Miss Klimafitness

Endlich werden die Kultureinrichtungen klimafit! Wobei eine freiwillige Prüfung in der mir am besten bekannten Einrichtung ergab, dass es nichts mehr zu tun gibt: Ein Konzertbetrieb braucht halt Strom und an das grässliche, aber effektive Licht von LEDs haben wir uns gewöhnt. Merchandise ist Bio und Fair Trade, Einkäufe werden mit dem Lastenrad gemacht. Also, was soll das, diejenigen zu ‹motivieren›, die ohnehin schon seit jeher dazu gezwungen sind, zu reparieren und zu recyceln? Normalität im unterfinanzierten kulturellen Alltag. Außerdem: «klimafit» – was soll das heißen? Es geht um eine Klimakatastrophe, keinen Wohlstandsbauch. Gleichzeitig wird der Klimabewegung applaudiert und werden die, denen es ernst ist, kriminalisiert.

Stimmt, es gibt jetzt das Klimaticket. Es gibt aber nach wie vor kein Verbot von SUVs, von Individualverkehr in den Städten. Dafür gibt’s massive Bewerbung von E-Mobilität (ohne Entsorgungsplan für die Akkus), deren unnützeste Varianten die Straßen für Autos freihalten müssen – und Förderung von Egoismus. Eine 200 %ige Ressourcenerschöpfung / Jahr ist nicht ‹normal› (im Sinne von vernünftig): Abnormal ist auch die Kurz-Sicht, dass sich «die Wirtschaft nicht von der Klimabewegung kaputt machen lassen wird». Schamlos die obszön hohen Gewinne der Energielieferanten, der Ausbau der Gasförderung trotz Auslastung der Speicherkapazitäten, die Erschließung einer Lithium-Mine in Kärnten, explosionsartig steigende Kurzstrecken-Flugverbindungen nach der Pandemie, die Mutation vom möglichen «Paradigmenwechsel» zur «Rückkehr zur Normalität».

Es gilt nach wie vor die Doktrin jener Partei, die nur knapp 30 % Unterstützung hat, im Wesentlichen für 10 % der Gesellschaft arbeitet und 100 % ihres Machtanspruchs seit 24 Jahren verbissen verteidigt. Und dabei ein System schafft / erhält, das (über-)lebensfeindlich ist. Diese Verachtung aller Vernunft wird als ‹normal› legitimiert. Dabei war es eine der ihren, die vor etwa zehn Jahren gemeint hat, es «wäre vielleicht an der Zeit, sich vom Wachstumsgedanken zu verabschieden» (A. Merkel). Das, z. B., wäre normal.

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