Den Gürtel nochmals enger schnallen?

Auf kulurlandretten.at werden laufend neue Statements von Kunst- und Kulturschaffenden veröffentlicht, die sich gegen die rapiden Kürzungsvorhaben des Land OÖ positionieren. Einen besonders eindringlichen Kommentar hat Christine Dollhofer, Leiterin des CROSSING EUROPE Filmfestival Linz verfasst, den wir auch an dieser Stelle veröffentlichen möchten:

„Kalt erwischt und verunsichert hat uns wohl alle die Ankündigung von massiven Kürzungen im Kulturbudget des Landes Oberösterreich, auch weil die Tragweite solcher Einschnitte mehr als „nur“ weniger Geld bedeuten, sondern damit der gesellschaftliche Mehrwert von Kunst und Kultur an Bedeutung verliert.

Warum, fragen sich nun viele, was haben wir denn falsch gemacht? – Nicht nur, dass die Zuwendungen in den letzten Jahren sukzessive stagnierten (von einer Wertanpassung ganz zu schweigen) und wir Kulturvermittler*innen ohnehin sparsamst und erfindungsreich gearbeitet haben, und auch ernstzunehmende (volks-)wirtschaftliche Effekte vorzuweisen haben. Uns wurde ob der Finanzkrise und Konjunkturschwäche Nachsicht auferlegt – sollen wir jetzt nochmals den Gürtel enger schnallen? Wie werden andere Förderstellen auf europäischer, lokaler und Bundesebene darauf reagieren? Wird es zu einem Dominoeffekt kommen?

Als „Linderung“ wird die Akquise sogenannter „Drittmittel“ empfohlen, so werden wir, die unabhängigen Kulturveranstalter*innen, auf Sponsorensuche geschickt (wo sind übrigens die kulturaffinen Stiftungen, wie in anderen europäischen Ländern?) und müssen jedoch allzu oft hören, dass schon landeseigene und städtische Veranstaltungen und Häuser Unterstützung erhalten, und daher leider keine Mittel für weiteres kulturelles Engagement vorhanden ist.

Darüber hinaus droht uns Kulturvermittler*innen doppeltes Ungemach, denn werden en passant die Produktionsmittel für die Kunstschaffenden reduziert, wird es verstärkt notwendig sein neue Finanztöpfe aufzutun, um dies abzufedern und Abwanderung sowie Dauerfrustration zu verhindern, nur womit?
Ist es aber nicht gerade die kulturpolitische Aufgabe der öffentlichen Hand unabhängige Projekte zu finanzieren, Diversität und kulturelle Vielfalt auf allen Ebenen zu ermöglichen? Wäre es nicht an der Kulturpolitik, etablierte Formate, bestehende kulturelle Nahversorger*innen und erfahrene Kulturveranstalter*innen zu fördern und Wachstum sowie Professionalisierung zu ermöglichen, anstatt prekäre Arbeitsverhältnisse und Planungsunsicherheit zum Status-Quo zu erheben?“

Christine Dollhofer – Festivalleiterin Crossing Europe Filmfestival Linz, 24. Oktober 2017

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