Die KUPF bat Künstlerinnen, Kulturschaffende und Expertinnen ihre Meinung zu den Vorfällen rund um den Innovationstopf 2010 kundzutun. Hier findet sich ein kleiner Auszug. Alle Statements sind auf http://www.zumutungen.at nachzulesen.
Punkt. Wenn Landeshauptleute beurteilen, was Kunst ist und was nicht, dann liegt ein Rückschritt vor, der zumindest in die 50er und 60er Jahre zurückführt. Die Einführung von Beiräten, die vollkommen autonom eine solche Beurteilung vornahmen, war mit eine Entwindung aus den Zensurverhältnissen politisch dunkelster Zeiten. Aber. Wenn die Kunst der Verfassung folgend frei ist, dann kann kein Landeshauptmann, dann darf kein Politiker überhaupt, eine solche Wertung vornehmen. Der Künstler und die Künstlerin stellen jene Instanz dar, die in der Schaffung des Werks die verfassungsversprochene Freiheit dieses Werks zur Erscheinung bringen. Die, ohnehin dann insgesamt nicht zulässige Beurteilung, ob ein Werk nun diese Freiheit zur Erscheinung bringt und daher Kunst genannt werden soll, kann – prekärerweise – ohnehin nur am fertigen Werk vollzogen werden. Bevor das Werk entstanden ist, kann also diese, auch schon falsche Beurteilung nicht getroffen werden. Auch von einem Landeshauptmann nicht. Was sich als absurd herausstellt, sind die Einreichungen, die von einem Politiker weitergedacht, in dem Denken dieses Politikers keine Kunst werden können, weil dieser Politiker kein Künstler ist. Imgrund ist damit jede Einreichung keine Kunst, weil der Entwurf nicht nach-gedacht werden kann. Eine vollkommen andere Förderung ist notwendig. Eine Kunstförderung, die wiederum die Freiheit an sich zum Ziel hat und nicht die angepaßten Dekorationen, die die Politiker sich vorstellen können. Was sich auch herausstellt ist, daß die postbürgerliche Hegemonie die Freiheit der Kunst nicht verteidigt und damit einmal mehr den Raum eines Demokratischen selbst verkleinert. Es ist halt eine der Aufgaben der Demokratie, Freiheit zu verteidigen und es ist durchaus logisch, daß das gegen eine Partei erfolgen müßte, die sich „freiheitlich” nennt und die damit die Freiheit in ein Adverb verdreht, daß nur noch eine zur Disposition gestellte Beschreibung der Handlung des Verbs ist und nicht mehr das Ziel selbst. Kunst. Das ist eine Intention die Wahrheit zu finden. Die Suche nach der Wahrheit einzuschränken ist eine Intention des Autoritären und darin antidemokratisch. Um das alles festzustellen, muß niemand, darf niemand einen Entwurf beurteilen. Und. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, daß Freiheit in einer Abgrenzung zu Freiheitlichkeiten verteidigt werden muß. Auf welches Konto soll ich meinen Beitrag für die Ausführung dieser Projekte einzahlen?
Marlene Streeruwitz, Autorin
Kultur ist die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen. An und in der Politik können wir oft ablesen, wie viel Kultur wir haben. Ein hohes Maß an Kultur zeigt jedenfalls, daß in Österreich Juryentscheidungen respektiert werden. Ich glaube, so sollte es auch bleiben. Damit könnte das Land Oberösterreich einer eigenen Tradition gerecht und treu bleiben. Alles Politische muß Gegenstand intellektueller, künstlerischer und wissenschaftlicher Auseinandersetzung sein können. Davon lebt die Demokratie! Auch beim KUPF Innovationstopf.
Peter Androsch, Musiker und Komponist/ Linz
Neben seinen inhaltlichen Impulsen hat der „Innovationstopf ” auch Maßstäbe für die sorgfältige und transparente Abwicklung von Förderungen gesetzt. Die Ausschreibung, die öffentlichen Jurysitzungen und die damit verbundenen Begründungen sorgen für Qualität und Transparenz. Es ist daher ein Mindesterfordernis, dass auch das Land Oberösterreich diesen Standard einhält und die Nicht-Förderungen in gleicher Qualität ausführlich begründet und öffentlich vertritt. Es darf nicht dazu kommen, dass FPÖ-Aussendungen die Stimmen qualifizierter ExpertInnen übertönen. Der pauschale Einwand des „fehlenden künstlerischen oder kulturellen Inhalts“ verfehlt das Wesen eines zeitgenössischen Kulturbegriffs, dem der Innovationstopf dezidiert gewidmet ist, und brüskiert die Beteiligten. Das Land Oberösterreich hat die Autonomie dieses Förderinstruments immer geachtet und sollte bei dieser respektablen Haltung bleiben.“
Martin Fritz, 2004 bis 2009 Leiter des Festival der Regionen, ist Kurator und Publizist in Wien
Als Mitglieder der Jury, die die Projekte des Innovationstopf 2010 „Mit Sicherheit?“ zu bewerten hatte, sind wir konsterniert und erschüttert ob der Vorgehensweise der Landeskulturdirektion. Wir sind unserem Auftrag nachgekommen, die Projekte einer Bewertung zu unterziehen, im Wissen um die Kriterien, die die KUPF kommuniziert hat. Wir sind unserem Auftrag nachgekommen, Begründungen für die Zu- und Absage zu formulieren, im Sinne eines Feedbacks an die ProjekteinreicherInnen. Wir sind davon ausgegangen, dass unsere Empfehlungen von der Landeskulturdirektion übernommen werden. Wir wurden eines Besseren belehrt. Wir haben die Aufgabe sehr ernst genommen, uns die Projekte genau angeschaut, teilweise – für die ProjekteinreicherInnen – schmerzliche Kürzungen vorgenommen (bis zu 50% z.B. bei „Wachschatten“). Wir sind davon ausgegangen, dass die Landeskulturdirektionmit gleichem Ernst an die Sache herangeht! Wir wurden eines Besseren belehrt. Uns wurde durch diese Entscheidung der Landeskulturdirektion die Expertise aberkannt, unsere Kompetenz ad absurdum geführt. Wir wollen nicht lamentieren. Wir wollen klar machen, dass es Unkultur ist, intransparent und unter Verzicht auf geltende Standards der Kommunikation in autokratischer Art und Weise zu entscheiden. Wir wollen auch klar machen, dass es Aufgabe der Landeskulturdirektion und des Landeskulturreferenten ist, den im Raum stehenden Verdacht der politischen Einflussnahme zu entkräften. Wir fordern, dass unsere Empfehlungen ernst genommen werden. Wenn das Land Oberösterreich ein Kulturland bleiben will, dann müssen auch Verfahrens- und Kommunikationsstandards aufrecht erhalten (bzw. eingeführt werden.
Die Jury des KUPF Innovationstopf 2010, Juliane Alton, Belinda Kazeem, Erich Möchl, Thomas Rammerstorfer, Caroline Asen