„Anwesend, Abwesend und überhaupt!“

Martin Böhm berichtet von der KUPF-Jahreshauptversammlung 2007.

 

Am 21. JÄNNER 07 war es wieder einmal soweit:
Die Jahreshauptversammlung der KUPF wurde im Kulturverein KIKAS in Aigen abgehalten. Man könnte meinen, dass nun Aigen zum kulturellen Zentrum avancierte und sich hier die Volksversammlung in Form einer Jahreshauptversammlung in ihrer Hochblüte zur Schau stellte, wie dies einst um 450 vor Christus in Athen der Fall war. Und nun von überall anstatt der Sophisten (gelehrte oder sachkundige Personen), die aus den griechischen Kolonien nach Athen pilgerten und als eine Art Wanderlehrer auftraten (bezahlte Berufsphilosophen), alle ehrenamtlichen KulturaktivistInnen zur Jahreshauptversammlung strömten und die KUPF nun in Diskussionen darüber verwickelten, welchen Platz sie nun in der so oft zitierten Kulturgesellschaft einnehmen würden. Aber nein! – so war es nicht.

Bei der Jahreshauptversammlung der KUPF ging es um das übliche Prozedere einer JHV, so wurde der Tätigkeitsbericht und Rechnungsabschluss 06, Arbeitsbericht 07, etc. vorgestellt und ebenso wurde die Armmuskulatur derjenigen trainiert, die stimmberichtigt waren (diese Armbewegungen erschienen natürlich gegenüber der neu einstudierten Gestik unseres Vize-Kanzlers etwas rudimentär) und somit ein Zeichen geben mussten. Aber was soll’s.

„Auf den Zettel, rechte Seite und bei jedem nur ein Kreuz.“ 1 Auch musste der Vorstand zur Wiederwahl antreten und die TeilnehmerInnen der JHV von sich überzeugen. Das Büro und der wiedergewählte Vorstand nehmen die Herausforderungen des Arbeitsprogramms 07 an und verabschieden sich sogleich mit Wehmut von den Ausgetretenen. Hier soll nun ein exemplarischer Überblick der wesentlichen Punkte des Arbeitsprogramms 07 gegeben werden.

„Substanz des Aristoteles, Descartes‘ Cogito, Leibnizens Monade, Kants Bedingung, Schellings Potenz, Bergsons Dauer …“ 2

…und der Kupf ihre Akademie – Die KUPFakademie.
Seit jeher ist Bildung in der Kulturarbeit präsent und ebenso für die KUPF ein Thema. Daher wurde das Angebot der Seminare und Workshops erweitert, aktualisiert und in die Form der KUPFakademie gegossen. Das Angebot ist fakultativ und bei der Gestaltung der Kosten wurde darauf geachtet, diese so günstig als möglich zu gestalten, um den Zugang allen zu ermöglichen, so sind die Kosten quasi als Obolus an die TrainerInnen der KUPFakademie zu verstehen. Mehr zur KUPFakademie auf einer anderen Seite im Artikel „Die KUPFakademie“.

„Wenn es für Plato darauf ankommt, dass die Idee des Guten realisiert werde, für Kant, dass das Prinzip der individuellen Handlung sich zum allgemeinen Gesetz eigne, für Nietzsche, dass der Typus Mensch seine momentane Entwicklungsstufe überschreite“ 3

… dann möchte die KUPF den Innovationstopf für das Jahr 2007 neu definieren.
Wie bereits in diversen Aussendungen erwähnt, wurde das Modell „Innovationstopf“ innerhalb der KUPF 2006 sehr intensiv diskutiert und gemeinsam mit ExpertInnen wurde überlegt, wie der Innovationstopf zum positiven verändert werden könnte. Als wesentliche Ergebnisse der Diskussion können folgende genannt werden:

 

  • Auf vielfachen Wunsch wurde ein Generalthema gemieden und somit verabschiedet, dafür wurden Themenstränge eingezogen und diese fungieren nun als Themenstellung. Damit wurde versucht das Modell des Innovationstopfes für die regionalen Kulturinitiativen attraktiver zu machen und ebenso werden wieder explizit Kulturvereine angesprochen.

