Die Ironie unserer Zeit

Ulrike Stieger über sommerliche Festivals.

 

Wenn ich die letzten Wochen Revue passieren lasse, dann scheint mir das Worttriple „Sommer-Sonne-Festival“ sehr passend. Rund herum zeigt sich, dass KulturveranstalterInnen die wohligen Außentemperaturen gepaart mit der Umstellung auf die Sommerzeit als Signal für das Organisieren von Festivals sehen. Eine gute Idee, denn wir wissen alle, wie schwer es mitunter ist, sich im Winter von der Couch im eigenen Wohnzimmer loszureißen.

Diese gute Idee bereitet mir dennoch einige Probleme. Dann nämlich, wenn ich an die Stadt Linz denke. Dort rühmt man sich mit einem gelungenen Kulturentwicklungsplan, spricht man vielseits über dieses aufregende Jahr 2009 und vergisst nicht rechtzeitig im Aufprotzen zu üben. Zum wiederholten Male finden das Festival „4020“, das „Linz Fest“ und das „Pflasterspektakel“ statt. Drei riesige Veranstaltungskomplexe, die allesamt bemüht sind, ein für alle zugängliches Programm zu bieten. Oder handelt es sich doch um so etwas wie „niveauvolle Volksbelustigung“, wie ein lieber Freund vor kurzem meinte? Eine Frage, die ich nicht zu beantworten wage. Genausowenig wie weitere, die sich mir in den Kopf drängen. Wie sinnvoll sind diese stadteigenen Ambitionen, wenn gleichzeitig Jahresprogramme von autonomen Kulturvereinen nicht ausreichend finanziert werden können (Es handelt sich dabei um sogenannte „Peanuts“.)? Wie positiv ist die Einbindung autonomer Kulturvereine, wenn diese willkürlich ausgewählt werden? Wie korrekt ist es, wenn BeamtInnen, die gleichzeitig über die allgemeine Subventionsvergabe entscheiden, die künstlerische Leitung der Festivals mitübernehmen? Wo konnten wirkliche – nämlich wirkliche – Lücken im Kulturangebot von Linz geschlossen werden?

Es wäre wünschenswert, wenn sich hierzu eine Diskussion bei den Verantwortlichen ergäbe. Mich führt diese Beobachtung immer wieder zu der Frage, warum viele der ehemals stadteigenen Häuser abgetreten und heute als gewinnorientierte Gesellschaftsformen geführt werden. Eine Tatsache, die Kunst und Kultur keinesfalls positiv beeinflussen kann. Und nun fängt man neuerdings – zwar ohne fixe Struktur und nur als punktueller Anbieter – intensiv zu veranstalten an… Eine Entwicklung, die nur der unglaublichen Ironie unserer Zeit entspringen kann.

Ulrike Stieger

Produkt zum Warenkorb hinzugefügt.
0 Artikel - 0,00 

Jetzt die KUPFzeitung abonnieren!

Lass dir die KUPFzeitung viermal im Jahr bequem als Printprodukt nach Hause schicken und unterstütze damit auch die kulturpolitische Arbeit der KUPF OÖ!

Ab 24 € im Jahr