Von der Ignoranz der Männer und der Duldsamkeit der Frauen

Einige Gedanken und Erkenntnisse, die auf der Tagung „ungehalten“ am 26./27. April Ô00 veranstaltet von den Frauenbüros der Stadt und des Landes Salzburg sowie auf der Tagung „Wahnsinnsweiber? Weiberwahnsinn“ am 26. Mai Ô00 veranstaltet vom Institut für Frauen- und Geschlechterforschung Linz, festgehalten wurden.

 

von Herta Gurtner

„Das nächste Jahrhundert gehört uns“ – das proklamierten schon die Frauen um 1830 vor der fanzösischen Revolution, wie Frau Dr. Gabriella Hauch im Rahmen der Veranstaltung „Wahnsinnsweiber? Weiberwahnsinn? Wer braucht Feminismus“ am Absolventinnentag der Universität Linz feststellte.

Auch mit dem Jahrtausendwechsel war dieser Slogan in allen Medien wieder zu finden – allein mir fehlt der Glaube. Tatsache ist, dass es um die Agenden der Frauen wiederum schlechter als vor 20 Jahren steht, schaut man sich den Frauenanteil z.B. im österreichischen Parlament an. Forderungen nach Parität v.a. auch in Führungspositionen werden von den zuständigen PolitikernInnen damit abgetan, dass eh alles schon besser wird, und in 10 Jahren É Diese Antworten haben wir schon vor 10 Jahren gehört und leider geglaubt. Die Frage ist, ob dies vor allem an der Ignoranz der Männer – die nach wie vor die Machtpositionen einnehmen – oder an der Duldsamkeit der Frauen liegt?

Die Praxis lässt vermuten, dass beide Verhaltensmuster dafür verantwortlich sind. Wenn ein Beamter des Landes OÖ, verantwortlich für Juryzusammenstellungen, nach eigener Aussage nicht genug „qualitätsvolle“ Frauen zur Herstellung der Parität in den Jurys findet und Vorschläge, die ihm gemacht werden, mit der Begründung zurückweist, er habe das „Attachement“ eines Mails, welches Namen möglicher, weiblicher Jurymitglieder enthielt, nicht öffnen können, zeugt dies ganz offensichtlich von einem beträchtlichen Ausmaß an Ignoranz.

Dass Männer natürlich Kollegen aus Seilschaften und deren Umfeld bevorzugt behandeln, ist klar, da es immer wieder auch für sie von Nutzen ist. Hier Frauen in Gremien zu reklamieren, ist für Männer oft karrieremässig nicht von Vorteil. Aber den Frauen fehlt oft die Lobby. Das Argument, dass Frauen also sowieso besser sein müssten als die Männer, um nicht als Quotenfrauen beurteilt zu werden, ist natürlich ein häufiges. Offensichtlich wird Männern allein auf Grund ihres Geschlechtes Qualität und Leistung zugesprochen. Hört man sich die Aussagen von Politikern in den letzten Monaten an (quer durch alle Coleurs), so können wir uns eigentlich wirklich nur fragen, wie es diese Männer geschafft haben, in ihre Positionen zu gelangen und warum sie diese immer noch innehaben.

Diesen Männern müssen aber sowohl Frauen als auch Männer entgegentreten und Gleichberechtigung in allen Bereichen einfordern. Auch Männer, die allein auf Grund ihres Mannseins Vorteile erhalten (höherer Lohn für gleiche Arbeit, bessere Karrierechancen) und diese akzeptieren, machen sich zu Komplizen des Status Quo. Dass sich Männer auch aus der Verantwortung in bezug auf die Familie stehlen, wird auch durch die immer noch anhaltende Duldsamkeit der Frauen gefördert – oder wurde schon einmal ein Politiker gefragt, wie er das alles schafft, wo er doch mehrere Kinder hat? Familie ist immer noch Frauensache und diese Tendenz wird durch die gegenwärtige Regierung gestärkt. Hier kann man sagen, dass zur Zeit Frauenpolitik Frauenfeindlichkeit bedeutet, da sie nicht auf die Eigenständigkeit der Frauen eingeht, sondern Frauen nur im Zusammenhang mit Familie wahrnimmt.

Sowohl auf der Tagung in Salzburg wie auch in Linz wurde als ein Weg aus diesem Dilemma die Vernetzung von Frauen und Frauenorganistionen genannt. Da es bundespolitisch keine direkte Anlaufstelle für Frauen mehr gibt, sind vor allem die Landesbüros für Frauenfragen aufgerufen, hier vermehrt Ansprechpartnerinnen für Frauen zu sein. Diese Institutionen haben ebenso wie das ehemalige Frauenministerium sehr wohl erfolgreiche Umstrukturierungen und Problembewusstsein geschaffen. Die Salzburger Frauenbüros gehen hier einen sehr konsequenten Weg, der vor allem auch den praktischen Austausch und das persönliche Kennenlernen – oft eine Voraussetzung für Vernetzung – durch die regelmäßige Veranstaltung von Tagungen und Seminaren zu frauenspezifischen Themen ermöglicht. Hier sei nur kurz die Tagung zum Thema „Amt & Ehre“ im Herbst Ô99 und die geplante Tagung „Amt und Ehre II“ im Februar Ô01 erwähnt.

Um auch das Thema „Frauen in Kunst und Kultur“ ausführlich zu diskutieren, wird der Verein „Fiftitu%“ gemeinsam mit Frauenorganisationen in Oberösterreich voraussichtlich Ende 2000 oder Anfang 2001 eine Tagung in Linz veranstalten. Damit auch in diesem Bereich die Vernetzung von Künstlerinnen und Kunst- und Kulturvermittlerinnen in Theorie und Praxis stattfinden kann.

Es muss einen Zusammenschluss von Institutionen und autonomen Frauen geben, damit endlich auch Frauen eine Lobby haben und Forderungen durchsetzbar werden. Wir müssen uns gegen sexistische oder rassistische Äusserungen, Taten wehren bzw. diese aufzeigen und öffentlich anprangern, Gegenmaßnahmen fordern und durchsetzen. Ebenso werden sich Gender Mainstreaming und die Frauenbewegung ergänzen und das gemeinsame Ziel verfolgen, also nicht nach dem Motto „Entweder oder“, sonden „Sowohl als auch“ agieren müssen. Denn wie schon Irma Troll-Borostyáni – eine der ersten Feministinnen Salzburgs postulierte: „Einigkeit gibt Macht“. Nur dann kann das nächste Jahrhundert ein Jahrhundert der Frauen werden.

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