100:4 Jahre KUPF Es ist schon alles gesagt – nur nicht von allen.

Wir feiern ein Vierteljahrhundert KUPF – Kulturplattform OÖ, das gibt auch mir die Gelegenheit, ein Loblied auf die Innovationskraft, das Durchhaltevermögen und die Unbestechlichkeit der Organisation und ihrer Protagonistinnen anzustimmen. Also reihe ich mich ein, in die Schar der Gratulantinnen.

 Es gilt hier eine Institution zu preisen, deren Streben eigentlich in ihrer Auflösung gipfelt. Wenn alle Forderungen umgesetzt sind, wenn die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen gerechte Teilhabe für alle ermöglichen, wird ihre Aufgabe erfüllt sein. Dafür, dass dieser Zeitpunkt nie eintritt, sorgen nicht nur die Anderen, sondern auch die KUPF – Kulturplattform OÖ selbst. Immer steckt sie sich neue Ziele, immer muss sie die „Nase vorne haben“. Bemerkenswert dieser Bewegungsdrang: immer vorwärts zu neuen Ufern, bei gleichzeitigem Beharrungsvermögen: die „alten“ Ziele werden nicht leichtfertig aufgegeben, sondern in die neuen Aufgaben integriert. So war sie gleich am Anfang mit dabei, als in Österreich endlich Freie Radios senden durften. Seit der Lizenzierung von Radio FRO 105.0 als erstes Freies Radio in Oberösterreich ist die KUPF – Kulturplattform OÖ als Gesellschafterin beteiligt und produziert wöchentlich eine Sendung. Die Kommunikationsformen des neuen Jahrhunderts wie Twitter, Facebook, Blog hat sie selbstverständlich ebenfalls sofort bespielt, dabei aber die KUPF Zeitschrift, ein gut eingeführtes viermal im Jahr erscheinendes Printmedium, nicht aufgegeben. Ein kulturpolitisch brisanter Wurf war 1995 die Erfindung des Innovationstopfes. Durch die Möglichkeit, hier die Themen und den Förderablauf selbst zu bestimmen, wird „Good Governance“ und Innovationsförderung vorgeführt. Ausschreibungsthemen

wie: „Provokation“ 2006, „macht:demokratie“ 2008, „abseits“ 2009 oder „Mit Sicherheit“ 2010 waren der öffentlichen Diskussion immer ein wenig voraus. Entsprechend irritiert reagierte die Politik auch zuletzt auf die ausgewählten Projekte. Aber in der NGO-Szene fanden sich begeisterte Nachahmerinnen. Nicht zuletzt die Tatsache, dass Projekte nicht mehr durch den Subventionsgeber gekürzt werden, sondern ein „Alles oder Nichts“-Prinzip vernünftiges Arbeiten ermöglicht, durchbricht die öffentliche Förderlogik. Auch die bis dahin nur im Bachmann-Kontext bekannten öffentlichen Jurysitzungen entwickelten sofort (im Gegensatz zur medial aufgeladenen Wörthersee-Variante) eine respektvolle und emanzipatorische Version. Die Vorstellung,Beiratssitzungen öffentlich zu gestalten, ist in den meisten Institutionen bis heute ein unerhörter Tabubruch und für viele Beamtinnen, Beiräte und Jurys eine Zumutung. Aber die KUPF – Kulturplattform OÖ mutet der Gesellschaft ALLES zu, die Publikation „ZuMUTungen“ stellt ein beneidenswertes Stück komprimierte Kulturpolitik „von unten“ dar und behandelt Themen, mit denen sich nicht nur Kulturpolitikerinnen dringend auseinandersetzen müssen. Die KUPF – Kulturplattform OÖ ist eine vom Potenzial ihrer Mitglieder getriebene Organisation UND eine ihre Mitglieder antreibende Kraft, in diesem Zusammenspiel entwickelt sie eine Strahlkraft, die weit über Oberösterreich hinaus reicht. Wenn Politik und Verwaltung so arbeiten würden wie die KUPF – Kulturplattform OÖ, würde aus dem Spiel mit der Selbstauflösung als Ziel vielleicht noch Ernst. In diesem Sinne schreibe ich der KUPF – Kulturplattform OÖ zu ihrem Geburtstag ein Zitat von Stanislaw Jerzy Lec ins „Freundschaftsalbum“: „Viele, die Ihrer Zeit vorausgeeilt waren, mussten in sehr unbequemen Unterkünften auf sie warten“. Liebe KUPF – Kulturplattform OÖ bitte weiter so, ihr seid großartig.

 

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