Gnackwatsch’n #140

Monolog eines Lokalpolitikers einer kleinen europäischen Mittelstadt

Nichts verstehen und dauernd blöd melden, typisch freie Szene. Da legt man sich für die ins Zeug, quasi tagtäglich oder sagen wir halt, zumindest monatlich, oder anders gesagt haben wir eh nur drei Jahre gebraucht um den neuen Kulturentwicklungsplan anzugehen, und dann das: Briefe schreiben! An mich! Wie im Kindergarten geht’s da zu, nur hab ich früher noch ankreuzen können: Magst du mich? ☐ Ja ☐ Nein, bei denen heißts nur noch: ☐ Geld her ☐ Noch mehr Geld her! Da baut man den Kulturfritzen eine Hütte nach der anderen hin, und nie sinds zufrieden! So geht’s nicht weiter, jetzt wird abgerechnet. Zuerst mal eine Gnackwatsch’n für die KAPU. Die laden immer so Musiker ein, da versteh ich kein Wort, das die singen, wenn man das überhaupt so nennen kann. Und bloß weil sie sich des Drecksblattl KAPUzine nimmer leisten können, in dem sie eh immer über mich hergezogen sind, das weiß ich genau, deswegen stellen sie sich jetzt auch noch auf die Straßen und machen ein Mordswetter. Lightkultur? Was ist denn das schon wieder? Das nächste, das Geld kostet, wahrscheinlich! Außerdem wählen die eh alle SPÖ, diese Jungsozis. Nächste Watsch’n: Social Impact, antreten bitte! Heilige Maria Fekter! Das ist ja Blasphemie, Gotteslästerung! Die arme Mitzi! Wie können die ernsthaft erwarten, dass ich denen noch einmal was von meinem Geld gebe, wenn die meine Parteikolleginnen so durch den Kakao ziehen? Das kann ich nicht durchgehen lassen, sonst wirds nie was mit meiner Karriere als Kulturminister. junQ.at, was soll denn das schon wieder sein? Was, Medien machens, die Jugendlichen? Zu blöd, dass sie sich auf Facebook anmelden, oder wie? Sitzens eh dauernd vorm Computer, und wollen sich das auch noch zahlen lassen, aber nicht mit mir! Interviewed habens mich auch noch nie, im Gegensatz zu diesem lässigen Kulturmagazin L)inzider. Sollens tscharie gehen, so wie das spotsZ. Und Pangea, das Internetkaffee für Asylwerberinnen, ein Sozialverein der einen auf Kultur macht. Dafür kriegens sogar einen Tausender aus meinem Ressort, ist das nicht genug? Ein wenig ehrenamtliches Engagement könnt man sich schon erwarten, oder? Meine Spetzeln von der Blasmusik kriegen auch nicht mehr. Also schon, aber dafür tragens ja auch so schöne Uniformen, so wie meine Stadtwächterinnen. Und die sind ja zumindest für unsere Sicherheit da, für unsere Leut’, nicht so wie diese linkslinken Szenekrawallos, die am 1. Mai unsere arme Polizei grün und blau geschlagen haben. Die freie Szene, abwatschen könnt ich die den ganzen Tag, dass es eine Freude ist. Kein Wunder, dass ich nicht dazu komm, meine kulturpolitischen Visionen zu entwickeln. Aber euch sitz ich auch noch aus!
 

 

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