Liebe SPÖVP!
Es gibt in der Politik spannende und langweilige Themen. Verkehrspolitik ist sicherlich nicht sonderlich spannend, aber sie ist eine Schlüsselpolitik in der mobilisierten Gesellschaft. Zudem kulminieren in der Verkehrspolitik die großen Themen unserer Gegenwart: Sozialpolitik, Umweltpolitik, Migrationspolitik.
Der Großraum Linz steht verkehrspolitisch vor einer großen Entscheidung. Angesichts der gestauten Realität und den verheerenden Prognosen ist allen Beteiligten klar, dass es so nicht weiter gehen kann. Der derzeitige Zustand ist bereits furchtbar, die Zukunft wird ohne politische Eingriffe zur Katastrophe.
Einer Stadt oder Region stehen zu Beginn des 21. Jahrhunderts mehrere Lösungsansätze offen, alle sind schmerzhaft und teuer. Grob gesagt gibt es zwei Stränge von verschiedenen Möglichkeiten:
Entweder akzeptiert man das grenzenlose Wachstum des Verkehrs, des privaten Personen- und Güterverkehrs, und bietet diesem Wachstum durch immer schnellere und größere Strassen eine öffentlich bezahlte Infrastruktur. Dies bringt Standortvorteile, Anschluss an internationale Verkehrsrouten und Wählerstimmen, leider aber auch Umweltzerstörung, Lärm, noch mehr Verkehr und keine langfristige Lösung – schliesslich unterstellt diese Vorgehensweise auch ein nachhaltiges Verkehrswachstum, das irgendwann wieder neue Kapazitäten braucht.
Andererseits gibt es den anderen Strang an Möglichkeiten. Es ist nicht der Hauptstrang, nicht der Mainstream. Aber er ist es wert, betrachtet zu werden: angesichts drohender Klima- und Umweltkatastrophen, Ressourcenknappheit und sozialer Erosion empfiehlt ein signifikanter Teil von Wissenschaftlern, Philosophen, Medienmachern und anderer Menschen, einen der Hauptverursacher des Klima- und Ressourcenproblems, nämlich den privaten Verkehr, sanft und schonend zu regulieren. Sanft ginge es jetzt noch, in 20 oder 30 Jahren vielleicht schon nicht mehr. Dieser Strang setzt auf regionale Visionäre, die mit Weitsicht und Bedacht statt in Strassenausbau in Renaturisierung, in öffentlichen Verkehr und in urbane, soziale und ökologische Nachhaltigkeit investieren. Das ist kurzfristig keinesfalls populär und birgt das reale Risiko eines Wählerstimmenverlustes. Wenn aber an den Bedrohungsszenarien der Wissenschaft bezüglich unserer Zukunft etwas Wahres dran ist (und davon gehen wir aus), dann sind nur Regulierungen der Versacher zukunftsträchtige Perspektiven. Und mit etwas Glück sind diese Visionäre langfristig gesehen nicht nur die moralischen Gewinner, sondern auch Wahlgewinner.
Weiter zur Fortsetzung:
Westring: Provinz und Vision pt.II