Von den Möglichkeiten, ein Kulturleitbild umzusetzen

Salzburger Erfahrungen mit einem Kulturleitbild.

 

von Sabine Jenichl

Die Kulturförderung sollte in Zukunft nicht mehr von Lippenbekenntnissen abhängen, sondern im Stadtrecht verankert werden. In diesem Sinne initiierte Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) im Jahr 2000 die Entwicklung „des Kulturleitbildes und des Kulturentwicklungsplanes“ der Stadt Salzburg.

Unter Miteinbeziehung aller Kulturschaffenden aus den unterschiedlichsten Bereichen wurde, so Schaden, „ein Papier erstellt, das sich von bisherigen Kulturkonzepten ganz wesentlich unterscheidet“. Auf seiner Liste ganz oben stehen „die Förderung zeitgenössischer Kultur, eine transparentere und raschere Kulturförderung sowie der institutionalisierte Dialog mit den Kulturträgern“. Das Anfang Juli vom Salzburger Gemeinderat abgesegnete Papier wurde mit einem Aufwand von mehr als 1 Million Schilling (72.672,83 Euro) innerhalb eines Jahres erstellt.

Doch bereits bei der Präsentation des fertigen Produkts im März dieses Jahres hagelte es heftige Kritik – allen voran die Vertreter der Salzburger Kulturstätten. Von „konzeptueller Schwammigkeit“, „Antiquiertheit“ oder „Schrebergartenmentalität“ war die Rede.

Geht es nach Thomas Randisek, Geschäftsführer des Dachverbandes Salzburger Kulturstätten, ist dieses „No-Na-Net-Papier“, in seiner „gesamten Substanz – vom Kulturbegriff über die Methoden bis hin zu den Maßnahmen“ zu kritisieren. Peter Huber von „Tanzimpulse Salzburg“ spricht gar von einem „Kulturleidbild“. Was ihn, Randisek, jedoch am meisten erzürnt, ist die bei der Entwicklung des Leitbildes „permanent angestrebt Suche nach Harmonie“. Denn „die Widersprüche zwischen Hochkultur und „freier“ Szene sind „einfach zu groß“. Barbara Köstler-Schruf, vom Salzburger Kulturamt, ist da anderer Ansicht. Sie spricht vom Kulturleitbild als „Brücke zwischen Tradition und Innovation“ und hält trotz „anfänglichem Risiko“, den „Konsens zwischen Kultur, Wirtschaft und Politik für hergestellt“.

Wie im Zeitplan vorgesehen, wird mit der Umsetzung der ersten Maßnahmen noch im Herbst begonnen. Doch vorweg muss, „eine Konstruktion für die Geldverwaltung geschaffen werden“, so Köstler-Schruf im Kupf-Gespräch. Ob Fonds oder Stiftung – darauf habe man sich „noch nicht geeinigt“. Die Höhe der Dotierung jedoch wurde bereits fixiert und beträgt 50 Millionen Schilling (366.364,71 Euro). Die bei der Erstausschüttung zu erwartenden Zinserträge von etwa 2 Millionen Schilling (145.345,65 Euro) sollen „ausschließlich kulturellen Zwecken zugeführt werden“, versichert die Kulturbeamtin. „Wenigstens ein Punkt, den die ÖVP in das künftige Kulturleitbild hineinreklamiert hat und Aufmerksamkeit verdient“, so Randisek.

Diese „nachhaltige Finanzierungsform“ hält er für eine „reale Chance, die „freie“ Kulturförderung anzuheben“. Im gleichen Atemzug verweist er aber auf den bestehenden Gemeinderatsbeschluss der Stadt Salzburg, die Kulturförderungen 2002 abermals um 3 Prozent zu kürzen. „Ein absoluter Widerspruch“. Wegen dieser zeitgleich vorgenommenen Subventionskürzungen hatten bereits im Vorfeld des Projekts einige Kulturschaffende ihre Mitwirkung aufgekündigt.

Auf die neuerlichen Einsparungen im Kulturbudget angesprochen, stellt sich für Myrto Dimitriadou, Vorstandsvorsitzende des Dachverbandes und Leiterin des „freien“ Theaters Toihaus, die Frage, woher das Geld für die Umsetzung des Papiers kommen soll. „Es ist schlichtweg nicht vorhanden“. Dieser Meinung kann sich Huber nur anschließen und wirft den Politikern in diesem Zusammenhang „Unverantwortlichkeit“ vor. Denn „wer kein Geld hat, sollte logischerweise keines ausgeben.“ Dem hält Köstler-Schruf entgegen, dass „die zuständigen Kulturpolitiker versuchen werden, zusätzlich aus der Privatwirtschaft Gelder zu lukrieren“. Damit die Chose nicht zum Stillstand kommt, soll der Salzburger „Kulturleitfaden“ im Rahmen einer Dialogplattform permanent weiterentwickelt werden. Der Wunsch, die Diskussion fortzusetzen sei, so Köstler-Schruf, „von den Vertretern aller drei Bereiche gekommen“.

 

Sabine Jenichl

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