Ein Kommentar von Tobias Habermayer.
Mit Geld kann man – so die Logik der Leistungsgesellschaft – ideal bemessen, ob ein Mensch Arbeit leistet, die für die Gesellschaft relevant ist: Hat sie materiellen Wert? Dem gegenüber steht eine antikapitalistische Logik, die sich eher an der Zufriedenheit der Menschen als an der Entwicklung des Marktes orientiert. Die zweite Definition klingt für mich mehr nach einer gerechten Gesellschaft als die erste. Sie kommt ohne Geld zu nennen aus. Ist Geld ein Hindernis für eine gerechte Gesellschaft? Geld und der Fakt, dass fortschreitend alles mit ihm bewertet wird – seien es Grundlebensmittel oder die Arbeitskraft – schaffen einen Vergleich, der für Menschen mit ungesichertem Einkommen, hohen Ausgaben, oder erschwerenden Umständen zum Hindernis werden kann. Wer keine Arbeit leistet, die wertgeschätzt – im Sinne von fair bezahlt – wird, muss ein Leben lang am Existenzminimum kämpfen und wird als erstes über Bord geworfen, wie man gegenwärtig am Kunst- und Kulturbereich Österreichs sehen kann. Neben nicht ausreichenden Hilfsmaßnahmen bzw. trotz Maßnahmen des Wohlfahrtsstaats rächen sich hier ganz grundsätzlich das Prekariat und das kapitalistische System an sich.
Wo bleibt der Aufschrei? Ich sehe, dass jüngere Generationen zu großen Teilen ein unkritisches Mindset übernehmen. Wie auch sonst? Alternativen werden nicht aufgezeigt, und schon gar nicht gelebt. Geld und seine Rolle in der Gesellschaft führen dazu, dass kritisches Denken ausgelöscht wird – es erschafft ja keinen materiellen Wert – und jede non-konforme Tätigkeit in den Hintergrund gerät. Geisteswissenschaften brauchen dringend mehr Aufmerksamkeit und Relevanz – auch in den Schulen –, dann würde die kapitalistische Logik in keinem Kontext als ‹gerecht› bezeichnet und gedacht werden können. TINA (there is no alternative) als Einstellung hat sich eingestellt und man hat sich eingelebt in einen Konsumismus, der sich – und da schließt sich der Teufelskreis – ohne das Brotlose aber nicht beseitigen lassen wird.
Geld besitzt einen wertenden Charakter, der die Gesellschaft in die Konformität treibt und getrieben hat, einfach dadurch, dass das, was nicht konform wäre, keine grundlegende Unterstützung bekommt. Um eine gerechte, differenzierende und differenzierte Gesellschaft zu kreieren, muss Geld verschwinden.