Was darf sich die Freie Szene von der Kulturhauptstadt GmbH erwarten?

Am 14. September gab es im Kino Ebensee eine offene Gesprächsrunde zwischen der Freien Szene im Salzkammergut und der neuen künstlerischen Leiterin der Kulturhauptstadt GmbH Elisabeth Schweeger sowie Daniel Bernhardt von der Kulturvision. Moderiert haben Verena Humer (KUPF OÖ) und Mario Friedwagner (FRS).
Die gesamte Diskussion kann hier nachgehört werden!
Zu den FAQs der Kulturhauptstadt geht es hier.

Was bisher geschah

Viele Kulturinitiativen und Kulturtätige aus der Freien Szene haben an der Bewerbung zur Kulturhauptstadt (KHS) mitgearbeitet oder dafür Projekte entwickelt. Ende Mai 2021 haben das FRS und die KUPF OÖ in einem Vernetzungstreffen mit den KIs nachgefragt, wie es seit dem Zuschlag für sie weitergegangen ist und über die Prozesse rund um die KHS gesprochen, woraufhin zahlreiche Rückmeldungen eingelangt sind.

Bei den moderierten Gesprächen wurde von den Kulturtätigen analysiert, welche Bedürfnisse, Ideen, Forderungen, Erfahrungen und Perspektiven die Kulturszene in der Region Salzkammergut im Kulturbereich hat. Diese wurden im Anschluss weiter in die KHS 2024 und die Kulturvision Salzkammergut getragen. Die Erfahrungen in der Zusammenarbeit im Salzkammergut zwischen der Freien Szene und der Kulturhauptstadt GmbH waren oft von Unverständnis, Unsicherheit und gebrochenen Versprechungen begleitet. Zudem war nicht klar, welche Position der Verein Kulturvision im Prozess überhaupt einnimmt bzw. einnehmen soll.

Am 14. September um 19 Uhr gab es daher ein offenes Gespräch im Kino Ebensee. Elisabeth Schweeger betonte gleich zu Beginn, dass sie nicht über Vergangenes, von dem sie nicht Teil war, sprechen und in die Zukunft blicken möchte. Zudem war ihr das Thema „Nachhaltigkeit“ wichtig. Ob es sich dabei nur um eine Plattitüde handelt oder ob tatsächlich Projekte von Menschen aus der Region für die Region umgesetzt werden, wird sich im nächsten Jahr zeigen.

Die Kulturhauptstadt ist kein Heilmittel aber sie kann Türen öffnen und Brücken schlagen.

Was bedeutet das konkret?

  • Was muss man da bei der Einreichung beachten?

Wenn es mehrere Einreichungen zu einem Thema gibt, dann werden alle, die ein Projekt zu dem Thema eingereicht haben eingeladen um darüber zu sprechen, wie man die einzelnen Projekte bündeln könnte um möglichst viele Regionen und Einreicher*innen einzubeziehen. Vorteilhaft ist auch, wenn die eingereichten Projekte so geplant sind, dass sie sich auch nach 2024 weiterführen lassen (Stichwort „Nachhaltigkeit“). Die Projekte werden von einem Programm-Team auf deren Realisierbarkeit geprüft. Ende November kann man mit ersten Entscheidungen rechnen.

Zur Projekteinreichung

  • Wer übernimmt die Veranstalter-Rolle bzw. die Trägerschaft von Projekten für die KHS2024?

Momentan werden im Salzkammergut viele Vereine gegründet um die geplanten Projekte auch abwickeln zu können. Bei Problemen oder Unsicherheiten in Vereins-Fragen oder rechtlichen Belangen, kann man sich als Mitglied der KUPF OÖ jederzeit für ein Beratungsgespräch melden.
Seitens der KHS2024 herrscht der Tenor, dass Projekte für die es bereits eine Trägerschaft gibt, natürlich leichter und unkomplizierter (für die KHS) umgesetzt werden können. Nichtsdestotrotz sollen aber Projekt-Ideen von Einzelpersonen ohne Verein im Hintergrund nicht einfach so ausgeschlagen werden! O-Ton Elisabeth Schweeger: „Wenn das Projekt wirklich gut ist, dann werden wir dafür eine Lösung finden das umzusetzen. Manche Projekte brauchen vielleicht keine Träger.“

  • Was ist förderwürdig seitens Bund und Länder?

Projekte die schon mal stattgefunden haben und weitergeführt werden sollen, können nicht aus dem Budget der KHS finanziert werden. Es müssen neue, eigenständige Projekte sein bzw. ganz neue Akzente bei bestehenden Projekten.  

