieder im militärisch-industriellen Komplex hat: Es soll der eigenen Bevölkerung suggeriert werden, dass die EU – das „alte Europa“ – nur mit einer Stimme sprechen müsste und wir wären einer friedlichen Welt näher. Das Gegenteil ist der Fall: Die EU treibt auf jedem ihrer Gipfel die Militarisierung voran und ist – ab 2003 ausgestattet mit einer eigenen interventionsfähigen Euro-Armee mit 60.000 SoldatInnen – auf dem besten Weg zur hochgerüsteten, atomar bewaffneten Supermacht. Militärische Stärke als Pendant zur wirtschaftlichen Stärke, um selbst Geopolitik zu machen: Der deutsche Verteidigungsminister Struck bringt es auf den Punkt: „Die Sicherheit Deutschlands wird auch am Hindukusch verteidigt“ 2.

Angesicht dieser Tatsachen wird verständlich, warum die Medien auch in Österreich relativ kritisch über die USA berichten. Am Großteil österreichischer Medienunternehmen sind deutsche Medienkonzerne beteiligt (Krone, Kurier, NEWS-Gruppe, ATV, …) – es wird durchsichtig, dass die Kritik an den USA die Militarisierungspolitik der eigenen Eliten verschleiern soll und den Widerspruch „EU – USA“ auch in der Bevölkerung vorantreiben soll. Die österreichische Neutralität soll bequem und durch die Hintertür entsorgt werden durch die Teilnahme an der militarisierten EU.

Die einzig mögliche Antwort „Nein zum Krieg! Nein zu Kriegsvorbereitungen der EU!“ wird in den Mainstream-Medien verschwiegen. Gehen wir auf die Straße gegen Krieg und Militarisierung und nutzen wir unsere eigenen nicht-kommerziellen Medien!

Informationen der Plattform Stoppt den Krieg

Andrea Mayer-Edoloeyi
 

1 Zitiert nach http://www.frieden-gewaltfrei.de/journal.htm
Literatur: Johan Galtung, Friede mit friedlichen Mitteln, 1998
2 Pressekonferenz am 5.12.2002

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