 

  • Die Einreichfrist wurde verlängert und bei Bedarf, sprich ab einer gewissen Einreichzahl, werden zwei Jurysitzungen angeboten, die natürlich wieder öffentlich sind. Dadurch erhoffen wir uns intensivere Diskussionen und gleichzeitig bekommt die Jury mehr Zeit für die Beurteilung der Projekte, die EinreicherInnen eine detailliertere Begründung ihrer Projektbeurteilung und ebenso können Unklarheiten geklärt werden. Die Auseinandersetzung mit dem Innovationstopf 07 wird natürlich auch nach der Entscheidung der Jury weiter gehen und es wird sich weisen, ob das Modell als solches gefeiert und beibehalten wird oder eben nicht.

„Nietzsches Urteil zufolge erkennen wir nichts durch Begriffe, wenn wir sie nicht zunächst erschaffen, d.h. konstruiert haben in einer ihnen eigentümlichen Anschauung: einem Feld, einer Ebene, einem Boden, der sich nicht mit ihnen deckt, aber die Keime und die Personen, die sie pflegen, in sich birgt… Begriffe erschaffen heißt zumindest, etwas tun.“ 4

 

 

So wurde im Spätherbst 2006 der Prozess zum oberösterreichischen Kulturleitbild gestartet. Die Teilnahme an dem Prozess des Kulturleitbilds, das Mitte November 06 im Plenum des Landeskulturbeirats präsentiert wurde, sieht die KUPF als einen Schwerpunkt im Jahr 2007. Die am 19. Jänner 07 offiziell der Presse vorgestellte Internetplattform http://www. kulturleitbild.at soll einen breiten Diskussionsprozess über dieses eröffnen.

„Denn Menschen, die alles, was geschieht, wichtig nehmen, müsste übel werden, wenn sie nicht die Überzeugung hätten, dass nichts Unvernünftiges geschieht; aber andererseits würden sie sich, wie bekannt, auch lieber in die Zunge beißen, als etwas zu wichtig zu nehmen, und sei es gerade das Bedeutende selbst.“5

Als einen letzten Punkt des umfangreichen Arbeitsprogramm 2007, das hier nur exemplarisch vorgestellt wurde, sei das Thema der »Verfahrenstandards« erwähnt, dass sich bereits im Arbeitsprogramm 06 im Sinne des „Kulturfördergesetzes“ finden lässt. Auch heuer wird die KUPF wieder an der Verbesserung der Rahmenbedingungen für Kulturinitiativen in Oberösterreich arbeiten. Die KUPF wird Fallbeispiele analysieren und in Verhandlungen mit Kulturpolitik und -verwaltung die Frage von Selbstbindungen behandeln. Diese sollen in den Förderrichtlinien verankert werden. Des Weiteren geht es der KUPF darum, dass Ansuchen- und Abrechnungsmodalitäten geklärt und vereinheitlicht werden und dass sich dies rückwirkend auf die Transparenz der Kulturverwaltung auswirkt.

„Da denkt man, man ist entwischt, und läuft sich selber über den Weg. Der längste Umweg ist der kürzeste nach Hause. …“6

So neigte sich ein Sonntag Nachmittag seinem Ende zu und nach dem Punkt »Allfälliges« wurde die Jahreshauptversammlung beendet und so manche Fahrgemeinschaften und Einzelpersonen verirrten sich noch in den Stiftskeller von Aigen und diskutierten nun vielleicht darüber, welchen Platz sie in der so oft zitierten Kulturgesellschaft einnehmen.

Martin Böhm ist im Vorstand der KUPFKulturplattform OÖ, des KV Woast und qujOchÖ.

1) vgl. mit Monty Python „Das Leben des Brian“
2) zit. Deleuze G., Guattari F. (2000): Was ist Philosophie? Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, S. 12.
3) zit. Simmel G. (1992): Soziologie – Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung.In: Gesamtausgabe 11, Rammstedt O., (Hrsg.), 1.Auflage: Über- und Unterordnung, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, S. 239.
4) zit. Deleuze G., Guattari F. (2000): Was ist Philosophie? Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, S. 12.
5) zit. Musil R. (2001; 15. Auflage): Der Mann ohne Eigenschaften, Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg,
S. 327. 6) zit. Joyce J. (1975): Ulysses, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, S. 528.

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