Es darf keine Doppel-Förderung geben. Es kann kein Projekt finanziert werden, das von Bund oder Land bereits gefördert wird. Das eingereichte Projekt darf kein Einmalprodukt sein, sondern soll auch für die Zukunft nachhaltig zur Verfügung stehen.

Infrastruktur Projekte können von der KHS nicht gefördert werden. Das muss die Politik machen. Aber die KHS kann diese Vorhaben und Wünsche an die Politik herantragen und auf den Bedarf hinweisen, der sich aus der Belebung eines Ortes ergibt.

Bei den eingereichten Projekten soll der Finanzplan nach dem Fair Pay-Schema erstellt werden.

Für den Tagestouristen werde ich garantiert keine Projekte entwickeln. Das oberste Prinzip für mich ist: kann das Projekt nach 2024 weiter existieren?

  • Welche Projekt-Räume wird es überhaupt geben und wo kann man sich schon im Vorfeld austauschen?

Die Räume müssen erst von der KHS24 gefunden und öffentlich gemacht werden. Diese Räume und Gebäude sollen schon vor 2024 bespielt werden können und auch abseits einzelner Projekte von den Personen und Vereinen vor Ort genutzt werden können.
Es wird darüber hinaus regelmäßige Jour Fixe in den Regionen geben, die von der Kulturhauptstadt GmbH veranstaltet werden. Die Räume für Austausch und Projekte werden momentan noch in allen Regionen eruiert. Dazu gibt es seit dem Gespräch auch einen eigenen Aufruf:

Zeigt uns eure Leerstände!

Der Freien Szene eine Plattform und einen Raum zu geben ist unbedingt auch eine Aufgabe, die die KHS24 mit sich bringt.

  • Wer ist der Verein Kulturvision und was will er?

Der Verein Kulturvision wurde Anfang 2021 gegründet, um für die Freie Szene ein Mitsprache-Recht bei den Gesellschafter*innen der Kulturhauptstadt GmbH zu haben, die ansonsten nur aus Touristiker*innen oder Wirtschaftstreibenden besteht. Er versteht sich als Vermittler*in zwischen der Freien Szene und der KHS2024, obgleich der Verein aus dem Bid-Book-Team der KHS2024 heraus entstanden ist.
Zudem sieht sich der Verein Kulturvision auch als überregionale Netzwerk-Plattform im Dreiländereck Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark. Unabhängig von der Kulturhauptstadt 2024 bietet sich der Verein, nach Absprache, einzelnen Künstler*innen und Initiativen auch als Projektträger und Kooperationspartner für eine professionelle Umsetzung von Kultur- und Kreativprojekten im Salzkammergut an. Außerdem möchte man auch ein Kommunikationsbindeglied zu den großen Kulturinitiativen Österreichs (z.B. der IG Kultur oder der KUPF OÖ) sein und deren Angebote und Leistungen weiterkommunizieren.

Die Kulturvision will auch gemeinsam mit den Initiativen aus den Regionen den Kulturentwicklungsplan nach 2024 weiter entwickeln. Mitglied kann jede*r werden. Die Kulturvision bewirbt auch gerne Veranstaltungen von Initiativen und Personen, die keine Mitglieder sind, sofern die VAs thematisch dazu passen. Melden kann man sich (am besten mit Foto und kurzem Text) an family@kulturvision-salzkammergut.at

Es braucht regelmäßige Treffen mit der Freien Szene, damit deren Bedürfnisse und Angebote eruiert werden und durch die KHS in den politischen Raum getragen werden können.

Aus dem gut gefüllten Saal gab es zahlreiche Publikums-Fragen und Beiträge. Die Veranstaltung war von Beginn an als Dialog angelegt und es wurde rege diskutiert. Dieser Abend war nur ein Anfang, um die Freie Szene aus der Region Salzkammergut tatsächlich in die Planung für die Kulturhauptstadt 2024 einzubeziehen. Die KUPF OÖ und das FRS hoffen, dass es nicht nur bei Versprechungen bleibt und die regionalen Kulturtätigen von nun an gehört werden um 2024 und vor allem auch danach gesehen zu werden. Die Basis dafür gibt es mittlerweile. Es wird weiterhin Diskussionen und Austausch brauchen – wenn wir hier aktiv unterstützen sollen, machen wir das jederzeit gerne.

Bildnachweis: Büro 2024

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